In existenzieller Not durch Corona – das Leiden der Tierparks
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NMLWFOUXKZHADLO5YHYBI73GTA.jpeg)
Trostlos: Der sonst gut besuchte Westküstenpark in St. Peter-Ording ist angesichts des Coronavirus leer. Die Pandemie trifft die Tierparks hart.
© Quelle: Frank Molter/dpa
St. Peter-Ording. Auch Zoos und Tierparks sind Opfer der Coronakrise. Ohne Besucher gibt es keine Einnahmen, doch die Kosten für Pflege und Ernährung der Tier laufen weiter.
Zoos und Tierparks in der Corona-Krise: Einnahmen bleiben aus
Auf seinem täglichen Rundgang durch den Westküstenpark in St. Peter-Ording verharrt Zoodirektor Peter Marke jedes Mal lange am Robbarium. “Die Seehunde sind völlig relaxt”, sagt er. Auch die Girgentana-Ziegen im Streichel-Gehege genießen die Frühlingssonne. Ebenso wie die wenige Tage alten Owambo-Ziegen, die ihre Lebensfreude mit wilden Bocksprüngen zeigen. Doch der tierische Nachwuchs – sonst ein Highlight für Groß und Klein – ist in diesem Frühjahr nur über sozialen Medien erlebbar. Weil Besucher frühestens nach Ostern wieder in den Westküstenpark und die anderen Tierparks Schleswig-Holsteins dürfen –vielleicht auch erst später, je nach Entwicklung der Corona-Pandemie.
“Wir haben immer noch nicht unsere Winterquartiere geräumt”, erzählt Marke am Ende des Rundgangs. “Die Pelikane könnten eigentlich raus, aber sie sind noch hinten auf dem Betriebshof. Das ist einfacher für uns, denn ich weiß nicht, ob Mitarbeiter ausfallen oder wir selbst unter Quarantäne gestellt werden. In den Winterquartieren ist das Fütterungsmanagement einfacher.”
Trotz Corona: Tiere müssen versorgt und Mitarbeiter bezahlt werden
Der Zustand stellt die Parks vor Probleme, der Betrieb muss auch ohne Einnahmen weiterlaufen. Die Tiere müssen versorgt und die Mitarbeiter bezahlt werden. Ausgaben also wie immer. “Wir haben seit 15. Oktober keine Umsätze mehr gefahren”, sagt Marke. Für die Wintermonate sei das völlig normal. Für sie werde in der vorangegangenen Saison Reserven angespart. Im Frühjahr jedoch müsse wieder Geld verdient werden, für den laufenden Betrieb, aber auch schon für Rücklagen für den nächsten Winter. Stattdessen geschlossene Pforten. “An der Seeadler-Voliere können wir nicht weiter bauen, und auch die anderen Renovierungsmaßnahmen, die jedes Jahr in den Wintermonaten anfallen, können nicht stattfinden, weil das Geld nicht da ist”, sagt Marke.
Die "Arche Warder" hat ebenfalls Geldsorgen, auch sie musste wegen des neuen Coronavirus schließen. Dabei wären die Besuchserlöse zu Ostern und im Frühjahr enorm wichtig für den Tierpark gewesen, da sie nach der langen Herbst- und Winterphase mit den vielen Stürmen und hohen Niederschlagsmengen einen erheblichen Anteil am Budget haben. Durch die Schließung des Parks brechen im April rund 70 Prozent der Einnahmen weg, sagt Tierparkdirektor Kai Frölich. "Doch die Tiere und deren tiermedizinische sowie pflegerische Versorgung sollen unter der Krise keinesfalls leiden."
Tierpark ohne Einnahmen: Zwangsschließung existenzbedrohend
Für den Tierpark Neumünster ist die Zwangsschließung existenzbedrohend, sagt Direktorin Verena Caspari. “Ostern ist unser wichtigstes Wochenende im Jahr.” An dem Wochenende verdiene der Zoo mit seinen mehr als 700 Tieren normalerweise schon den “Winter-Speck”. Doch das Selbstverdienen funktioniert in diesem Jahr nicht. Dem Tierpark werden in diesem Frühjahr rund 175 000 Euro Einnahmen fehlen, sagt sie. Und staatliche Hilfen sind bislang auch nicht in Sicht. “Denn wir sind ein Verein. Die staatlichen Hilfen für Kleinunternehmer gelten jedoch für einen Verein nicht.”
Auch für den Wildpark Eekholt hat die zwangsweise verfügte Schließung existenzbedrohende Auswirkungen, sagt Geschäftsführer Wolf-Gunthram von Schenck. Denn neben den Einnahmen durch Eintrittsgeld sei die Umweltbildung das finanzielle Fundament der privat geführten Einrichtung. "Es hat auf einen Schlag zig Stornierungen von Schulklassen und Kindergärten gegeben", sagt von Schenck.
RND/dpa