Zahnpasta im Test: Knapp jede zweite fällt durch
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Stark schäumende Zahnpasta kann zwar dazu beitragen, Essensreste wegzuspülen – sie kann allerdings auch schädlich für die Schleimhäute sein.
© Quelle: dpa-tmn
Hannover. Ob für besonders empfindliches Zahnfleisch, gegen Verfärbungen der Zähne oder Kinderzahnpasta speziell für Milchzähne: Das Angebot an Zahnpasten ist riesig. Öko-Test hat deshalb 400 Zahncremes getestet. 199 Produkte wurden als "mangelhaft" oder sogar "ungenügend" bewertet. Doch warum fällt beinahe jede zweite Zahnpaste durch?
Vor allem Naturkosmetik enttäuscht
Im Rahmen des Tests hat das Verbrauchermagazin 65 Bio-Zahnpasten für Erwachsene überprüft – darunter sowohl Universal-Zahncremes als auch welche für empfindliche und weißere Zähne, mit oder ohne Fluoridzusatz. In rund 80 Prozent der Fälle fehlt ein nachweisbarer Schutz vor Karies: Nur 13 der Produkte enthielten ausreichend Fluorid und wurden als „sehr gut“ bewertet. Darunter zählen zum Beispiel die Eigenmarken der Drogeriemärkte Rossmann und Dm. Eine weitere Bio-Zahnpasta war „befriedigend“.
Umstrittene Inhaltsstoffe in vielen Zahnpasten
Die schlechten Testergebnisse der 199 durchgefallenen Zahnpasten hängen oft mit umstrittenen Inhaltsstoffen wie löslichen Kunststoffen zusammen. Das betrifft zum Beispiel drei Produkte von „Colgate Total“.
Plastikverbindungen werden in Kosmetik in halbfester, gelartiger oder flüssiger Form als Filmbinder oder Bindemittel eingesetzt. „Wie sich solche schwer abbaubaren, wasserlöslichen Stoffe auf die Umwelt auswirken, ist bisher unbekannt“, so Öko-Test.
Das Magazin rät außerdem von Pasten mit Triclosan ab: Der umstrittene Bakterienkiller kann laut Experten zur Resistenz gegen Antibiotika beitragen. Eine weitere Substanz, die vermieden werden sollte, ist das in jeder vierten Zahncreme nachgewiesene Natriumlaurylsulfat. Sie ist auch in Reinigungsmitteln enthalten und dient der Bildung von Schaum, um – im Falle der Zahncreme – Essensreste und Zahnbelag wegzuspülen. Laut Öko-Test gilt Natriumlaurylsulfat jedoch als aggressiv und kann die Schleimhäute reizen.
Kinderzahnpasta im Test
Dem Test mussten sich außerdem 47 Kinderzahncremes für Milchzähne und 19 Juniorzahnpasten für die ersten Jahre nach dem Zahnwechsel stellen – mit und ohne Fluorid. Kinder- und Zahnärzte sind sich aber einig: Fluoridhaltige Zahnpasten sind für den Nachwuchs empfehlenswert, da sie vor Karies schützen. Bei der Dosierung sollten Eltern jedoch vorsichtig sein, weil das Risiko für eine Fluorose in den ersten Lebensjahren noch als besonders hoch gilt.
Was ist Fluorid?
Fluorid wird gerade im Netz oft diskutiert: Der Substanz wird nachgesagt, sie sei gefährlich, für den Körper unnatürlich oder gar giftig. Die Angst beruht auf einem Missverständnis – der Verwechslung von Fluorid mit Fluor. Während die in Zahnpasta enthaltene Substanz Fluorid ein einfaches Salz ist, ist Fluor ein aggressives Gas, das bei minus 180 Grad flüssig wird und sich durch alle Materialien frisst.
Kinderzahnpasten: Fehlende Auskunft über Fluoridgehalt
Hauptsächlich bemängelt Öko-Test bei Kinderzahnpasten die fehlenden Informationen der Verpackungen. Hersteller fluoridfreier Zahncremes sollten darauf hinweisen, dass Kinder bei Benutzung auf anderem Wege, etwa durch Tabletten, Fluorid zu sich nehmen sollten. Auf Zahnpasten, die die Substanz enthalten, verlangt Öko-Test hingegen eine Warnung, Kindern zusätzliches Fluorid nicht ohne ärztlichen Rat zu geben. Nur so sei sichergestellt, dass Kinder weder über- noch unterversorgt werden.
Zahncremes mit Fluorid haben wissenschaftlich belegte Vorteile:
• Fluoride unterstützen die Remineralisation: Sie helfen dabei, die Kalziumphosphate schneller in den Zahnschmelz einzubauen. Vorteil: Die Zeit für Bakterien, die Schwachstellen im Schmelz zu nutzen, wird kürzer und das Risiko Karies dadurch geringer.
• Sie bilden eine Art Schutzfilm um die Zähne. Wenn Säure entsteht, wird diese bereits aus der Deckschicht neutralisiert – die Mineralien im Zahnschmelz bleiben vor Ort.
• Gerade im Kindesalter tragen Fluoride dazu bei, dass der Zahnschmelz gefestigt und eine stabile Mikrostruktur gesichert wird. Der Zahn wird widerstandsfähiger gegen eine Zerstörung durch Säure.
Krebserregende oder giftige Metalle in Baby-Zahnpasten
Blei ist nervenschädigend, Cadmium krebserregend, Antimon wirkt giftig, wenn es in die Blutbahn gelangt: Aus gutem Grunde sind diese Stoffe in Kosmetika verboten. In den im Test kritisierten Produkten liegen die gemessenen Gehalte leicht über den Mengen, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als technisch unvermeidbare Spuren ansieht. In den Zahnpasten von "Pure Beginnings" zum Beispiel überschreite der Aluminiumgehalt die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge weit.
Vorsicht ist auch bei Zink geboten: Kinder sollten zwar Zink zu sich nehmen – der Bedarf ist über Lebensmittel jedoch gedeckt. Ein Zuviel kann dem Nachwuchs im Zweifelsfall schaden. Deshalb rät auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) von Kinderzahncremes mit Zink ab.
Von RND/jo