10 bis 20 Prozent der erkrankten Hunde sterben

Wiesenzecken: Warum sie auch bei niedrigen Temperaturen für Hunde lebensgefährlich sind

Kann die sogenannte Hundemalaria übertragen: Die Auwaldzecke, von Experten eher Wiesenzecke oder Buntzecke genannt, breitet sich auch im Kreis Gifhorn weiter aus.

Eine Winterpause gibt es für dieses Spinnentier nicht: Selbst wenn es am Morgen noch Bodenfrost gibt, ist die Wiesenzecke tagsüber aktiv.

Hannover. Sie ist etwas größer als der heimische Holzbock, hat ein auffällig beige-braun marmoriertes Schild und fällt oft in Scharen über ihr Opfer her: die Wiesen- oder Buntzecke. Lange Zeit wurde der Parasit unter der Bezeichnung Auwaldzecke geführt, weil er besonders die Auwälder bevölkert hat.

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Das hat sich mittlerweile geändert: „Noch vor ein paar Jahren ist die Zecke vor allem in Berlin, Brandenburg und Sachsen aufgetreten. Nun hat sie sich in relativ kurzer Zeit über ganz Deutschland ausgebreitet“, sagt Prof. Christina Strube, Direktorin des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Viele Tierärzte schlagen Alarm: Denn ein Stich von einer Wiesenzecke kann für Hunde lebensgefährlich sein. „Wiesenzecken können Blutparasiten übertragen, die die Hunde-Babesiose auslösen“, erklärt Strube.

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Ähnlich wie bei der Malaria würden dabei parasitäre Einzeller in die roten Blutkörperchen des Hundes eindringen und diese schließlich zerstören. Eine ernst zu nehmende Gefahr: „10 bis 20 Prozent der erkrankten Hunde sterben daran – häufig hilft nicht mal mehr eine intensive Behandlung.“

Zecke an Kälte angepasst

Eine Winterpause gibt es für dieses Spinnentier nicht: „Selbst wenn es am Morgen noch Bodenfrost gibt, ist die Wiesenzecke tagsüber aktiv – sie hat sich an die Kälte angepasst“, sagt Strube.

Vor allem nach Spaziergängen in hohem Gras oder in Übergangszonen am Waldrand würden Hundehalter und Hundehalterinnen nicht selten gleich mehrere Exemplare an ihren Hunden absammeln.

Es gibt einige Symptome, die auf eine Infektion hinweisen: „Die Krankheit zeigt sich vor allem in hohem Fieber von über 40 Grad. Außerdem wird das Tier schlapp und apathisch, und es sieht zunehmend blasser aus. Diese Symptome treten innerhalb von drei Wochen nach dem Zeckenstich auf“, erklärt Strube. „Dann heißt es: Sofort in die Klinik, der Hund ist dann ein Notfallpatient.“

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Absuchen reicht nicht

Doch wie können Herrchen und Frauchen ihren Vierbeiner schützen? „Das regelmäßige Absuchen nach dem Spaziergang ist nicht sicher genug“, warnt Strube. Sie rät deshalb zu einer effektiven Zeckenbekämpfung mit einem Medikament.

„Nicht für jeden Hund und sein Lebensumfeld ist jedes Präparat gleich gut geeignet. Welches Präparat im individuellen Fall das optimale ist, können die Haustierärzte am besten einschätzen“, weiß die Expertin, die von ungeprüften Mitteln aus dem Internet dringend abrät.

Strube stellt noch mal klar: „Nicht jede Wiesenzecke trägt den Babesiose-Erreger in sich. Das heißt, nicht jeder Stich der Wiesenzecke führt zu einer Erkrankung.“ Aber die Hotspots mit infizierten Zecken würden zunehmen: Neue Herde gebe es zum Beispiel im Raum Magdeburg sowie im Rhein-Main-Gebiet im Frankfurter Raum.

Hunde reisen mit Erreger

Für die Ausbreitung der Wiesenzecke sieht die Fachtierärztin unterschiedliche Gründe: „Der Klimawandel und andere menschliche Umwelteinflüsse gehören dazu.“ Aber auch die Renaturierung schaffe mit zusätzlichen Brachflächen Lebensräume für Zecken.

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„Nicht zuletzt hat Corona dafür gesorgt, dass sich die Wiesenzecke stärker verbreiten konnte: Schließlich haben wir in der Pandemiezeit vor allem in Deutschland Urlaub gemacht – und sind mit den Tieren durchs ganze Land gereist.“

Auch deshalb sei es so wichtig, die Hunde mit speziellen Medikamenten prophylaktisch zu schützen: „Die Mittel töten die Zecken innerhalb weniger Stunden ab. Die Hunde können so die Krankheit nicht weiter übertragen.“ Nur so könne eine weitere Ausbreitung der mit Babesien infizierten Wiesenzecken – die übrigens nicht für den Menschen gefährlich sind – verhindert werden.

Biss oder Stich?

Übrigens: Zecken besitzen einen Stech- und Saugapparat. Dieser besteht einerseits aus zwei scherenartigen Mundwerkzeugen, mit denen sie die Haut ihres Opfers aufschneiden bzw. aufreißen, und andererseits aus dem Hypostom zum Stechen.

Zeckenstich ist daher der zutreffende Begriff.

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