Wetterdaten zur Wassersituation

Wo es in Deutschland gerade zu trocken ist – und wo zu nass

Traktoren bringen Sonnenblumen-Saatgut auf einem Feld aus.

Traktoren bringen Sonnenblumen-Saatgut auf einem Feld aus.

Die einen haben zu viel davon, die anderen zu wenig: Wasser bleibt auf der Erde ungleichmäßig verteilt. Die Wassermengen variieren je nach Land, Region, Stadt oder sogar Gemeinde. Südeuropäische Länder wie Spanien kämpfen zum Beispiel gerade gegen eine extreme Trockenheit. Der Stausee in Belmez in der Sierra Morena liegt seit Anfang April trocken. Eigentlich bezieht die spanische Gemeinde daraus ihr Trinkwasser.

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Klar ist: So schnell, wie das Wasser verschwunden ist, wird es wohl nicht nachkommen. Zumal der Klimawandel für immer weniger Niederschläge sorgt.

Und Deutschland? Droht auch hierzulande bald ein solcher Wasserengpass? Expertinnen und Experten hatten zuletzt vor einem Dürrewinter in Europa gewarnt. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gibt jetzt leichte Entwarnung: So dramatisch wie in Spanien sind die Wasserkapazitäten hierzulande nicht; aber auch hier werden die Böden ortsweise immer trockener.

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Landwirtschaft kann aufatmen

Dass in Deutschland kein Wassermangel wie in Südeuropa herrscht, ist vor allem den hohen Niederschlagsmengen in den vergangenen Monaten zu verdanken. Sowohl der März als auch der April waren nach Berechnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) besonders niederschlagsreich. Demnach war der Frühling so nass wie zuletzt vor zehn Jahren. Das hat dazu geführt, dass die oberen Bodenschichten bis auf 60 Zentimeter „gut durchfeuchtet“ seien und Dürre keine Rolle mehr spiele, sagt Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors. „Für die Landwirtschaft ist in diesem Jahr daher nicht mit besonderen Trockenproblemen zu rechnen.“

Das Problem bei zu großer Trockenheit ist nicht nur, dass Pflanzen unter Stress geraten, weil ihnen wichtige Nährstoffe fehlen. Sondern sind Böden zu trocken, können sie wasserabweisend werden. Fachleute sprechen von der Benetzungshemmung. Gemeint ist, dass sich Fette und Wachse von organischen Bodensubstanzen wie abgestorbenen Pflanzen auf den mineralischen Bodenschichten ablagern. Dadurch können die Böden weniger Wasser speichern, erklärt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Das Wasser fließt stattdessen an der Oberfläche ab, der Untergrund bleibt trocken. Starkniederschläge können somit schnell zu Überschwemmungen führen und Bodenerosionen beschleunigen.

Doch zum Glück ist die Deutschlandkarte des UFZ zur Dürre im Oberboden am 28. Mai 2023 weitgehend weiß. Das heißt, es gibt nur vereinzelt zu trockene obere Bodenschichten – vor allem im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, im südlichen Niedersachsen und Sachsen. Auch in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt weist die Karte einzelne gelbe Flecken auf, die für „ungewöhnlich trocken“ stehen.

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Wo es in Deutschland zu nass ist

Stellenweise sind die Böden durch die anhaltenden Niederschläge sogar zu feucht geworden. Die aktuelle Karte des DWD (Stand: 29. Mai 2023) zur Bodenfeuchte in Deutschland umfasst gleich mehrere Regionen, in denen die nutzbare Feldkapazität (nFK) bei rund 100 Prozent liegt. Im östlichen Nordrhein-Westfalen zum Beispiel, genauso wie im Süden Bayerns und Baden-Württembergs. Die sandigen Lehmböden sind hier mit Wasser überversorgt. Zu viel Wasser verdrängt die Bodenluft, den Pflanzen mangelt es irgendwann an nötigem Sauerstoff.

Bei leichteren Böden wie lehmigem Sand oder Gras zeigt sich ein anderes Bild: Das Wasserangebot ist in den meisten Teilen Deutschlands ausreichend. Doch der DWD erwartet, dass die Böden weiter austrocknen werden. Bis zum Ende der Woche werde die Bodenfeuchte um zehn bis 15 Prozent nFK weiter zurückgehen, „so dass sich die Gebiete mit einer Bodenfeuchte unter 40 Prozent nFK ausweiten werden“, prognostiziert die Behörde in ihrem aktuellen Situationsbericht.

Lehmige Sandböden haben aktuell mehr mit Trockenheit zu kämpfen (li.) als sandige Lehmböden.

Lehmige Sandböden haben aktuell mehr mit Trockenheit zu kämpfen (li.) als sandige Lehmböden.

An diesen Orten ist der Boden zu trocken

Ein Problem stellen aktuell vorwiegend die tieferen Bodenschichten dar. Sie sind in vielen Regionen weiterhin zu trocken. Wie die Deutschland-Karte des UFZ zur Dürre im Gesamtboden in circa zwei Metern Tiefe verdeutlicht, ist besonders der Norden Sachsen-Anhalts, Brandenburg sowie der Osten Sachsens betroffen. „Daher haben sich auch die Grundwasserstände noch nicht so stark erholt, wie das normalerweise im Winterhalbjahr der Fall ist“, sagt Marx. Auch einige Wälder hätten noch zu wenig Wasser.

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Der Osten Deutschlands ist schon in den vergangenen Jahren häufiger Dürrehotspot gewesen. Warum? „Der Osten Deutschlands zeichnet sich durch kontinentales Klima aus“, erklärt Marx, „daher regnet es im Jahresdurchschnitt weniger als im atlantischen Klima im Westen und Süden.“ In Brandenburg würden zum Beispiel die sandigen Böden noch eine Rolle spielen. Sie könnten das Wasser nicht lange speichern und somit schneller wieder austrocknen. „Dürren lösen sich daher häufig langsamer auf.“

Auch im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, in Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern gibt es Regionen, in denen tiefere Bodenschichten unter Wasserknappheit leiden. Bis Ende Mai habe sich die Gesamtbodendürre auf mehr als 70 Prozent der Fläche Deutschlands aufgelöst, erklärt Dürremonitor-Leiter Marx. „In den verbleibenden Dürregebieten ist eine Auflösung über den Sommer zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich.“ Als Gründe nennt er die warmen Temperaturen, die zu einer hohen Verdunstung führen, und den Wasserverbrauch von Pflanzen. „Es bleibt also eher das Hoffen auf das nächste Winterhalbjahr.“

Wir haben diesen Artikel am 30. Mai 2023 umfassend aktualisiert.

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