Berlin. Das stille Örtchen, der Lokus, der Pott – für Toiletten finden sich allein in der deutschen Sprache zahlreiche Begriffe und Synonyme. Das eigene WC (englisch: water closet) ist für die meisten Menschen in Deutschland selbstverständlich. Weltweit betrachtet sieht das anders aus.
Der Welttoilettentag am 19. November soll darauf aufmerksam machen, dass einem großen Teil der Menschheit der Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen noch immer fehlt. Fragen und Antworten zum Abort.
Geschichte: Klo mit Spülung seit 1775
Die ältesten bisher bekannten Kanalisationen sind 3500 bis 3000 v. Chr. von den Sumerern im Zweistromland erbaut worden. Von 3000 bis 500 v. Chr. bauten Babylonier und Assyrer Klos aus zwei kleinen Mauern mit einem schmalen Zwischenraum, in den die Fäkalien fielen. Mit dem Badewasser wurden sie in die Kanäle gespült. Im alten Griechenland und in Rom gab es einige öffentliche Abortanlagen mit ständiger Wasserspülung.

Das erste Klo mit Spülung soll der Brite John Harington Ende des 16. Jahrhunderts erfunden haben. 1775 ließ sich Alexander Cumming ein Patent auf die Toilette mit Spülung ausstellen. Seine Toilette hatte als erste einen sogenannten Siphon, der als Geruchsverschluss dient.
Sanitärversorgung: Laut UN weltweite Hygienekrise
Nach Daten der Vereinten Nationen leben 4,2 Milliarden Menschen weltweit ohne sichere Sanitärversorgung. 893 Millionen Menschen erledigen ihr Geschäft im Freien. Werden menschliche Ausscheidungen nicht hygienisch entsorgt, können darüber Krankheiten übertragen werden. Jährlich sterben dadurch nach Schätzungen rund 400.000 Menschen. Weltweit nutzen rund zwei Milliarden Menschen Wasserquellen, die durch Fäkalien verunreinigt sind. Die UN sprechen von einer weltweiten Hygienekrise.

Verstopfungen: Viele Dinge gehören nicht ins Klo
34 Liter Wasser pro Kopf nutzen etwa die Menschen in Berlin im Mittel jeden Tag für die Toilettenspülung. Viele Toiletten haben inzwischen zumindest Spartasten. Statt mit 8 spülen sie dann mit rund 4,5 Litern Wasser. Das Spülwasser hilft dabei, den Dreck zum nächsten Pumpwerk zu befördern. Es müsse immer mal wieder nachgespült werden, sagt ein Sprecher der Berliner Wasserbetriebe.
Das sei auch deshalb wichtig, weil insgesamt immer weniger Wasser benutzt werde, gleichzeitig aber viele Dinge im Klo landeten, die dort nicht hingehören. Unangenehme Folge zu geringen Spülens können demnach Verstopfungen und Fettablagerungen in den Abwasserleitungen sein.
Diese Dinge gehören nicht ins Klo:
Essensreste, Medikamente, Tampons, Kondome, Slipeinlagen, Zigarettenkippen, Feuchttücher, Wattepads, Lösungsmittel, Farb- und Lackreste – all das hat nichts in der Toilette zu suchen. Derlei Dinge können für Verstopfungen und aufwendige Entsorgungsmaßnahmen sorgen sowie Schäden an den Pumpwerken bewirken. Im Klo entsorgte Essensreste locken Ratten an.
Händewaschen: 20 Sekunden lang
Eine repräsentative Befragung der Hochschule Stiftung Rehabilitation Heidelberg ergab, dass sich sieben Prozent der Menschen nicht die Hände waschen, wenn sie von der Toilette kommen. 27 Prozent waschen sich die Hände nur mit Wasser, 58 Prozent nehmen Seife dazu. Acht Prozent der Befragten waschen sich die Hände wie von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfohlen: 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife – auch zwischen den Fingern.

Kinder gewöhnen sich in ganz unterschiedlichem Tempo an die Toilette. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung macht es keinen Sinn, sie dazu zu zwingen. Im Gegenteil: Bei vielen Kindern kann das Stress und Angst auslösen.
Griff ins Klo: Kein Klopapier für die Briten?
Dass den Briten im Falle eines No-Deal-Brexits das Klopapier ausgehen könnte, hat selbst die Parlamentarier im Unterhaus schon beschäftigt. Die Regierung sagt, sie werde sich darum bemühen, die Warenströme aufrechtzuerhalten. Großbritannien importiert viele Hygieneartikel. Ein schwedischer Hersteller hatte gewarnt, dass bei einem Brexit ohne Abkommen Verzögerungen an den Grenzen und Hamsterkäufe schnell zu leeren Lagern führen könnten.
RND/dpa