Weiße Weihnachten – wegen des Klimawandels bald nur noch Schnee von gestern?
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Ein Schneemann steht auf dem Feldberg.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Leise fallen die Flocken vom Himmel. Sie lassen sich sanft auf den Häusern, Straßen und Bäumen nieder, überziehen sie mit einer dicken Schicht Weiß, während drinnen die Kinder unter dem bunt leuchtenden Weihnachtsbaum sitzen und ihre Geschenke auspacken. Immer wieder fällt ihr Blick dabei auf das wilde Flockenspiel am Fenster und in die stille, dunkle Winterlandschaft, die dazu einlädt, hinauszurennen und einen Schneemann zu bauen.
Es sind weiße Weihnachten, wie sie im Buche stehen, wie sie eigentlich in jedem Weihnachtsfilm vorkommen. Mit der Realität hat das allerdings nur wenig zu tun. Statt Schnee gab es vielerorts in Deutschland zu den vergangenen Weihnachtsfeiertagen nur Regen. Weiße Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember werden in den meisten Regionen immer seltener. Das sei nicht überraschend, hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) schon vergangenes Jahr erklärt. „Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland.“
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Nur noch alle 50 Jahre Schnee
Im vergangenen Jahr hatte der DWD zuletzt Daten seines Klimaarchivs ausgewertet. Er hatte dabei die Zeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 miteinander verglichen – mit dem Ergebnis: Die Chance auf weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland war um 13 Prozentpunkte zurückgegangen, regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte. Das entspreche einer prozentualen Abnahme von 52 Prozent für drei Tage mit Schnee an Weihnachten, hatte die Behörde mitgeteilt. Besonders betroffen sei der Süden von Deutschland.
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„Die wärmeren Temperaturen führen dazu, dass die Schneefallgrenze ansteigt im Mittel“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. „Das heißt, dass die Niederschläge in den Niederungen, in den Bergregionen und in den tieferen Lagen immer häufiger als Regen fallen, und das führt dazu, dass die Häufigkeit für weiße Weihnachten immer weiter abnimmt.“
Je mehr sich die Erde erwärmt, desto seltener werden weiße Weihnachten. Klimamodelle wie die des Alfred-Wegener-Instituts sagen voraus, dass es bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad Celsius im Nordosten Deutschlands nur noch alle 12 bis 20 Jahre Schnee zu den Feiertagen geben würde. Bei einer Erwärmung um drei Grad Celsius wären es alle 20 bis 50 Jahre, bei vier Grad Celsius nur noch etwa alle 50 Jahre. Wer dann Schnee an allen Weihnachtstagen genießen möchte, müsste dafür nach Norwegen, Russland oder in die Alpen reisen.
„Unsere Kinder und Enkelkinder werden noch mal weiße Weihnachten erleben“, ist DWD-Sprecher Friedrich überzeugt. „Vielleicht dann aber nur noch ein- bis zweimal in ihrem Leben und nicht mehr alle zehn Jahre wie jetzt.“
Schneemangel hat vielfältige Folgen
Weniger Schnee ist wohlgemerkt nicht nur ein Problem an den Weihnachtsfeiertagen. Die Winter werden grundsätzlich immer wärmer, weiße Winterlandschaften damit immer seltener. Das hat zum Beispiel Konsequenzen für den Wintersport. Um Ski fahren zu können, muss auf den Pisten künstlicher Schnee eingesetzt werden, der der Umwelt schadet. Auch für den Wasserhaushalt spielt Schnee eine Rolle: Er erneuert die Grundwasserreserven, die wiederum für die Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaft essenziell sind.
Und auch für das Klima ist Schnee ein wichtiger Faktor. Denn die weißen Schneedecken haben eine große Albedo, also ein großes Rückstrahlvermögen. Das bedeutet: Einfallendes Sonnenlicht wird vom Schnee reflektiert, was dafür sorgt, dass sich der Boden nicht so schnell erwärmt. Je kleiner die Schneedecken werden, desto geringer ist die kühlende Wirkung.
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DWD erwartet milden Winter
Ob es in diesem Jahr zu Weihnachten Schnee geben wird? Dazu seien jetzt noch keine zuverlässigen Prognosen möglich, sagte Friedrich. Frühestens zehn Tage vor den Feiertagen ließe sich abschätzen, ob es schneit und ob der Schnee auch liegen bleibt. Grund dafür sei das „chaotische System, das unsere Atmosphäre darstellt“. „Wir können das Wetter nicht exakt voraussagen“, machte der Meteorologe deutlich. „Das sind immer Näherungsgleichungen. Und je länger man rechnet und modelliert, desto mehr Fehler sind möglich.“
Bisher rechnet der DWD wieder mit einem vergleichsweise milden Winter: Die Mitteltemperatur könnte ersten Modellrechnungen zufolge mindestens zwei Grad Celsius erreichen. Damit würde der Winter zu den 33 Prozent der mildesten Winter der Referenzperiode 1991 bis 2020 gehören, hatte die Behörde Anfang November mitgeteilt. Für die Energiekrise und die steigenden Heizkosten dürfte das von Vorteil sein, für die Ökosysteme ist es das nicht.
Es gibt beim Klima aber immer eine gewisse Variabilität. Es unterliege jährlichen Schwankungen, sagte Friedrich. Das heißt: Die Hoffnung, dass in diesem Jahr zu Weihnachten Schnee liegt, muss noch nicht ganz begraben werden.