Tuberkulose, Krätze, Masern: Kehren die gefährlichen Krankheiten zurück?
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Ein Arzt zeigt einen Tuberkulose-Fall anhand eines Röntgenbildes (Archivfoto).
© Quelle: Gregor Fischer/dpa
Hannover. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen gehen in letzter Zeit oft Briefe rum, die vielen Eltern auf den ersten Blick Angst machen. Krankheiten, die längst vergessen schienen, sind wieder im Kommen und machen auch unter Kindern die Runde. Welche Krankheiten das sind und was Sie beachten sollten, haben wir für Sie zusammengestellt.
1. Masern: Nicht nur eine Kinderkrankheit
Eine Krankheit, die zunächst Symptome aufweist, die einer herkömmlichen Grippe ähneln: Bei Fieber, Husten, Schnupfen oder einer Bindehautentzündung rechnet zunächst keiner mit Masern. Erst wenn der Krankheitsverlauf so weit vorangeschritten ist, dass die roten Hautflecken sichtbar werden, schlagen bei vielen die Alarmglocken. Im schlimmsten Fall können Masern sowohl zu Entzündungen des Mittelohrs oder der Lunge, aber auch zu einer schwerwiegenden Gehirnentzündung führen.
In Deutschland wurden laut dem Robert-Koch-Institut im vergangenen Jahr 543 Fälle der Krankheit gemeldet. 2019 waren es bisher 82 Fälle.
Masern verbreiten sich per Tröpfcheninfektion
Die hochansteckende Infektionskrankheit verbreitet sich über kleine Tröpfchen in der Luft, die beim Sprechen, Niesen oder Husten verteilt werden. Die Masernviren befallen Zellen des Immunsystems und schwächen es – man ist dann anfälliger für bakterielle oder virale Krankheitserreger.
Impfungen werden empfohlen
Ein Trend, der bei vielen als besorgniserregend gilt: Einige Eltern lassen ihre Kinder bewusst nicht gegen Masern impfen. Die Zahl der Kinder mit Impfungen liegt in Bayern beispielsweise bei 92,2 Prozent. Nach Ansicht von Experten sei aber eine Quote von 95 Prozent nötig, um die Krankheit zu eliminieren. Das Problem: In Deutschland gibt es wie auch in der Schweiz und in Österreich nur Impfempfehlungen, keine Impfpflicht. Die Frage, ob eine staatlich verordnete Verpflichtung gegen Persönlichkeitsrechte verstößt, wird immer wieder öffentlich diskutiert.
2. Krätze auf dem Vormarsch
Die Skabies, umgangssprachlich auch Krätze genannt, ist eine durch die Skabiesmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit, die oft spät bemerkt wird, da die sichtbaren Symptome erst nach vier bis sechs Wochen auftreten. Grund dafür ist die Reaktion des Immunsystems auf die Eier und Ausscheidungen der Milben, die in der ersten Hautschicht, der Epidermis, gelagert werden. Es folgen ein Brennen und ein Juckreiz der Haut, der besonders nachts stark ausgeprägt ist, stecknadelgroße Bläschen und Pusteln.
In den letzten 15 Jahren waren die Zahl der Skabies-Diagnosen stark schwankend. Wissenschaftler vermuten, dass die Krankheit in Zyklen auftritt.
Schluss mit Vorurteilen
Glücklicherweise ist die Krätze, bis auf die unangenehmen Begleiterscheinungen, relativ harmlos und hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Sie verbreitet sich über intensiven Hautkontakt, etwa beim gemeinsamen Spielen von Kindern, beim Kuscheln oder beim Sex. Oft wird behauptet, Migranten würden die Krankheit nach Deutschland bringen, weil sie sich auf der Flucht mit vielen Menschen auf engem Raum befinden würden und in sich in der Zeit nicht waschen könnten. Anton Aebischer, Experte für Pilz- und Parasiteninfektionen am Robert-Koch-Institut (RKI) sagt: „An der Behauptung, dass Geflüchtete die Milben eingeschleppt hätten, ist nichts dran. Skabies hat es in Deutschland immer gegeben.“
Wie man Krätze wieder los wird
Die Skabies wird, je nach Schwere der Erkrankung, mithilfe einer Creme oder Tabletten behandelt. Nach ein- bis zweimaliger Behandlung mit Anti-Milben-Mitteln sollte man in der Regel nicht mehr ansteckend sein – wer sicher gehen will, sollte engen Körperkontakt zunächst dennoch vermeiden. Auch Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen dürfen wegen der Ansteckungsgefahr nicht besucht werden. Bis zur Nachkontrolle gilt dann, Kleidung und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen. Was nicht in die Waschmaschine kann, sollte entweder in Plastikbeuteln bei über 21 Grad verschlossen oder gründlich abgesaugt werden.
3. Tuberkulose: eine tödliche Infektionskrankheit
Wie Masern wird auch Tuberkulose über eine Tröpfcheninfektion übertragen – das bedeutet jedoch nicht, dass die Krankheit zwangsläufig ausbricht. Bei Menschen mit durchschnittlicher gesundheitlicher Konstitution kommt es in den meisten Fällen eher zu einer versteckten Infektion während Untergewichtige, körperlich Geschwächte oder chronisch Kranke, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, aktiv erkranken.
Bei Tuberkulose besteht Meldepflicht. Das Gesundheitsamt Nürnberg zum Beispiel hat einen Anstieg der TBC-Erkrankungen bekannt gegeben: Waren es 2016 noch vier erkrankte Kinder und Jugendliche, stieg die Zahl 2017 auf sechs und im Jahr 2018 sogar auf acht junge Nürnberger.
Unspezifische Symptome
Von der herkömmlichen Ansteckung bis zu wahrnehmbaren Anzeichen vergehen sechs bis acht Wochen. Anfangs zeigt sich die Tuberkulose durch unspezifische Symptome wie Husten, Nachtschweiß und Fieber. Im weiteren Verlauf verstärkt sich der Husten, der oft mit blutigen Auswurf einhergeht. Gerade bei abwehrgeschwächten Erkrankten kann die Krankheit ohne Behandlung auf Nieren, Knochen oder sogar auf das Gehirn über gehen.
Im frühen Stadium gut behandelbar
Tuberkulose lässt sich in der Regel gut medikamentös – mit einer Kombination verschiedener Antibiotika – behandeln. Die Standard-Therapie hat im Normalfall eine Laufzeit von sechs Monaten.
Falls Unverträglichkeiten oder eine Resistenz des Erregers bestehen, gibt es eine Reihe von alternativen Medikamenten.