Studie: Hunde und ihre Halter teilen Diabetesrisiko – kein Zusammenhang bei Katzen
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Wie die Wissenschaftler berichten, haben Besitzer eines Vierbeiners mit Diabetes ein höheres Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken als Besitzer eines Hundes ohne Diabetes.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Manche Menschen teilen mit ihren Hunden Mahlzeiten und Bett – und womöglich auch das Risiko an Diabetes zu erkranken. Das legt zumindest eine schwedisch-britische Studie nahe, deren Ergebnisse im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurden. Wie die Wissenschaftler berichten, haben Besitzer eines Vierbeiners mit Diabetes ein höheres Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken als Besitzer eines Hundes ohne Diabetes. Bei Katzen wurde ein solcher Zusammenhang nicht festgestellt.
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 420 Millionen Menschen weltweit an Diabetes Typ 2 erkrankt – mit steigender Tendenz. Als Gründe für die zunehmende Häufigkeit der Stoffwechselkrankheit werden unter anderem die Alterung der Bevölkerung, veränderte Lebensgewohnheiten und die Ausbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit genannt. Frühere Untersuchungen hatten bereits darauf hingedeutet, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Übergewicht bei Hundehaltern und ihren Haustieren.
38 Prozent höheres Risiko als Hundebesitzer
Die Wissenschaftler wollten nun prüfen, ob es einen Zusammenhang auch im Bezug auf das Diabetesrisiko gibt. Sie analysierten dazu die Gesundheitsdaten von über 175.000 Hundebesitzern und fast 90.000 Katzenhaltern in Schweden sowie von deren jeweiligen Tieren. In die Analyse flossen verschiedene persönliche und sozioökomische Faktoren ein, etwa Alter, Geschlecht, Wohnort oder Einkommen der Besitzer sowie Alter, Geschlecht und Rasse der Haustiere.
Das wesentliche Ergebnis: Im Vergleich zum Besitz eines Hundes ohne Diabetes war der Besitz eines Hundes mit Diabetes für den Halter mit einem 38 Prozent erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden. Alter und Geschlecht von Hund und Herrchen sowie die anderen Faktoren, die die Forscher berücksichtigt hatten, änderten das Risiko nicht merklich. Bei Katzen fanden die Wissenschaftler keinen solchen Zusammenhang.
Gemeinsame Ernährung- und Bewegungsmuster als Ursache
„Wir hatten keinen Zugang zu Informationen über die Lebensgewohnheiten im Haushalt, aber wir denken, dass die Assoziation auf gemeinsame Bewegungsmuster und möglicherweise auch auf gemeinsame Ernährungsgewohnheiten sowie ein gemeinsames Adipositasrisiko zurückzuführen sein könnte“, erklärt Epidemiologin Beatrice Kennedy in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung. „Wenn gemeinsame Bewegungsgewohnheiten tatsächlich ein Schlüsselfaktor sind, könnte dies auch erklären, warum wir bei Katzenbesitzern und ihren Katzen kein gemeinsames Diabetesrisiko sehen.“
Passen sich Hunde an oder wird unbewusst nach Charakter ausgesucht?
Es ist nicht die erste Studie, die zeigt, dass an dem Sprichwort „Wie der Herr, so’s Gescherr“ auch aus wissenschaftlicher Perspektive etwas dran sein könnte. So berichtete eine Studie der Michigan State University im vergangenen Jahr, dass sich Hunde und Halter häufig in ihrer Persönlichkeit ähneln würden. Auf Grundlage von Befragungen stellten die Sozialpsychologen fest, dass etwa sehr umgängliche Menschen eher aktive und wenig aggressive Hunde hielten, während neurotischere Halter auch ängstlichere Vierbeiner hätten. Die Forscher betonten, letztendlich nicht beantworten zu können, ob sich Menschen bewusst oder unbewusst Tiere suchten, die zu ihrer Persönlichkeit passten, oder ob sich Mensch und Tier charakterlich mit der Zeit anglichen. Eine Arbeit des Instituts für Verhaltensbiologie der Universität Wien war 2018 zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.
Hunde und Halter ähneln sich auch im Gewicht
Eine weitere Studie der Universität von Kopenhagen zeigte, dass das Körpergewicht eines Hundehalters offenbar in engem Verhältnis zur Statur seines Vierbeiners steht. Die Tiermediziner beobachteten, dass die Prävalenz schwerer oder fettleibiger Hunde bei übergewichtigen oder fettleibigen Besitzern mehr als doppelt so hoch ist wie bei Besitzern, die schlank oder normalgewichtig sind. Die Forscher führten das auch auf ein unterschiedliches Snackverhalten zurück: Während normalgewichtige Hundehalter Leckerlies als Belohnung für Erziehung und Training ihrer Vierbeiner einsetzten, fütterten übergewichtige Besitzer diese eher, um ihre Hunde zu verwöhnen.
52 Prozent der deutschen Haustiere sind zu dick
Eben jenes Verwöhnen sollte allerdings mit Augenmaß betrieben werden, denn Schätzungen zufolge sind rund 40 Prozent der Haustiere in den Industrieländern Mitteleuropas zu dick; in Deutschland tragen laut einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) 52 Prozent der Hunde und Katzen zu viel Speck auf den Rippen. Die Folgen können fatal sein: Um bis zu zwei Jahre können überflüssige Pfunde die Lebenserwartung von Haustieren reduzieren. Häufige Begleiterscheinungen sind Arthritis, Herzerkrankungen und eben Diabetes.
RND/dpa