Fahrlässigkeit bei SpaceX? Chinas Streit mit Elon Musk erreicht den Weltraum

Dieses im Pekinger Raumfahrtkontrollzentrum aufgenommene Videostandbild zeigt, wie der chinesische Astronaut Liu Boming aus dem Kernmodul der Raumstation „Tiangong“ aussteigt.

Dieses im Pekinger Raumfahrtkontrollzentrum aufgenommene Videostandbild zeigt, wie der chinesische Astronaut Liu Boming aus dem Kernmodul der Raumstation „Tiangong“ aussteigt.

Peking. Elon Musk und China, das ist eine ganz besonders komplizierte Beziehung: Sie oszilliert zwischen gegenseitiger Bewunderung, Abhängigkeit – und zuweilen auch Verachtung.

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Nun jedoch hat eine Fehde des in Südafrika geborenen Unternehmers mit der Volksrepublik China sprichwörtlich das Weltall erreicht: Die Regierung in Peking wirft Musks Weltraumkonzern SpaceX vor, der Raumstation „Himmelspalast“ gefährlich nahe gekommen zu sein. Zweimal musste man regelrechte Ausweichmanöver ausführen, um die „Sicherheit und das Leben“ der Astronautinnen und Astronauten zu gewährleisten. Eine entsprechende Beschwerde hatte China bereits Anfang Dezember bei der Uno-Weltraumbehörde eingereicht.

Zu wenig Platz in der Erdumlaufbahn?

Der Vorwurf klingt schwerwiegend wie auch unnötig: Als Laie möchte man doch meinen, dass es im All genügend Platz gebe, um sogenannte „close encounters“ zu vermeiden. Tatsächlich jedoch wird es auch im Weltraum zunehmend eng.

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Dies belegt nicht zuletzt die Beschwerde der Chinesinnen und Chinesen. Der Vorfall, wie er auch von unabhängigen Expertinnen und Experten bestätigt wird: Der US-amerikanische Satellit Starlink-1095 ist im Frühjahr auf eine Umlaufbahn von etwas über 380 Kilometern Höhe abgesunken – und damit in die Nähe der chinesischen Raumstation, die sich auf einem recht ähnlichen Orbit 390 Kilometer über der Erde befindet. Am 1. Juli und 21. Oktober soll der Satellit dann teilweise die Abstandsregeln verletzt und sich auf weniger als fünf Kilometer genähert haben.

SpaceX wird zum Hauptverantwortlichen solcher Vorfälle

In der Praxis ist dies jedoch alles andere als ungewöhnlich. Jede Woche kommt es zu mehreren tausend solcher Vorfälle – und für nahezu die Hälfte von ihnen zeichnet sich Elon Musks Firma SpaceX verantwortlich. Das hat vor allem mit der schieren Masse zu tun: Nahezu im Wochentaxt entsendet SpaceX dutzende Satelliten ins All, fast 2000 sind in den letzten zwei Jahren gestartet. Laut Schätzungen der britischen University of Southhampton wird SpaceX schon bald für 90 Prozent aller sogenannten „close encounters“ verantwortlich zeichnen.

Insgesamt plant die Firma nämlich für sein Großprojekt eines satellitengestützten Internetdienstes 42.000 solcher Flugkörper in der Erdumlaufbahn zu schicken. Die Genehmigung für mehr als ein Viertel haben die US-amerikanischen Behörden bereits erteilt.

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Astrophysiker: „Keine Seite ist frei von Schuld“

Der Streit zwischen China und Musks Weltraumambitionen hat also auch mit dem politisch aufgeladenen Konflikt mit Washington zu tun. Dennoch halten Expertinnen und Experten eine Grundsatzdebatte über die Spielregeln im All für längst überfällig.

„Auch die ISS musste im Laufe der Jahre mehrmals chinesischem Weltraumschrott ausweichen – es ist also keine Seite frei von Schuld in dieser Angelegenheit“, kommentiert der Astrophysiker Jonathan McDowell von der Harvard-Universität: „Es ist jedoch ermutigend, dass China dieses Thema bei den Vereinten Nationen endlich stärker in den Fokus rückt“.

Spott im Netz

Auf der chinesischen Onlineplattform Weibo zeigen sich die Nutzerinnen und Nutzer weniger diplomatisch. Dort wird Musks Weltraumprogramm mit Häme und teilweise Hass überzogen. Ein Nutzer unterstellt dem Tesla-Gründer, der US-Regierung mit seiner Firma SpaceX „amerikanische Waffen für den Weltraumkrieg“ zu liefern. Ein anderer findet es ironisch, dass ausgerechnet die chinesischen Konsumentinnen und Konsumenten, die ja für rund ein Fünftel des Tesla-Profits sorgen, Elon Musks Weltraumprogramm finanziell überhaupt erst ermöglichen.

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Dem exzentrischen Unternehmer eine absichtliche Konfrontation mit dem Reich der Mitte zu unterstellen, ist jedenfalls reichlich abwegig. Nur wenige Stunden vor dem ersten „beinahe Crash“ im Weltraum schickte Musk bei Twitter noch eine freundschaftliche Botschaft an die Chinesinnen und Chinesen: Er lobte die Kommunistische Partei anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums dafür, das Land zu „unglaublichem“ Wohlstand geführt zu haben.

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