Antworten zum christlichen Festtag

Von der Friedenstaube bis zur Heiligen Geistin: Was feiert man eigentlich an Pfingsten?

Ein Bischof hält während einer katholischen Messe in München ein Kreuz in den Händen.

Ein Bischof hält während einer katholischen Messe in München ein Kreuz in den Händen.

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Unsere Gesellschaft ist in Glaubensfragen vielfältiger geworden. Nicht allen sind alle kirchlichen Festtage mehr präsent, dabei ist unsere Kultur mit religiösen Traditionen grundiert. Darum gibt es hier ein paar Erklärungen zu Pfingsten – einem ebenso sperrigen wie geistvollen Kirchenfest.

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Was feiern Christen mit dem Pfingstfest?

Verglichen mit Weihnachten (Geburt von Jesus) und Ostern (Auferstehung von Jesus) ist Pfingsten ein ziemlich abstraktes Fest: Man feiert die schwer greifbare „Aussendung des Heiligen Geistes“. Dass auch viele Gläubige damit wenig anfangen können, ist nicht neu. Die Bibel berichtet, wie Paulus, einer der ersten Christenchefs, Glaubensgeschwister aus der Stadt Ephesos trifft. Er fragt sie, ob sie denn auch den Heiligen Geist empfangen hätten. Ihre Antwort: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“

Woher kommt das Fest?

Jüdische Wurzeln: Das christliche Pfingstfest entstand aus dem israelitischen Erntefest Schawuot.

Jüdische Wurzeln: Das christliche Pfingstfest entstand aus dem israelitischen Erntefest Schawuot.

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Es hat seine Ursprünge, wie vieles in der christlichen Religion, im Judentum. Denn 50 Tage nach dem jüdischen Pessachfest, bei dem jüdische Menschen an die Befreiung aus ägyptischer Sklaverei erinnern, wurde ein großes Erntefest (Schawuot) gefeiert. Dazu kamen Juden aus vielen Ländern in Jerusalem zusammen. Die christliche Pfingstgeschichte beginnt dort. Sie spielt, nachdem Jesus von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Seine Anhängerinnen und Anhänger haben sich – offenbar verunsichert und ratlos – in ein Haus in Jerusalem zurückgezogen.

Was sagt die Bibel über Pfingsten?

Die Apostelgeschichte, ein besonders kurzweiliger Abschnitt der Bibel, berichtet, dass vom Himmel her plötzlich ein Brausen kam, „wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“, und das Haus erfüllte. Zungen aus Feuer ließen sich auf den Jüngern nieder, und diese begannen in fremden Sprachen zu sprechen, „wie der Geist es ihnen eingab“. Menschen aus ganz verschiedenen Ländern verstanden auf wundersame Weise in ihrer Muttersprache, was die Jünger von Gott erzählten. Die Reaktionen waren allerdings zwiespältig: Einige waren entsetzt, andere ratlos, und wieder andere spotteten, die Jünger seien wohl „voll von süßem Wein“ – was der Oberjünger Petrus postwendend zurückwies, schließlich sei es noch früh am Tage.

Woher kommt der Name des Festes – und wann wird es gefeiert?

Wortursprung ist das griechische „Pentekoste“, was etwa „fünfzigster Tag“ bedeutet. Pfingsten ist bis heute immer 50 Tage nach Ostern – und damit ein bewegliches Fest, das frühestens am 10. Mai und spätestens am 13. Juni gefeiert wird.

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Wie wichtig ist Pfingsten für die Kirche?

Neben Ostern und Weihnachten ist Pfingsten das dritte wichtige Fest der Kirche – auch, wenn viele es nicht so intensiv begehen. Manche feiern Pfingsten als „Geburtstag der Kirche“, denn der Heilige Geist schafft dabei eine Einheit der Gläubigen. Diese verstehen sich fortan als Volk Gottes, über die Grenzen von Sprachen und Ländern hinweg. Eine internationale Gemeinschaft. Besonders den Pfingstmontag nutzen viele Gemeinden heute für ökumenische Feiern – also Gottesdienste, bei denen verschiedene Konfessionen vereint sind.

Was ist die theologische Bedeutung?

Das im Wortsinn begeisternde Erlebnis erweckt in den zuvor so entmutigten Jüngern eine Begeisterung, die sie sich selbst nicht geben konnten. Der frisch im Himmel inthronisierte Christus schickte gewissermaßen als erste „Regierungsmaßnahme“ die Geistesflammen zu ihnen herab, um ihnen Hoffnung zu machen: Die frohe Botschaft (Jesus ist auferstanden, der Tod hat auch in unserem Leben nicht das letzte Wort) gilt für Menschen aus allen Ländern. Die Pfingstgeschichte wird oft auch als Gegenstück zum – ebenfalls in der Bibel erwähnten – Turmbau zu Babel verstanden. Dort wollen größenwahnsinnige Menschen einen riesigen Turm bauen. Ihre Gottvergessenheit führt dazu, dass diese sich nicht mehr verständigen können; es kommt zur babylonischen Sprachverwirrung. Diese wird Pfingsten wieder geheilt: Gott führt Menschen zusammen.

Was ist der Heilige Geist?

Ein Symbol für den Heiligen Geist: Die Taube, hier in einer Darstellung im Berliner Dom.

Ein Symbol für den Heiligen Geist: die Taube, hier in einer Darstellung im Berliner Dom.

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Neben Gottvater und Sohn Christus gilt er in der christlichen Dreifaltigkeitslehre als „dritte Person“ Gottes. Er ist, kurz gesagt, eine schöpferische göttliche Kraft, die in der Welt und den Menschen wirkt. Sie sorgt dafür, dass es uns gut geht und dass wir Gutes tun. Nach einer alten kirchlichen Tradition bringt der Geist sieben Gaben: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Präziser wäre es eigentlich, von der „Heiligen Geistin“ zu sprechen. Denn der Heilige Geist entspricht dem hebräischen „Ruach“, was etwa „Windhauch“ oder „Atem Gottes“ bedeutet. „Ruach“ ist weiblich. Auch deshalb ersetzen feministisch inspirierte Predigten das männliche Wort „Geist“ heute gerne durch „die Geistkraft“.

Was hat die Friedenstaube damit zu tun?

Ikonische Darstellung: Die vom finnischen Grafiker Mika Launis entworfene Friedenstaube.

Ikonische Darstellung: Die vom finnischen Grafiker Mika Launis entworfene Friedenstaube.

In der biblischen Pfingsterzählung kommt keine Taube vor. Auf Gemälden dazu ist sie aber – ebenso wie Feuerzungen – oft zu sehen, als Symbol für die Heilige Geistkraft. Das liegt daran, dass eine Taube schon in der biblischen Geschichte der Arche Noah einen Auftritt hat, beim Friedensschluss Gottes mit den Menschen nach der Sintflut. Als später Jesus getauft wird, kommt Gottes Geist „wie eine Taube auf ihn herab“. Es hatte also eine lange kunsthistorische Tradition, als 1949 Pablo Picasso und 1974 der finnische Grafiker Mika Launis ihre ikonischen Friedenstauben kreierten – die nicht mit dem Twitter-Logo zu verwechseln sind.

Wieso spaltet der Heilige Geist die Christenheit?

Im Jahr 1054 kam es zu einer großen Kirchenspaltung; darum gibt es noch heute im Osten die orthodoxen Kirchen und im Westen katholische und evangelische. Ein Grund dafür war die „Filioque-Frage“. Die Orthodoxen vertraten, kurz gesagt, den Glaubensgrundsatz, dass Gottvater den Heiligen Geist in die Welt schickt. Die Westkirche hingegen betonte, dass der Geist durch Gottvater „und durch den Sohn“ (lateinisch: „filioque“) ausgesandt wird. Man mag das für einen spitzfindigen Disput unter theologischen Feinschmeckern halten. Aber ganz geklärt wurde die Streitfrage bis heute nicht.

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