Palmöl: Ist ein kompletter Verzicht überhaupt sinnvoll?

Palmöl steckt vorwiegend in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Schokocremes.

Palmöl steckt vorwiegend in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Schokocremes.

Hannover. Viele Fertigprodukte enthalten Palmöl, weil es für Hersteller billig ist und sich gut verarbeiten lässt. Es steckt beispielsweise in Schokocremes, Keksen, Tütensuppen, Schokolade, Margarine oder Tiefkühlpizzen. Auch Kosmetikartikel können tropisches Palmkernöl enthalten. Es liefert Glycerin und Fett­säuren, die zu Tensiden und Emulgatoren weiterver­arbeitet werden. Viele Verbraucher versuchen Palmöl-Produkte zu meiden, da Regenwälder gerodet werden, um die Ölpalmen anzubauen. Außerdem soll Experten zufolge das Palmöl gesundheitsschädigend sein. Wie sollten sich Verbraucher verhalten? Ist ein kompletter Verzicht auf Palmöl wirklich die Lösung?

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Wie schädlich ist Palmöl für die Gesundheit und Umwelt?

Palmöl enthält laut einer Studie der europäischen Lebensmittelbehörde aus dem Jahr 2016 Schadstoffe, die Krebs verursachen können. Für Kinder und Babys sind bereits kleine Mengen gesundheitsschädlich. Das Pflanzenöl an sich ist allerdings nicht krebserregend, sondern die Verarbeitung in Fertigprodukten. Dafür wird das Palmöl auf über 200 Grad Celsius erhitzt, damit es für Lebensmittel benutzt werden kann. Somit sollte bei der Ernährung auf die tägliche Menge an Palmöl geachtet werden.

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In Deutschland werden jährlich etwa 1,8 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht (Stand 2016), schreibt die Umweltschutzorganisation WWF. Für Hersteller von Lebensmitteln ist Palmöl eine beliebte Zutat, da es preiswert und hitzestabil ist. 40 Prozent des Rohstoffs gehen in die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln. Doch für den Anbau von Ölpalmen werden Regenwälder abgeholzt, da sie dort vorwiegend wachsen. Weltweit erstreckte sich die Anbaufläche 2016 auf 17 Millionen Hektar – ein großer Teil davon in Indonesien. So werden bedrohte Tierarten wie der Orang-Utan, aber auch Menschen aus ihrem Lebensraum vertrieben. Der Anbau von Ölpalmen ist somit nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozialer Hinsicht problematisch.

Ist ein Verzicht auf Palmöl sinnvoll?

Der Umwelt und Gesundheit zuliebe also auf Palmöl verzichten? Jein. Kein Palmöl ist laut WWF auch keine Lösung. Würden Verbraucher in Deutschland nichts mehr davon kaufen, wäre 1,4 Millionen Hektar mehr Anbaufläche notwendig. Denn: Keine andere Pflanze liefert so viel Öl, wie die Ölpalme – nämlich 3,3 Tonnen Öl pro Hektar, heißt es in der WWF-Studie „Auf der Ölspur“. Raps-, Kokos- und Sonnenblumenöl bringen nur 0,7 Tonnen und Soja sogar nur 0,4 Tonnen. Zudem würden etwa 309 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase aufgrund des gestiegenen Flächenbedarfs ausgestoßen werden. Als weitere Folge des zusätzlichen Flächenbedarfs würden weltweit Ökosysteme zusätzlich unter Druck geraten. Ein kompletter Verzicht auf Palmöl könnte also der Umwelt noch mehr schaden.

Wie können Verbraucher Palmöl beim Einkaufen vermeiden?

Dennoch kann jeder etwas tun, um sich selbst und die Umwelt zu schützen. Die Verbraucherzentrale Hessen rät in einem Schreiben dazu, seltener nach hoch verarbeiteten Lebensmitteln mit Palmöl zu greifen. Sprich: Weniger Schokolade, Fertiggerichte und verarbeitetes Fleisch. So könnte man laut WWF bis zu 50 Prozent des derzeitigen Palmölverbrauchs einsparen. Zudem sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass das enthaltene Palmöl aus ökologischer und fairer Erzeugung stammt. Das ist allerdings oftmals schwierig, da es keine staatlichen Siegel für nachhaltige Produkte gibt und Verbraucher somit auf freiwillige Label angewiesen sind. Da Palmöl meist in verarbeiteten Lebensmitteln steckt, empfiehlt die Verbraucherzentrale Hessen öfter mit frischen Zutaten zu kochen und backen.

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Kokos- und Sojaöl: Sind Alternativen zu Palmöl wirklich besser?

Alternativen zu Palmöl gibt es reichlich – beispielsweise Kokos-, Raps- und Sojaöl. Doch sind sie wirklich gesünder? Kokosöl war unter Ernährungs-Bloggern lange beliebt, da es als Superfood galt: Es solle beim Abnehmen helfen und könne sogar Krankheiten vorbeugen. Eine Professorin der Uniklinik Freiburg bezeichnete Kokosöl allerdings als „das reine Gift!“, da es zu über 90 Prozent aus den ungesunden gesättigten Fettsäuren bestehe und somit Blutgefäße verstopfe. Auch Soja wird einerseits wegen seiner gesunden Inhaltsstoffe gelobt – und von einigen Forschern wegen des erhöhten Brustkrebs-Risikos kritisiert. Ähnlich ist es um Rapsöl bestellt, das viele gesunde ungesättigte Fettsäuren enthält, aber sich Studien zufolge negativ auf die Gedächtnisleistung auswirkt. Egal ob Palm-, Kokos- oder Rapsöl: Man sollte alles am besten nur in Maßen genießen.

Von RND/bk

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