Studie beweist: Orcas jagen Blauwale und fressen deren Zunge

Ein Orca im südlichen Atlantik vor der Küste Afrikas. Eine Studie hat jetzt erstmals bewiesen, dass die bis zu neun Meter langen Schwertwale auch doppelt so große Blauwale jagen.

Ein Orca im südlichen Atlantik vor der Küste Afrikas. Eine Studie hat jetzt erstmals bewiesen, dass die bis zu neun Meter langen Schwertwale auch doppelt so große Blauwale jagen.

Wieder und wieder attackieren Orcas, allesamt Weibchen und zwei Kälber, einen Blauwal. Während sich ein bis zwei Tiere darauf konzentrieren, das Maul des riesigen Meeressäugers anzugreifen, rammt der Rest der Gruppe den Körper des Blauwals, um ihn so zu schwächen. Gegen Ende der Attacken fressen die Orcas die Zunge des Tieres. Sie ist besonders protein- und nährstoffhaltig.

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Die Bilder, die australische Forschende während einer Studie zum Angriffsverhalten von Orcas aufgenommen haben, sind dramatisch. Erstmals dokumentieren sie Angriffe einer Gruppe von Schwertwalen auf einen Blauwal. Damit ist nun die vormals offene Frage geklärt, ob Orcas in der Lage sind, Blauwale, immerhin die größten lebende Tiere der Welt, zu jagen.

Die Beschreibung des Angriffs aus der Studie liest sich wie ein Krimi: „Nach etwa 20 Minuten kontinuierlicher Angriffe durch die Killerwale wurde der Blauwal langsamer und schwamm in einem Radius von etwa 200 Metern im Kreis. Nach neun Minuten und 20 Sekunden (der Videoaufnahme, Red.) waren große Fleischstücke und Teile der Fettschicht des Tieres aus den Flanken hinter der Rückenfinne gerissen worden.

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Der Blauwal blutete heftig, wurde immer langsamer und schwächer. Einige Minuten später formierten sich drei weibliche erwachsene Orcas Seite an Seite im rechten Winkel zum Blauwal und rammten zeitgleich kopfvoran die Flanke des Blauwals. Dabei schoben sie ihn zunächst durch das Wasser, um ihn dann unter die Oberfläche zu drücken.

Gleichzeitig attackierten zwei andere Killerwale den Kopf des Blauwals, dessen Vorwärtsbewegung stoppte. Wenige Augenblicke später steckte ein erwachsenes Orca-Weibchen seinen Kopf in das Maul des Blauwales und begann bei lebendigem Leibe dessen Zunge zu fressen.“ Kurze Zeit später verendete der Blauwal, sein Kadaver versank im Meer.

Die Studie unter Federführung des Cetacean Reseach Centre in Esperence, Westaustralien (CETREC WA), die im Fachjournal „Marine Mammal Science“ veröffentlicht wurde, dokumentierte insgesamt drei Fälle dieses Jagdverhaltens vor der Küste Westaustraliens. Zwei Attacken stammen aus dem Jahr 2019, eine von 2021 – alle endeten tödlich für die Blauwale.

Bei dem im Video festgehaltenen Fall attackierten die Orcas einen 21,95 Meter langen Blauwal. Rund 50 Schwertwale gesellten sich nach der erfolgreichen Jagd zu der ursprünglichen Gruppe. Es dauerte sechs Stunden, bis sie sich an den Überresten des Blauwals satt gefressen hatten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten keine Gelegenheit, Überreste der Jagdopfer zu untersuchen. Sie nehmen jedoch aufgrund der Jahreszeit, des Ortes und der Richtung, in die sich die Blauwale bewegten, an, dass es sich bei den Tieren um sogenannte Pygmäen-Blauwale auf Migration gehandelt habe. Die kleinere Subspezies wird bis zu 24,1 Meter groß.

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Aggressiv, weil sie ihren Nachwuchs füttern mussten

Bisher war man davon ausgegangen, dass nur die kräftigsten und größten Orcas – männliche Tiere, die bis neun Meter lang werden – andere Wale angreifen. Die neue Studie belegt aber, dass alle drei dokumentierten Attacken auf die Blauwale von weiblichen Orcas ausgeführt wurden. Laut der Studie habe sie der Drang, ihren Nachwuchs zu füttern, besonders aggressiv gemacht.

Der Co-Autor der Studie, Robert Pitman, Meeresökologe an der Oregon State University in Corvallis (USA), sagte zu „National Geographic“: „Dies ist die größte Jagd der Welt: Das größte Apex-Raubtier erlegt die größte Beute. Es gibt keine Dinosaurier mehr, daher ist das für mich als Walbiologe und Zoologe eine fantastische Sache.“

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