Studie: Manche Oktopusarten jagen im Team mit Fischen
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Im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (Baden-Württemberg) wird ein lebender gemeiner Krake (Octopus vulgaris) gezeigt.
© Quelle: picture alliance / dpa
Brisbane. Oktopusse sind mit ungewöhnlicher Intelligenz gesegnet. Dadurch sind sie im Tierreich nicht nur exzellente Jäger, Forschende haben sie sogar schon bei eher menschlichen Aktivitäten beobachtet, wie beim Aufschrauben eines Behälters. In Indonesien beispielsweise wurden bereits Oktopusse dokumentiert, die Kokosnussschalen transportierten, um sich bei Gefahr verstecken zu können. Und in Neuseeland brach ein Oktopus aus einem Aquarium aus und flüchtete über eine Abwasserröhre ins Meer.
Die Weichtiere haben 500 Millionen Neuronen und damit eine so große Zahl von Nervenzellen wie kein anderes wirbelloses Tier. Damit können die Oktopusse nicht nur ihre mehr als 1500 Saugnäpfe an ihren acht Armen kontrollieren, sondern auch ihre Hautfarbe und ihre Musterung verändern. „Der Oktopus ist ein Meister der Tarnung, der in der Lage ist, komplexe Aufgaben zu lösen, und seine kognitiven Fähigkeiten kommen denen einiger kleiner Säugetiere nahe“, erklärte Wen-Sung Chung von der Universität von Queensland (UQ).
Unterschiedliche Gehirne je nach Lebensraum
Chung und sein Team vom Queensland Brain Institute der UQ konnten die einzigartige Intelligenz der Tiere nun erneut nachweisen und gleichzeitig bisher unbekannte Geheimnisse ihrer Gehirne enthüllen. Dafür untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedliche Arten von Oktopussen mit MRT-Technik und erstellten detaillierte 3-D-Bilder.
Auf diese Weise konnten die Forschenden die einzigartigen Gehirnstrukturen der Tiere miteinander vergleichen und die Ergebnisse im Fachmagazin „Current Biology“ veröffentlichen. „Wir haben vier Arten untersucht, darunter einen Tiefseekraken, eine nachtaktive Art und zwei unterschiedliche tagesaktive Riffbewohner“, sagte Chung. Dabei fanden die Forschenden heraus, dass die Gehirne von Oktopussen unterschiedlich aufgebaut waren, je nachdem, wo eine Art lebte, wann sie aktiv war und ob sie mit anderen Tieren interagierte.
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Wen-Sung Chung arbeitet an der Universität von Queensland in Australien und forscht mit seinem Team zu Oktopussen.
© Quelle: QBI Octopus brain/Universität Queensland
Kooperation mit Rifffischen
Laut Chung hat der in tiefen Gewässern lebende Oktopus ein Gehirn mit einer glatten Struktur ähnlich wie Beuteltiere und Nagetiere, das sich für ein eher gemächliches Leben mit nur begrenzter Interaktion mit anderen Tieren eignet. Riffoktopusse dagegen haben ein deutlich größeres Gehirn, das ähnliche Eigenschaften wie das von Primaten aufweist und an komplexere Aufgaben und soziale Interaktion mit seiner Umgebung angepasst ist. „Diese Oktopusse haben einige bemerkenswert komplexe Verhaltensweisen, die von anderen Oktopussen nicht bekannt sind“, bestätigte Chung.
Als Beispiel nannte der Forschende die gemeinsame Jagd mit Rifffischen, bei der die Oktopusse eine Führungsrolle einnehmen, während die Fische entweder aktiv nach Beute suchen oder sich opportunistisch kleine Organismen schnappen, die vom Oktopus ausgeschwemmt werden. Während dieser Jagd würden die Tiere Gesten der anderen Arten wahrnehmen und darauf reagieren – ein weiterer Beweis, „dass Krakenarten komplexe kognitive Fähigkeiten haben“, wie Chung sagte.
Kopffüßer profitieren vom Klimawandel
Ein weiteres Zeichen für die Intelligenz ist der Überlebensdrang der wirbellosen Meeresbewohner, wie eine weltweite Studie der Universität in Adelaide aus dem Jahr 2016 erahnen ließ. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten dafür globale Daten der vergangenen 60 Jahre und stellten fest, dass die Zahl der Cephalopoden, oder zu Deutsch Kopffüßer, zu denen die Oktopusse gehören, in dieser Zeit kontinuierlich angestiegen ist.
Kooperation: Ein Oktopus jagt gemeinsam mit Fischen
Oktopusse gelten als ungewöhnlich intelligent. Dadurch sind sie im Tierreich exzellente Jäger – und tun sich für die Jagd mancherorts mit Fischen zusammen.
© Quelle: University of Queensland
Allem Anschein nach profitieren die Tiere – anders als die meisten Fischspezies – demnach vom Klimawandel. Die Studie, die im Fachmagazin „Current Biology“ veröffentlicht wurde, begann eigentlich aus Sorge um die Riesensepia, deren Zahlen im südaustralischen Spencer Gulf zurückgegangen waren. Die Ergebnisse der gesamten etwa 700 Arten umfassenden Kopffüßerpopulation überraschten die Forschenden dann jedoch.
„Unkraut des Meeres“
„Kopffüßer werden oft auch das ‚Unkraut des Meeres‘ genannt, da sie einige einzigartige biologische Eigenschaften haben wie enormes Wachstum, eine kurze Lebensdauer und eine flexible Entwicklung“, sagte Zoë Doubleday, die die Studie an der südaustralischen Universität damals leitete. „Dies erlaubt ihnen, sich schneller als andere Meerestiere wechselnden Umweltbedingungen wie der Temperatur anzupassen.“
Das wiederum deute darauf hin, dass die Tiere von den sich verändernden Bedingungen im Meer profitieren würden. Zudem könnte es sein, dass ihre natürlichen Jäger – wie Wale, Haie oder Meeresschildkröten – immer weniger werden, sei es aufgrund der Erwärmung oder aufgrund von Überfischung und Umweltverschmutzung.