Neue Studie zu Oberflächeninfektiosität: Virologe Streeck über häusliche Infektionen

Hat mit Kollegen wieder eine neue Studie zur Verbreitung des Coronavirus vorgelegt: Professor Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn.

Hat mit Kollegen wieder eine neue Studie zur Verbreitung des Coronavirus vorgelegt: Professor Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn.

Die neue Studie der Universität Bonn birgt interessante Erkenntnisse zur Infektion an Oberflächen. Für die Studie wurden 21 Haushalte zufällig ausgewählt, deren Bewohner unter Quarantäne standen. Im sogenannten Pre-Print, also einer ersten Version einer wissenschaftlichen Studie, die noch nicht weiter evaluiert wurde, heißt es: “Im Zuge der durch Sars-CoV-2 bedingten ‘Shutdowns’ sind Infektionen im eigenen Haushalt einer der wahrscheinlichen Hauptübertragungswege. Sämtliche analysierten Luftproben wurden negativ auf Sars-CoV-2 getestet.”

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“15,15 Prozent aller Abwasserproben (Waschbecken, Dusche und Toiletten) wurden positiv getestet. Nur 3.36 Prozent aller Proben von Gegenständen wurden positiv getestet: eine Fernbedienung, zwei Türgriffe aus Metall sowie eine hölzerne Ofen-Abdeckung. Diese Studie stützt die Hypothese, dass indirekte Umgebungsübertragungen nur eine untergeordnete Rolle spielen könnten. Die bedarf in zusätzlichen Studien der weiteren Klärung.”

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Enger Kontakt kann hochriskant sein

Die Rolle von Sars-CoV-2-Übertragungen in der eigenen häuslichen Umgebung bleibt somit eher unklar. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass insbesondere der enge Kontakt von Personen, die zusammenleben oder sich gemeinsam in häuslicher Quarantäne befinden, zu einem hohen Risiko für die Exposition gegenüber dem Virus in den Haushalten führen kann. Ihre Studie habe deshalb das Ziel gehabt, den Verbleib des Virus festzustellen und zu untersuchen, ob es im häuslichen Umfeld praktikable Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung geben könnte.

In den 21 zufällig ausgewählten Haushalte unter Quarantänebedingungen wurden die jeweils in den Haushalten lebenden Personen im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Zeit der Haushaltsquarantäne erfasst. Halsabstriche zur Analyse wurden von allen erwachsenen Personen und den meisten Kindern gemacht. Luft, Abwasserproben und Oberflächenabstriche (Waren) wurden genommen und durch RT-PCR (ein Verfahren zur Auswertung von DNA-Proben) analysiert.

Alle Luftproben waren negativ

Weiter heißt es in dem Pre-Print der Bonner Studie, an der neben Streeck weitere zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt waren: "Positive Tupfer wurden kultiviert, um die Virus-Infektiosität zu analysieren. 26 aller 43 getesteten Erwachsenen (60,47%) wurden mittels RT-PCR positiv getestet. Alle 15 Luftproben waren PCR-negativ. 10 von 66 Abwasserproben waren positiv für SARS-CoV-2 (15,15%) sowie 4 von 119 Objektproben (3,36%). Es konnte keine statistisch signifikante Korrelation zwischen PCR-positiven Umweltproben und dem Ausmaß der Infektionsausbreitung im Haushalt beobachtet werden. Unter Zellkulturbedingungen konnte kein infektiöses Virus isoliert werden."

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Abwasser hatte die höchste Durchseuchungs-Rate

Weder auf Lebensmitteln und Getränken noch bei Tieren und Pflanzen oder auf Kleidungsstücken wurden irgendwelche Sars-CoV-2-Erreger festgestellt. Trotz der relativ gering anmutenden Übertragungsrisiken durch häusliche Infektionen geben die Forscher allerdings keinerlei Entwarnung: “Da wir eine Übertragung durch Oberflächen nicht ausschließen können, sind hygienische Verhaltensmaßnahmen in den Haushalten von Sars-CoV-2-infizierten Personen wichtig, um eine mögliche Übertragung durch Oberflächen zu vermeiden. Die Rolle der häuslichen Umgebung, insbesondere der Abwasserbelastung in Waschbecken und Duschen, bei der Übertragung von SARS CoV-2 sollte weiter geklärt werden.”

In einer früheren Version hieß es, laut Studie stelle Abwasser in Haushalten die höchste Infektionsgefahr dar. In den 21 untersuchten Haushalten war allerdings nur die Sars-CoV-2-Viruskonzentration am höchsten. Es ist noch unklar, inwieweit diese infektiös sein könnte. Wir haben den Fehler korrigiert.

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