Netflix-Serie „Unser Planet“: Wie schön die Erde ist – und wie bedroht

Eine millionenstarke Pinguinkolonie an der peruanischen Küste

Eine millionenstarke Pinguinkolonie an der peruanischen Küste

Berlin. Alles Leben beginnt in der Wüste, zumindest hier, an der Pazifikküste Südamerikas. Gewaltige Stürme befördern Millionen Tonnen Sand in den Himmel, ein Teil fällt zurück ins Meer und verbreitet lebensnotwendige Nährstoffe für Mikroorganismen wie Krill. Die kleinen Krebstierchen locken hungrige Makrelenschwärme an, die Makrelen wiederum locken Delfine und Kormorane an. Während die Delfine von unten jagen, stürzen sich von oben Seevögel wie Bomben ins Meer. An Land wartet ein millionenstarker Trupp von Humboldt-Pinguinen auf ihren Jagdeinsatz – sie mögen Krill und Fische gleichermaßen. Eine perfekte Nahrungskette. Und perfekt in Szene gesetzt.

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Die achtteilige Natur-Dokumentation – auch ein Begleitbuch ist erschienen – „Unsere Erde“, die seit dem 5. April auf Netflix zu sehen sein ist, zeigt faszinierende Bilder der Natur und arbeitet die Korrelationen der Ökosysteme unseres Planeten heraus. Gleichzeitig macht sie klar, dass wir uns verdammt noch mal anstrengen sollten, um diesen Schatz im Weltraum zu erhalten. Oder wie der deutsche Sprecher Christian Brückner (Synchronsprecher von Robert de Niro) es anfangs formuliert: „Diese Serie zeigt die Naturwunder, die der Mensch übrig gelassen hat, und sie befasst sich damit, was getan werden muss, um sowohl die Menschheit als auch die Natur am Leben zu erhalten.“

600 Crewmitglieder, 50 Länder und Attenboroughs Stimme

In der englischen Originalfassung klingt all das noch eindringlicher, da kommentiert Sir David Attenborough, heute 92 Jahre alt, mit weiser Erzählstimme die Aufnahmen. Der weltberühmte Tierfilmer und Naturschützer, Emmy- und BAFTA-Preisträger, nach dem inzwischen auch eine fleischfressende Pflanze (Nepenthes attenboroughii), ein indonesischer Käfer (Trigonopterus attenboroughi) und der Attenborough-Langschnabeligel benannt worden sind, hat schon etliche Naturfilme meisterhaft vertont. Darunter die preisgekrönten BBC-Reihen „Planet Erde“ (2006, Teil zwei 2016) und „Unser blauer Planet“ (2001), jeweils in Zusammenarbeit mit Regisseur und Produzent Alastair Fothergill, der nun auch gemeinsam mit Produktionsleiter Colin Butfield die Netflix-Doku verantwortet. „Unser Planet“ ist zugleich, und das ist neu, eine Kooperation mit dem Umweltverband World Wildlife Fund (WWF).

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Sir David Attenborough bei der Weltpremiere des von Netflix produzierten Films „Our Planet“ im Naturkundemuseum in Kensington.

Sir David Attenborough bei der Weltpremiere des von Netflix produzierten Films „Our Planet“ im Naturkundemuseum in Kensington.

Die Macher haben sich jedenfalls nicht lumpen lassen. Vier Jahre lang drehten mehr als 600 Crewmitglieder in 50 Ländern und mit modernster 4K-Ultra-HD-Technik, wie sie sonst nur für internationale Kinofilme üblich ist. Nach der Pilotfolge „Ein Planet“ stehen die Themen Eiswelten, Dschungel, Küsten, Wüsten- und Graslandschaften, Hochseegebiete, Süßwasserregionen und Wälder im Fokus. Die Folgen dauern jeweils eine Stunde.

Der Zuschauer fühlt sich wie ein Flamingobaby

Wir sehen Wüstenelefanten und Einzelgänger-Zebras auf der Suche nach Wasser, Tausende Flamingos auf ihren Flügen zu geeigneten Brutstellen, eine Million Gnus, deren Sprösslinge auf grünen Wiesen wie Gummibälle hüpfen. Wir sehen drollige Sperlingsvögel bei ihrem Balz-Slapstick im Regenwald oder Bienen und Blumen, die dank gestochen scharfer Bilder und zigfacher Vergrößerungen wie surreale Trickfiguren wirken.

Angespannt folgen wir dem hungrigen Wolfsrudel auf den Spuren von Karibus im Schneetreiben und atmen erleichtert aus, als es den Huftieren gelingt, mit ihren Kälbern zu flüchten. Unweigerlich fühlt sich der Zuschauer als Teil der Herde, als sterbendes Flamingobaby, als erregtes Vogelmännchen, weil die Kamera den Tieren auf Schritt und Tritt folgt und natürlich jede Menge dramaturgische und technische Tricks im Spiel sind.

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Fossa, eine Frettkatze, ist eine auf Madagaskar endemische Raubtierart.

Fossa, eine Frettkatze, ist eine auf Madagaskar endemische Raubtierart.

Das ist nicht neu, aber die Netflix-Doku treibt dies auf die Spitze, zeitweise wirkt die Produktion – auch wegen der aufdringlich symphonischen Herzberühr-Filmmusik – etwas überdreht. Doch die Botschaften zum Naturschutz sind real. Sir David Attenborough beziehungsweise Christian Brückner sagen, dass die Tierbestände durchschnittlich um 60 Prozent zurückgegangen sind – und das seit der Mondlandung vor 50 Jahren.

Auf einem Event lobte Attenborough: „Die Serie wird die Menschen auf eine spektakuläre Reise mitnehmen und ihnen die Schönheit und Zerbrechlichkeit unserer natürlichen Welt zeigen.“ Das tut sie. Und mit Blick auf Greta Thunberg und „Fridays for Future“ kommt die Produktion genau zum richtigen Zeitpunkt.

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Von Sonja Fröhlich/RND

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