Lagune des Todes: Spaniens Mar Menor steht vor ökologischer Katastrophe

Tote Fische liegen am Strand am Mar Menor. Europas größte Salzwasserlagune im Südosten des Landes steht Experten und Anwohnern zufolge vor dem Kollaps.

Tote Fische liegen am Strand am Mar Menor. Europas größte Salzwasserlagune im Südosten des Landes steht Experten und Anwohnern zufolge vor dem Kollaps.

Murcia. Von Europas größter Salzwasserlagune gehen erschreckende Bilder um die Welt. Fische liegen auf der Seite und schnappen nach Luft, andere springen aus dem Wasser, um an Sauerstoff zu kommen. Krebse krabbeln zuhauf auf die angrenzenden Felsen, Seepferdchen recken ihre Nasen in die Höhe, um dem Tod zu entrinnen. Abertausende Meerestiere sind bereits verendet, die Küste von Mar Menor gleicht einem Massengrab. Tonnen toter Fische und Krustentiere sind seit Mitte Oktober an das Ufer in der Nähe der Stadt Murcia im Südosten Spaniens gespült worden, wie die Behörden vor Ort berichten.

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Das einst artenreiche Binnengewässer steht Experten und Anwohnern zufolge vor dem Kollaps. Jetzt wird nach den Verantwortlichen gesucht. Die regionale Regierung führt die Katastrophe auf die heftigen Regenfälle im September zurück, bei denen rund um die Provinz Murcia viel Süßwasser und nährstoffreicher Schlamm in das Binnengewässer gelangt ist.

Düngemittel mindern Sauerstoff

Dem spanischen Ozeanografischen Institut zufolge fallen darunter rund 60 Tonnen Nitrate und 45 Tonnen Ammonium sowie 100 Tonnen Phosphate. Diese stammten aus den Agrarflächen rundherum, heißt es. Durch die Nährstoffe vermehre sich das Plankton und auch die Algen. Zusammen mit dem Schlamm und den resultierenden Bakterien führe dies dazu, dass Sonnenlicht nicht mehr zu den Pflanzen auf dem Meeresboden kommt. Sie sterben ab, der Sauerstoffgehalt des Wassers geht drastisch zurück. Das treibe viele Tiere an die Wasseroberfläche, die dort verendeten.

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Umweltschützer machen laut des Portals "20minutos" vor allem die intensive Landwirtschaft in der Region verantwortlich. "Die Hauptursache für den ökologischen Zusammenbruch (...) ist die enorme Menge an Düngemitteln, die durch die verschiedenen Wasserflüsse in die Lagune gelangt und sich dort ansammelt", zitierte die Zeitung "La Vanguardia" Julia Martínez, die Sprecherin der "Fundación Nueva Cultura del Agua" (FNCA - Stiftung Neue Wasserkultur).

Mitschuld trage "eine maßlose landwirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung und die Untätigkeit der politischen Verantwortlichen", heißt es vom Umweltverband WWF in Spanien. Während des Baubooms seien rund um die bei Urlaubern beliebte Lagune etliche Ferienhaussiedlungen und Hotelkomplexe entstanden - ohne ausreichende Infrastruktur für die Abwässer. Der WWF setzte in den vergangenen Tagen SOS-Tweets zu dem Thema ab.

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Zu viele Abwässer und Abfälle

Anwohner und Fischer sind hingegen überzeugt, dass grundsätzlich zu viele Abwässer und Abfälle in das Gewässer geleitet werden. "Die Wahrheit ist, dass es bezüglich des Mar Menor zu viele offene Fronten gibt", schreibt "20minutos".

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Auch der Tourismus habe bereits erheblichen Schaden genommen, weil Urlauber wegen der vielen Algen und des Schlamms nicht mehr in der Lagune baden wollten. Der Fischhandel sei zusammengebrochen. Javier Caballero, Präsident der Vereinigung der Nachbarn von La Manga, erklärte gegenüber spanischen Medien: "Es ist eine Schande. Das Mar Menor ist ein Paradies, ein Schmuckstück für das ganze Land, nicht nur für die Provinz Murcia. Und es liegt im Sterben."

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