Kleine Strategen: Forscher untersuchen Flugmanöver von Insekten in virtueller Realität

Forscher versuchen mit einem virtuellen Experiment, mehr über das Flugverhalten von Insekten zu lernen.

Forscher versuchen mit einem virtuellen Experiment, mehr über das Flugverhalten von Insekten zu lernen.

Bengaluru. Wissenschaftler haben angebundene Fliegen durch eine virtuelle Welt fliegen lassen, um ihr Verhalten genau studieren zu können. Die Forscher beobachteten so zum Beispiel, wie sich die Fliegen virtuellen Bäumen näherten, welche Landemanöver sie vollzogen oder wie der Duft von Äpfeln die Flugrouten in der künstlichen Welt beeinflusste. Ihre Erkenntnisse könnten beispielsweise für die Bekämpfung von Schadinsekten, aber auch für die Verbesserung der Bestäubung genutzt werden, berichten die Wissenschaftler in den „Proceedings” der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Insekten steuern eher Bäume in der Nähe an

„Wir haben immer noch nicht entschlüsselt, wie fliegende Insekten mehrere Reize einbeziehen und Raumtiefe wahrnehmen, um entfernte Ziele zu lokalisieren”, schreiben die Forscher in ihrer Studie. In der freien Natur sei es sehr schwierig, die kleinen Insekten über eine mittelgroße Entfernung zu verfolgen. Das Team um Shannon Olsson vom National Centre for Biological Sciences in Bengaluru (Indien) entwickelte deshalb eine virtuelle, dreidimensionale Welt (3-D-Welt) und ließ Fliegen verschiedener Arten an Schnüren durch diese Welt fliegen: die Apfelfruchtfliege (Rhagoletis pomonella), die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), eine Schnake (Pselliophora laeta) sowie die Mistbiene (Eristalis tenax), eine Schwebfliegenart.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Fliegen aller vier Arten konnten virtuelle 3-D-Objekte vom umgebenden Hintergrund unterscheiden, dorthin navigieren und darauf reagieren. Die Apfelfruchtfliege steuerte Apfelbäume an, die Mistbiene Blumen und die übrigen andere Bäume. Weitere Untersuchungen führten die Wissenschaftler nur an der Apfelfruchtfliege durch. Wenn diese beispielsweise einen virtuellen Apfelbaum erreicht hatte, kreiste sie über der Baumkrone und streckte ihre Vorderbeine aus, wie sie es bei einem Anflug zur Landung macht.

Objekte, die für sie von Interesse sind, insbesondere Bäume, steuerten die Fliegen zielgerichtet an. Dabei können sie offenbar auch Entfernungen einschätzen: Wenn sie einen kleinen, aber nahen Baum und einen großen, aber weit entfernten Baum zu sehen bekamen, dann flogen sie meistens in Richtung des Baums in der Nähe. Die Fliegen manövrierten in die Richtung von Bäumen, die virtuell bis zu 24 Meter entfernt waren. In einer reinen Graslandschaft hingegen flogen die Fliegen weitgehend richtungslos umher.

Fliegen können die Entfernung und Größe von Objekten einschätzen.

Fliegen können die Entfernung und Größe von Objekten einschätzen.

Roboter können Bewegungsablauf nicht nachahmen

Schließlich testeten die Wissenschaftler, wie Apfelfruchtfliegen auf Wind und Duftwolken reagieren, die sie aus kleinen Düsen zu den Insekten strömen ließen. Auf mittleren bis starken Wind reagierten die Fliegen, indem sie sich entgegen der Windrichtung orientierten, also mit dem Wind flogen. Wenn jedoch ein Baum in Windrichtung lag, steuerten sie ihn auch gegen den Wind an. Fruchtduft ohne Wind blieb folgenlos; erst in Verbindung mit bewegter Luft in Form einer Wolke ließ der Duft die Insekten in Richtung der Duftquelle fliegen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Neben der Bekämpfung von Schadinsekten und Krankheitsüberträgern oder der Verbesserung der Bestäubung könnten die Ergebnisse auch bei der Entdeckung neuer Computeralgorithmen helfen, schreiben die Forscher. Denn trotz beschränkter Möglichkeiten nutzten die Fluginsekten verschiedene Funktionen, um sich zu orientieren und zu navigieren. „Aus algorithmischer und robotischer Sicht können aktuelle Algorithmen nach dem Stand der Technik diese Aufgabe aufgrund der Komplexität der Umgebung, der Kamerabewegung und der Rechenanforderungen immer noch nicht erfüllen”, heißt es in der Studie.

RND/dpa


Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Top Themen

Aktuelles

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken