Ruhe dank Corona: Mehr junge Kegelrobben in Küstengewässern gesichtet

Eine Kegelrobbe liegt mit ihrem Jungen am Strand.

Eine Kegelrobbe liegt mit ihrem Jungen am Strand.

Stralsund. An der deutschen Ostseeküste werden in diesem Jahr deutlich mehr junge Kegelrobben gesichtet als in den Jahren zuvor. “Darunter sind sehr viele im Lanugo-Fell, dem weißen Babyfell”, sagte die Robben-Forscherin des Deutschen Meeresmuseums Stralsund, Linda Westphal.

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Die Meeressäuger genießen offenbar die Ruhe, die ihnen die Beschränkungen für die Menschen in der Corona-Pandemie ermöglichen. Sie werden weniger auf See gestört, weil es deutlich weniger Schiffsverkehr gibt. Und sie kommen an die fast menschenleeren Küsten heran.

Jungtiere wurden laut Westphal vor allem rund um den Greifswalder Bodden gemeldet - an der Südostküste Rügens, im Strelasund und bei Greifswald. Aber auch weiter westlich, bei Zingst, Nienhagen und Heiligendamm wurden junge, ruhende Kegelrobben gesehen.

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Kegelrobben-Bestand wächst wieder

Robben-Geburten konnten in diesem Jahr nicht nachgewiesen werden. Möglicherweise weil wegen der Corona-Beschränkungen weniger Wissenschaftler unterwegs waren. Auf der Greifswalder Oie wurden jedoch zwei tote Neugeborene angespült, wie Westphal berichtete.

Die Insel ist der am stärksten von Robben genutzte Liegeplatz vor der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. In diesem Frühjahr seien an einem Tag einmal 232 Robben gezählt worden. Über Monate hinweg seien es immer mehr als 100, bisweilen 150 bis 180 Tiere gewesen. Kegelrobben stehen in Deutschland unter Schutz und gelten als sehr gefährdet.

Anders als die Fischer sind Wissenschaftler und Naturschützer erfreut über die wachsenden Bestände an Kegelrobben, die in der Ostsee fast ausgerottet waren. In Deutschland war vor 100 Jahren offiziell die damals letzte Kegelrobbe erlegt worden. Mit mehr als 38.000 Tieren haben die Meeressäuger nun etwa die Hälfte des Bestandes vom 19. Jahrhundert von geschätzten 80.000 bis 100.000 erreicht.

Robben und Kormorane sind ein Ärgernis für die Fischer

Uwe Krüger in Ahlbeck auf Usedom ist Fischer in der sechsten Generation. Wo früher 200 Fischer von ihrem Handwerk leben konnten, sind es heute noch zwei, sagte der 61-Jährige. Er versteht, dass die Kegelrobben ausgerottet wurden: "Die Menschen haben mit der Natur gelebt, aber sie haben Hunger gehabt."

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Heute könnten die Fischer wegen der Robben kaum noch Netze setzen. Wenn er hinausfahre, sehe er zehn, 15 Robben um die Netze herum. Sie zerstören die Netze und fressen den Fisch darin an, wie er berichtete. "Ich habe im Herbst nicht einen ganzen Hering gefangen", sagte Krüger, der vor der Heringsdorfer Seebrücke fischt. Von Dorschen seien nur Köpfe und Gräten übrig. Lachse, Flundern, Barsche, Zander - Robben und die ebenfalls geschützten Kormorane ließen den Fischern nicht viel.

Das Land zahlt Entschädigungen für Schäden durch Robben an Fang und Fanggeräten. Er wolle keine Entschädigung, sagte Krüger, der 35 Menschen in Fischverkauf, -verarbeitung und -gastronomie beschäftigt. Er wolle als Fischer arbeiten wie seine Vorfahren.

RND/dpa

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