Immer mehr Tierversuche – auch an Hunden und Katzen

Sterbender Hund nach einem Tierversuch mit einem giftigen Stoff. Gefilmt wurde die Szene von einem Undercover-Ermittler im Tierlabor LPT Mienenbüttel Niedersachsen.

Sterbender Hund nach einem Tierversuch mit einem giftigen Stoff. Gefilmt wurde die Szene von einem Undercover-Ermittler im Tierlabor LPT Mienenbüttel Niedersachsen.

Der Deutsche Tierschutzbund übt scharfe Kritik an der Bundesregierung. Sie sei erneut vom gemeinsamen Ziel der EU-Mitgliedsstaaten, Tierversuche langfristig vollständig zu ersetzen, „meilenweit entfernt“. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium mitteilt, kamen im vergangenen Jahr 2.825.066 Tiere zum „Einsatz“ in den Laboren – im Vorjahr waren es insgesamt noch gut 20.000 Tiere weniger. Der Statistik zufolge wurden 2018 mit 85 Prozent vor allem Mäuse und Ratten für Tierversuche eingesetzt. Die Zahl der Mäuse stieg im Vergleich zum Vorjahr um 140.000 auf über 2,1 Millionen Tiere – und liegt damit erstmals seit Jahren wieder über der Zwei-Millionen-Marke.

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Fast 4000 Hunde „im Einsatz“

Die Zahl der verwendeten Hunde stieg um mehr als 600 Tiere auf 3993 – eine Steigerung um 20 Prozent. Auch bei Katzen stieg die Zahl von 718 auf 765. Die Zahl der Affen blieb mit 3324 Tieren auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr. Deutlich weniger oft eingesetzt wurden laut Ministerium Fische (192.000), Kaninchen (85.000) und Ratten (222.000). 61 Prozent der Tiere wurden einer „geringen Belastung“ ausgesetzt. Allerdings mussten 124.702 Tiere, fast 10.000 mehr als im Vorjahr, den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden ertragen, wie der Tierschutzbund erklärt. 686.000 Tiere wurden direkt getötet, ohne dass es zu Eingriffen oder Behandlungen kam, etwa um ihnen Organe oder Zellmaterial zu wissenschaftlichen Zwecken zu entnehmen.

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Der Deutsche Tierschutzbund erklärte, die Bundesregierung sei meilenweit von der Erreichung des gemeinsamen Ziels der EU-Mitgliedsstaaten entfernt, Tierversuche langfristig vollständig zu ersetzen. „Die Zahlen beweisen schwarz auf weiß, dass sich absolut nichts bewegt“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Bundesregierung schafft es auch nicht annähernd, ihren wohlklingenden Ankündigungen im Koalitionsvertrag Taten folgen zu lassen. Im Gegenteil: Tierversuche als vermeintlicher Goldstandard haben nach wie vor oberste Priorität. So kann ein Ausstieg nicht gelingen.“

Fast die Hälfte der Tiere für Grundlagenforschung

Nach wie vor liegt die Grundlagenforschung hoch im Kurs: 44 Prozent der in Tierversuchen eingesetzten Tiere dienten also der zweckfreien, nicht auf unmittelbare praktische Anwendung hin betriebenen Forschung. Weitere 23 Prozent wurden bei der Herstellung oder der Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen verwendet, wie sie etwa für Wandfarben vorgeschrieben ist.

Bei 15 Prozent ging es um die Erforschung von Erkrankungen von Menschen und Tieren. Ebenfalls etwa 15 Prozent wurden für die Erhaltungszucht von genetisch veränderten Tieren – in den meisten Fällen Mäusen – verwendet. Bei fast einer Million Tiere seien Erbinformationen manipuliert worden, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen, so der Tierschutzbund.

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Tierschutzbund fordert strengere Regeln

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) kommentiert die Zahlen so: „Soweit Tierversuche in bestimmten Bereichen unvermeidbar sind, macht sich das BMEL dafür stark, für Versuchstiere den größtmöglichen Schutz zu gewährleisten. Ziel bleibt es, Tierversuche auf ein unerlässliches Maß zu beschränken.“

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert dagegen die mangelhaften gesetzlichen Regelungen zu Tierversuchen, die „absolut nicht mit den Vorgaben der EU übereinstimmen“. In einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland habe die EU deutliche Korrekturen angemahnt, doch damit wolle sich die Bundesregierung noch bis Ende 2020 Zeit lassen.



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