Wo ist der Weltfrauentag ein gesetzlicher Feiertag?
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Ein Schild vor einem Blumenladen weist auf den Weltfrauentag am 8. März hin.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Seit mehr als hundert Jahren setzt der Frauentag ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Standen anfangs insbesondere das Wahlrecht für Frauen im Fokus, wurden im Laufe der Jahre immer mehr Themen behandelt. Woher der Frauentag kommt und wer in Deutschland am 8. März frei hat:
Wann ist Weltfrauentag?
Der internationale Frauentag findet jährlich am 8. März (2023 also an einem Mittwoch) statt. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „DigitALL: Innovation and technology for gender equality“.
Ist der internationale Frauentag ein Feiertag?
In Deutschland ist der Internationale Frauentag derzeit nur in Berlin (seit 2019) und in Mecklenburg-Vorpommern (erstmals 2023) ein gesetzlicher Feiertag. In allen anderen Bundesländern ist der 8. März ein gewöhnlicher Arbeitstag.
Anders sieht das unter anderem in der Ukraine, in Kasachstan, Uganda, Aserbaidschan, Laos oder Russland aus, wo der Frauentag landesweit ein Feiertag ist. In der Volksrepublik China gilt der Feiertag hingegen nur für den weiblichen Bevölkerungsteil, zudem erhalten Frauen in Staatsbetrieben oft einen halben Arbeitstag frei.
Geschichte des Frauentages
Den ersten nationalen Frauentag beging die Sozialistische Partei in den USA am 28. Februar 1909: Frauenrechtlerinnen erinnerten an einen Streik der Textilarbeiterinnen in New York, die für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hatten. Außerdem forderten sie das Frauenwahlrecht.
Die Idee des Internationalen Frauentages stammt von Clara Zetkin (1858–1933). Die deutsche Sozialistin schlug auf der Zweiten Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines solchen Tages vor. Am 19. März 1911 findet der Frauentag erstmals statt. Zentrales Ziel ist auch hier das Wahlrecht für Frauen.
1918 führen die Forderungen zum Erfolg: Das aktive und passive Wahlrecht für Frauen wird gesetzlich verankert. 1919 dürfen Frauen in Deutschland zum ersten Mal aktiv an der Wahl teilnehmen – und sich selbst wählen lassen.
Die Nazis machten aus dem Frauentag den Muttertag
Da der Frauentag auf eine sozialistische Initiative zurückgeht, wurde er während des Dritten Reiches verboten. Die Nationalsozialisten beschränkten die Rolle der Frau auf die der Ehefrau und Mutter. Der Frauentag wurde durch den Muttertag ersetzt, der nach 1945 im westlichen Teil Deutschlands Bestand hatte. Der Frauentag spielte eine untergeordnete Rolle.
Drei von vier Frauen in Deutschland sehen keine Gleichberechtigung
Keine Gleichberechtigung von Frauen und Männern: Das empfinden fast drei Viertel der Frauen in Deutschland einer Umfrage zufolge.
© Quelle: dpa
Vereinte Nationen rufen Internationales Jahr der Frau aus
In der DDR und anderen sozialistischen Staaten feierte man die gesellschaftliche Befreiung der Frauen. Die Frauen mussten am 8. März nicht zur Arbeit, sondern wurden von Staat und Betrieb gefeiert und beschenkt. In der Bundesrepublik wurde der Frauentag erst in den späten Sechzigerjahren von der Frauenbewegung wiederbelebt. Neben der beruflichen Gleichstellung kämpften die Frauen damals verstärkt für ihre sexuelle Selbstbestimmung, etwa für das Recht auf die Pille oder die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
1975 rufen die Vereinten Nationen das Internationale Jahr der Frau aus: Seitdem begehen auch die UN den Internationalen Frauentag am 8. März. Die Gleichstellung der Geschlechter und das Ausstatten von Mädchen und Frauen mit Macht sei die unerledigte Aufgabe unserer Zeit, sagte UN-Generalsekretär António Guterres in seiner Botschaft zum Internationalen Frauentag 2018: „Es ist in unserer Welt die größte Aufgabe im Bereich der Menschenrechte.“
„Frauen-Streik-Tag“ 1994
Beim „Frauen-Streik-Tag“ demonstrieren 1994 mehr als eine Million Frauen auf Veranstaltungen in Deutschland gegen Diskriminierung – einer der Höhepunkte in der Geschichte des Frauentags.
2010 fordert die Feministin Alice Schwarzer, den Tag komplett zu streichen: „Schaffen wir ihn endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer“, schreibt sie.
Frauentag in der DDR: So wurden Frauen im Osten gefeiert
Besonders viel Aufmerksamkeit wurde den Frauen am 8. März in der DDR zuteil. Vielerorts wurde der Frauentag intensiv vorbereitet und gefeiert. Betriebe bereiteten sich teilweise monatelang darauf vor, zeichneten die „Aktivistinnen der Arbeit“ aus und auch in den Medien wurde den Frauen ausführlich und überschwänglich gedankt. Häufig unverzichtbar am Weltfrauentag waren Blumen, in der Regel rote Nelken.
Auch Kaffeetafeln wurden in den Betrieben hergerichtet, zudem lud die Staats- und Parteiführung – die hauptsächlich aus Männern bestand – zum „festlichen Beisammensein ins Hause des Zentralkomitees der SED“ ein. Der Alltag holte die Frauen am nächsten Morgen aber schnell wieder ein: Schicht, Haushalt, Kinder, Einkauf, Elternaktiv in der Schule.