Ökolügen aufgedeckt: Warum der grüne Schein meist trügt
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Sieht so die Zukunft aus? Hinter dem Kohletagebau Garzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier drehen sich Windräder zur Stromerzeugung. Betreiber RWE ist der größte CO₂-Emittent Europas.
© Quelle: Imago/imagebroker
Hannover. „Wir sind die neue RWE“ heißt es in dem Werbespot, während sich sich zu klangvoller Musik Windräder und Wasserturbinen drehen. „Und wir haben ein klares Ziel: Klimaneutralität bis 2040″. Was das Video nicht zeigt, sind die Kohlegruben, die sich in Nordrhein-Westfalen durch die Landschaft fressen. Und dass der Energiekonzern RWE der größte Kohlendioxid-Emittent Europas ist.
Greenwashing ist überall
Kaum eine Werbung kommt ohne wohlklingende Ökoworte aus. Doch was ist dran an diesen grünen Versprechen an die Konsumentinnen und Konsumenten? Meist wenig. „Wir wissen ja im Grunde, dass das alles Mist ist“, sagt Kathrin Hartmann, freie Journalistin und Expertin darin, pseudonachhaltige Praktiken von Unternehmen aufzudecken.
Greenwashing ist der Versuch von Konzernen, ihre umweltschädlichen Produkte als ökologisch und sozial nachhaltig darzustellen. Mit dem Signal an die Politik: Ihr müsst uns nicht regulieren, wir kümmern uns selbst darum und machen das sogar besser als ihr. Die Folgen sind fatal, da Umweltzerstörungen oder Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette so nicht berücksichtigt werden.
Podcast „Klima und wir“: Hier anhören
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Die neue Podcastfolge „Klima und wir“ geht fünf prominenten Ökolügen auf die Spur: von vermeintlich nachhaltiger Mode, Waschmittel mit Mikroplastik und Fertigprodukten mit Palmöl über Hybrid-SUVs bis zum Kohlestrom im Fall RWE. Hartmann analysiert gemeinsam mit RND-Redakteur Maximilian Arnhold, welche Marketingstrategien Firmen verwenden, um umweltschädliche Produkte an den Mann und die Frau zu bringen – ohne dass sich an den Erzeugnissen selbst etwas ändert.
„Ein Kern des Greenwashings ist, dass nur die Konsumseite betrachtet wird“, sagt Hartmann. „Nur das Ende einer ganzen Reihe von Zerstörungen, aber nie die Produktionsseite. Da muss man ansetzen, wenn man wirklich was verändern will, und das wollen Unternehmen, die davon profitieren, selbstverständlich nicht.“
Mit Vollgas in die „klimaneutrale Katastrophe“
Besonders stört Hartmann, dass Firmen ihren Fokus meist nur auf Klimaschutzmaßnahmen legten. Die Buchautorin („Grüner wird’s nicht“) sagt: „Wenn das so weitergeht, kriegen wir wahrscheinlich die klimaneutrale Klimakatastrophe.“
Das Beispiel RWE zeigt: Trotz Klimaneutralitäts-Versprechen geht der Kohleabbau ungemindert weiter. Er führt neben dem Ausstoß von knapp 69 Millionen Tonnen CO₂ (Stand 2020) auch zu Feinstaubbelastung, Grundwasserverschmutzung, Verlust von Böden und dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen.
Hartmann meint: Die Krisenbewältigung allein auf die CO₂-Reduktion zu beschränken habe zur Folge, dass Klimaschutz, Biodiversitätsschutz und soziale Gerechtigkeit gegeneinander ausgespielt würden.
„Es hängt aber alles miteinander zusammen. Zu dieser Erkenntnis kommt man natürlich erst, wenn man sich das gesamte Wirtschaftssystem anschaut und wie produziert wird, und nicht nur das, was am Ende rauskommt.“
Wie man grüne Lügen erkennt und warum wir sie trotzdem nicht ganz umgehen können, erfahren Sie in der neuen Podcast-Folge.
Im RND-Podcast „Klima und wir – Wegweiser in eine nachhaltige Zukunft“ fragt Moderator Maximilian Arnhold nach, was die ökologische Krise für unser Zusammenleben bedeutet. Alle zwei Wochen immer dienstags gibt’s eine neue Folge.
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