Forscher überrascht: Fische reagieren auf ihr Spiegelbild

Ein Putzerfisch interagiert mit seinem Spiegelbild, das von einem außerhalb des Aquariums angebrachten Spiegel erzeugt wird.

Ein Putzerfisch interagiert mit seinem Spiegelbild, das von einem außerhalb des Aquariums angebrachten Spiegel erzeugt wird.

Konstanz. Von Schimpansen, Delfinen und Krähen ist es bekannt: Die Tiere erkennen ihr Spiegelbild als Abbild des eigenen Körpers. Bei Fischen ist diese Erkenntnis allerdings neu. Dass auch diese weniger entwickelten Arten ein Bewusstsein von sich selbst besitzen, hat jetzt ein Team vom Max-Planck-Institut für Ornithologie und der Universität Konstanz herausgefunden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Beim sogenannten klassischen Spiegeltest markieren Forscher das Gesicht oder andere Stellen des Körpers eines Tieres mit Farbflecken. Um den Test zu bestehen, müssen die Tiere die markierte Stelle genau betrachten oder gezielt berühren. Reagiert das Tier auf die Markierung, gilt der Test als bestanden. Um zu überprüfen, ob Fische sich selbst im Spiegel erkennen können, haben die Forscher die Reaktion von Putzerfischen (Labroides dimidiatus) auf einen Spiegeltest untersucht.

Fische versuchen Flecken abzuschaben

Putzerfische leben in den Ozeanen und ernähren sich von Parasiten auf der Haut anderer Fische. Nach Angaben der Universität versuchten die Putzerfische, die zuvor aufgetragenen Flecken auf ihrer Haut am Untergrund abzuschaben. Konnten sie sich nicht im Spiegel begutachten oder handelte es sich um eine farblose Markierung, unternahmen die Fische dagegen nichts.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Fische deutlich höhere geistige Fähigkeiten besitzen als bisher angenommen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Plos Biology". Gleichzeitig stoßen sie eine Diskussion darüber an, wie Wissenschaftler die Intelligenz von Lebewesen ermitteln können, die vom Menschen so verschieden sind.

Ist der Spiegeltest glaubwürdig?

Die Fähigkeit, sein Spiegelbild zu erkennen, wird allgemein auf das Vorhandensein eines Bewusstseins für das eigene Selbst zurückgeführt. Ob das aber bei Putzerfischen tatsächlich der Fall ist, stellen die Forscher jetzt infrage. „Die nahe liegende Erklärung ist, dass die Fische zwar den Spiegel-Test bestehen, sie sich aber nicht ihrer selbst bewusst sind“, sagt Alex Jordan vom Max-Planck-Institut für Ornithologie. „Vielmehr erkennen sie ihr Spiegelbild als Abbild des eigenen Körpers, verstehen jedoch nicht, was es bedeutet.“

Mit ihren Ergebnissen wollen die Wissenschaftler eine Diskussion darüber anstoßen, ob der Spiegeltest als Gradmesser für ein tierisches Bewusstsein geeignet ist.

Lesen Sie auch:
Die häufigsten Missverständnisse bei Haustieren

Von Sonja Fröhlich/RND

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Top Themen

Aktuelles

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken