Erhöht Luftverschmutzung das Sterberisiko von Babys?

Hannover. Es ist nicht die erste Studie, die die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Kinder untersucht. Erst kürzlich wies eine Studie nach, dass Feinstaub, der während der Schwangerschaft von der Mutter eingeatmet wurde, womöglich auch zum Fötus gelangt. Belgische Forscher konnten demnach Kohlenstoffpartikel in der Gebärmutter nachweisen. Ein direkter Nachweis für die Schädlichkeit der Feinpartikel ist die Studie aber nicht.

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Forscher aus England haben nun untersucht, wie sich diverse Schadstoffe zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben von Babys auswirken. Sie kommen zu dem Ergebnis: Wenn Babys in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung leben, sei auch das Sterberisiko höher. Jedoch gibt es auch einige Einschränkungen: Die Studie konnte nicht nachweisen, ob die Luftverschmutzung auch tatsächlich schuld am höheren Sterberisiko ist. Die Studie wird in den kommenden Tagen auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society in Madrid vorgestellt.

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Forschung: Acht Millionen Babys untersucht

Wie der „Guardian“ berichtet, haben die Forscher für ihre Analyse Daten von fast acht Millionen Lebendgeborene in England und Wales zwischen 2001 und 2012 ausgewertet. Die Länder wurden in 35.000 Gebiete mit jeweils etwa 1500 Einwohnern aufgeteilt. Untersucht wurden die jährliche Sterblichkeitsrate für Babys im Alter von bis zu einem Jahr sowie die durchschnittlichen jährlichen Werte für Feinstaub, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid.

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Schwefeldioxid konnte mit Kindstoden verbunden werden

Für jeden Schadstoff verglich das Team die Sterblichkeitsrate für Babys aus unterschiedlich verschmutzten Gebieten – das schlechteste Fünftel wurde mit dem besten Fünftel verglichen. Berücksichtigt wurden Faktoren wie das Alter der Mutter, Benachteiligungsniveau des Gebiets und das Geburtsgewicht. So stellten die Forscher fest, dass Babys von bis zu einem Lebensjahr in Gebieten mit der stärksten Luftverschmutzung häufiger sterben als die, die in Gebieten mit der saubersten Luft aufwuchsen. Die Ergebnisse gelten für alle drei Schadstoffe – allerdings konnte innerhalb der ersten 28 Tage eines Säuglings nur Schwefeldioxid mit Todesfällen in Verbindung gebracht werden.

Familien können Luftverschmutzung nicht ausweichen

Die Ergebnisse seien für schwangere Frauen und Familien schwierig, da sie nun mal dort leben, wo sie leben, sie könnten der Luftverschmutzung nicht jeden Tag ausweichen, sagt Sarah Kotecha, Forscherin an der Cardiff University, gegenüber dem „Guardian“. Die Umweltverschmutzung zu senken sei Aufgabe der politischen Entscheidungsträger.

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Expertin sieht Einschränkungen der Studie

Doch es gibt auch Kritik am Vorgehen der Forscher: „Es zeigt, dass durch Luftverschmutzung ein gewisses zusätzliches Risiko für den Kindstod besteht – aber die Art und Weise, wie das herausgefunden wurde, ist eine ziemlich grobe Analyse“, sagt Mireille Toledano, Kindergesundheitsexpertin am Imperial College London, gegenüber dem „Guardian“. Die durchschnittlichen Verschmutzungsgrade würden über relativ große Gebiete betrachtet, während die tatsächlichen Werte über eine geringe Entfernung stark variieren können – was bedeutet, dass die tatsächliche Belastung der Babys nicht erfasst wurde. Zudem berücksichtigt die Studie auch keine Wetterumschwünge, Jahreszeiten, die Orte, an denen die Mütter ihre Schwangerschaft verbrachten, und ob sie währenddessen geraucht haben.

Studie als Weckruf an die Regierung

„Der Zusammenhang zwischen Kindersterblichkeit und Luftverschmutzung ist noch nicht geklärt, aber Kotechas Studie (...) sollte ein Weckruf an die Regierung sein“, sagte jedoch Penny Woods, Geschäftsführerin der British Lung Foundation, gegenüber dem „Guardian“.

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