2050 Tonnen Feinstaub jährlich

Diskussion um Böllerverbote: So hoch ist die Feinstaubbelastung an Silvester

Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Feinstaubbelastung so hoch wie an keinem anderen Tag im Jahr.

Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Feinstaubbelastung so hoch wie an keinem anderen Tag im Jahr.

Alljährlich wird in Deutschland über ein Feuerwerks- und Böllerverbot an Silvester diskutiert. Denn das farbenfrohe Lichterspiel um Mitternacht belastet die Umwelt: Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt – rund 75 Prozent davon in der Silvesternacht. „Diese Menge entspricht knapp einem Prozent der insgesamt in Deutschland freigesetzten Feinstaubmenge pro Jahr“, heißt es in einem Bericht des Umweltbundesamts.

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In der Neujahrsnacht werden alljährlich hohe Feinstaubkonzentrationen gemessen.

In der Neujahrsnacht werden alljährlich hohe Feinstaubkonzentrationen gemessen.

Wegen der Corona-Pandemie war die Feinstaubbelastung in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren deutlich zurückgegangen. So war etwa der Verkauf von Pyrotechnik verboten, um Menschenansammlungen zu vermeiden – und damit potenzielle Superspreader-Events. Außerdem gab es in Städten zu Silvester Böllerverbote und feuerwerksfreie Zonen, die auch in diesem Jahr wieder in einigen Städten gelten sollen.

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Unter dem Hashtag #böllerciao fordert ein Aktionsbündnis ein endgültiges Verbot für das Silvesterfeuerwerk. Ansonsten drohe wieder „ein starker Anstieg von Todesfällen, tausende unnötige Verletzungen, Millionen geschädigte Haus- und Wildtiere sowie neue Rekordwerte für die Luftbelastung zum Jahreswechsel“, erklärte die Deutsche Umwelthilfe, die das Bündnis koordiniert.

Was ist Feinstaub?

Was umgangssprachlich als Feinstaub bezeichnet wird, sind nichts anderes als luftgetragene Partikel mit einem Durchmesser von bis zu zehn Mikrometern. So definiert es auch das Umweltbundesamt in seinen Berechnungen zur Feinstaubmenge bei explodierenden Feuerwerkskörpern. In der Aerosolwissenschaft wird ferner zwischen „feinen Partikeln“ (kleiner als ein Mikrometer) und „groben Partikeln“ (größer als ein Mikrometer) unterschieden.

Sektflasche, Korken knallen lassen Sparkling wine bottle, champagne cork pop BLWS657857 *** Sparkling Wine Bottle, Cork Pop Sparkling wine bottle, champagne cork pop BLWS657857 Copyright: xblickwinkel/McPHOTO/C.xAmmeringx

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„Der wesentliche Teil der Partikel aus Feuerwerk entsteht durch den Verbrennungsvorgang“, weiß Frank Drewnick vom Max-Planck-Institut für Chemie, der dort eine Forschungsgruppe in der Abteilung Partikelchemie leitet. Feuerwerkskörper bestehen unter anderem aus Schwarzpulver und Metallsalzen. Letztere sorgen für die Farbeffekte. Das Schwarzpulver verbrennt extrem schnell, wobei manchmal auch ein wenig von der Papierumhüllung anbrennen kann. Dann entstehen Rußpartikel. Die Metallsalze bilden hingegen bei der Verbrennung Metalloxide, die dann als Partikel in der Luft verbleiben. Zudem entstehen als Folge der Explosion schwefelhaltige Partikel.

Feinstaubkonzentration nimmt mit der Zeit ab

Drewnick hat 2005 die Feinstaubkonzentration des Neujahrsfeuerwerks in Mainz gemessen. Damals konnten er und seine Kollegen eine Konzentration von PM₁-Partikeln – also Partikeln mit einem Durchmesser von bis zu einem Mikrometer – von bis zu 600 Mikrogramm pro Kubikmeter messen. Zum Vergleich: Die EU-Kommission hat festgelegt, dass der Jahresmittelwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter bei Partikeln mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern nicht überschritten werden darf. Am Silvesterabend in Mainz wurde somit das 24-Fache dieses Grenzwertes gemessen.

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„Dies allerdings nur für sehr kurze Zeit“, sagt Drewnick. Innerhalb weniger Stunden nehme die Feinstaubkonzentration in der Nähe von Feuerwerk deutlich ab. „Nach zwei Tagen ist davon eigentlich nichts mehr zu messen.“ Der Grund: Die Partikel werden zum einen aus der Atmosphäre ausgeschieden, zum anderen in der Luft transportiert und zunehmend verdünnt.

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Partikel können in die Lunge eindringen

Die kurzzeitig sehr hohe Konzentration an Feinstaubpartikeln wirke sich vermutlich nur begrenzt auf das Klima aus, so der Forscher. Vielmehr könnten die für das menschliche Auge unsichtbaren Partikel gesundheitliche Effekte haben, weil sie tief in die Atemwege eindringen können.

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„Eine Vielzahl von Studien belegt, dass vor allem Patienten mit Asthma und anderen chronischen Atemwegserkrankungen auch unter kurzzeitigen massiven Luftbelastungen relevante Schäden erleiden können, wie auch Lungengesunde Schaden nehmen können“, gab der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner schon vor zwei Jahren zu bedenken.

„Ein zahlenmäßig sehr hoher Anteil“ der Feinstaubpartikel könne ferner über die Lungenbläschen in den Blutkreislauf gelangen, schreibt das Umweltbundesamt. Deshalb macht die Behörde deutlich: „Jegliche Reduzierung und Vermeidung von Feinstaub-Emissionen ist vom Gesichtspunkt der Gesundheitsvorsorge sinnvoll und empfehlenswert.“

Wir haben diesen Artikel am 21. Dezember 2022 aktualisiert.

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