Sensationsfund am Fehmarnbelt: 5700 Jahre altes Kaugummi zeigt Leben von Steinzeitmädchen „Lola“

Ein Sensationsfund am Fehmarnbelt zeigt das Leben vor 5700 Jahren.

Ein Sensationsfund am Fehmarnbelt zeigt das Leben vor 5700 Jahren.

Es ist nur ein kleiner bräunlich-schwarzer Klumpen, aber er gibt Aufschluss darüber, wie Menschen vor fast 6000 Jahren gelebt haben: das Birkenpech von der dänischen Ostseeinsel Lolland. Archäologen hatten den unansehnlichen Klumpen 2019 bei Vorbereitungsarbeiten für den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels nahe Rødbyhavn gefunden, wie die Kieler Nachrichten berichteten.

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Birkenpech ist eingekochte Birkenrinde und gilt als der erste systematisch hergestellte Kunststoff der Menschheit. Birkenpech wurde auch gekaut – ob unsere Vorfahren damit ihre Zähne reinigen wollten, es für sie eine Art Kaugummi war oder sie es nur zur weiteren Verwendung weich kauten, ist unklar.

Blaue Augen, dunkle Haut

Der Archäologe Theis Trolle Jensen, der den Fund mit seinem Dozenten Hannes Schroeder ab 2016 untersucht habe, hatte Glück: Die Wissenschaftler konnten die gesamte DNA einer weiblichen Person isolieren. Tatsächlich seien die Ergebnisse so gut, dass sie zum ersten Mal ein ganzes Genom eines dänischen Steinzeitmenschen nachbilden könnten. Der Zeitung „Ugeavisen“ erzählt er im Interview: „Es enthält ihre gesamten Erbinformationen. Das ist völlig verrückt und etwa so, als wenn man in der Zeit zurückgeht und bei der Person einen Wangenabstrich macht.“

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Auch der damalige Ausgrabungsleiter, Sören Anker Sörensen, betont: „Dieses kleine schwarze Stück Birkenpech ist nur ein Klumpen, aber es ist mehr wert als die Ausgrabungen vieler Jahre.“

Rekonstruktion des Mädchens „Lola“, das vor rund 5700 Jahren auf der dänischen Insel Lolland lebte.

Rekonstruktion des Mädchens „Lola“, das vor rund 5700 Jahren auf der dänischen Insel Lolland lebte.

Dank der DNA wissen die Wissenschaftler nun: Die Person, die das Birkenpech vor 5700 Jahren kaute, war ein Mädchen mit blauen Augen, dunkler Haut und dunklen Haaren. Weil sie zumindest zeitweise in dem Gebiet der heutigen Insel Lolland gelebt hatte, wurde sie Lola getauft. Außerdem vertrug sie keine Laktose und hatte vorher Ente und Haselnüsse gegessen. Und sie trug ein Virus in sich, das Drüsenfieber verursacht, und Bakterien, die eine Lungenentzündung hervorrufen können.

Jäger und Sammler

Besonders interessant: Lola gehörte zu einer Gruppe von Jägern und Sammlern, die genetisch nicht mit den sesshaften Bauern verwandt waren. Bisher ging man davon aus, dass Menschen in dieser Region bereits durchgehend sesshaft waren. Insgesamt zeigten die Funde, dass es schon damals einen regen Austausch über den Belt gegeben haben muss.

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Das Fundstück soll nun im Stiftmuseum von Maribo auf Lolland ausgestellt werden.

Heike Stüben/RND/kb

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