Borkenkäfer: Wieso ist er so schädlich für unsere Wälder?
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Zwei Buchdrucker, Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer, sitzen auf der Rinde eines Fichtenbaums.
© Quelle: Andreas Arnold/dpa
Hannover. Deutschlands Wälder sind geschwächt. 2020 ist es den Bäumen so schlecht ergangen wie seit über 35 Jahren nicht mehr. Eine minimale Verbesserung scheint es mittlerweile zu geben, doch Entwarnung geben Expertinnen und Experten nicht. Schuld sind unter anderem mehrere Dürrejahre und der sich vermehrende Borkenkäfer.
In der Forstwirtschaft gilt der Borkenkäfer als einer der gefährlichsten Schädlinge. Je nach Unterart befällt er unterschiedliche kränkelnde oder absterbende Bäume, die ihm als Lebensraum dienen. Steigt seine Population jedoch aufgrund günstiger Witterungsbedingungen an, können sich die Käfer auch auf gesunde und vitale Bäume ausbreiten. Mit teils verheerenden Auswirkungen für den Wald.
Was machen Borkenkäfer?
Ist vom Borkenkäfer die Rede, ist damit meist der sogenannte Buchdrucker oder Kupferstecher gemeint. Beide Unterarten befallen die Fichte und gelten als „sekundäre Schädlinge“. Damit ist gemeint, dass sie nur in kranken und absterbenden Bäumen ideale Lebensbedingungen und Brutstätten finden. Borkenkäfer entwickeln sich unter der Rinde von Bäumen, dort fressen sie während ihrer Nahrungsaufnahme Gänge in den weichen Rindenbast.
Normalerweise ist der Borkenkäfer, sofern er nicht als Überpopulation auftritt, ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Waldes, denn er spielt eine entscheidende Rolle bei der Zersetzung verrottender Totholzbestände. Unter besonderen Umständen wie etwa Dürre und ausreichend Brutmaterial kann sich eine Population des Borkenkäfers allerdings so massiv vermehren, dass diese auf gesunde Bäume übergreift. Expertinnen und Experten sprechen dann von einer Massenvermehrung oder auch Kalamität. Diese kann zu flächigem Absterben von Waldbeständen führen.
Wie zerstören Borkenkäfer Wälder?
Unter normalen Bedingungen können sich gesunde Bäume gegen die Schädlinge wehren. Durch das verstärkte Produzieren von Harz bleiben die Käfer stecken und können nicht durch die Rinde eindringen. Bei einer massenhaften Vermehrung kommen die Bäume mit der Harzproduktion jedoch nicht hinterher. Gleichzeitig lockt der Duft des Harzes immer mehr Käfer an, die dem Baum schließlich so sehr zusetzen, dass er aufgrund der unterbrochenen Saftstromleitungen verdurstet. Im schlimmsten Fall können auf diese Weise innerhalb kurzer Zeit ganze Waldteile betroffen sein.
Wie sehen Borkenkäfer aus?
Allein in Europa kommen über 150 Arten des Borkenkäfers vor, weltweit sind es einige Tausend. Die in Deutschland am häufigsten auftretende Art ist der Buchdrucker, der zwischen 4,2 und 5,5 Millimeter groß werden kann. Er ist rotbraun und schwarzbraun gefärbt, hat Flügel, drei Paar Beine und ist stark behaart.
Borkenkäferbefall am Baum erkennen
Ob ein Baum von einem Borkenkäfer befallen ist, erkennt man daran, dass sich die Baumkrone erst rot und später grau verfärbt. Am Stamm und dickeren Ästen lassen sich bei genauerem Hinsehen außerdem Ein- und Ausbohrlöcher des Käfers entdecken. Für einen Befall spricht auch braunes Bohrmehl direkt vor dem Stamm. Besonders eindeutig ist der Borkenkäferbefall jedoch unter der Rinde zu sehen: Dort zeichnen sich die Gänge des Käfers deutlich im Holz ab und bilden feine Linien in alle erdenklichen Richtungen.
Borkenkäfer und Dürre: Heiße Sommer steigern Gefahr
Die vergangenen Sommer haben die Lebensbedingungen des Borkenkäfers begünstigt. Durch die hohen Temperaturen konnten sich mehrere Generationen bilden – schon 16,5 Grad gelten als Schwellenwert, bei dem der Borkenkäfer beginnt, auszufliegen.
Maßnahmen: Was tun bei Borkenkäferbefall?
In der Forstwirtschaft gibt es einige Möglichkeiten, um sich gegen den Borkenkäfer zur Wehr zu setzen. Darunter fällt zum Beispiel der Umbau von Nadelholzreinbeständen in laubholzreiche Mischbestände. Sie sind wesentlich stabiler gegen abiotische Schäden, also etwa Schneebruch oder Windwurf.
Bei einem bereits vorhandenen Befall rät die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zu folgenden Maßnahmen:
- Befallene Fichten einschlagen und entrinden oder aus dem Bestand abfahren
- Bruttaugliches Material im Wald entfernen oder unschädlich machen, etwa durch Verbrennen, Hacken oder Mulchen
- Ist der Wald durch Kupferstecher (neben dem Buchdrucker der häufigste Borkenkäfer hierzulande) gefährdet, muss ebenfalls das Gipfelmaterial unschädlich gemacht werden, zum Beispiel durch Häckseln oder Verbrennen
Borkenkäfer loswerden: Was hilft?
Bei der Bekämpfung der Schädlinge kamen in der Vergangenheit häufig Borkenkäferfallen zum Einsatz. Jedoch zeigte sich in den vergangenen Jahren, dass mit Lockstoffen gespickte Fallen die Vermehrung und Ausbreitung der Käfer nicht verhindern können. Dennoch erfüllen die Fallen als ergänzende Maßnahme nach einer Befallsherdsanierung einen Zweck. Sie eignen sich nämlich zum Monitoring und können zum Beispiel dazu beitragen, den Flugbeginn der Käfer im Frühling festzustellen oder die generelle Käfersituation abzuschätzen.
Borkenkäfer im Garten: Was tun bei häuslichem Befall?
Nicht nur im Fichtenwald können Borkenkäfer zur Gefahr werden, auch im heimischen Garten können sie Schaden anrichten. Zwar können Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer teilweise vorbeugen, bei einem bereits befallenem Baum gibt es aber meist nur eine Konsequenz – den Griff zur Axt oder Säge. Insektizide sind an den Bäumen nicht zulässig und darüber hinaus auch nicht wirkungsvoll. In der Regel reicht es nicht aus, einige betroffene Äste abzusägen, stattdessen muss meist der komplette Baum gefällt werden. Und das so schnell wie möglich, denn die Käfer locken weitere Artgenossen an und können weitere Wirtsbäume in unmittelbarer Nähe anfallen.
Um dem Borkenkäfer vorzubeugen, sollte man die Bäume im Garten vital und gesund halten, damit sie sich bestmöglich gegen den Schädling zur Wehr setzen können. Dafür braucht es eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung.
RND/do/pf/mr mit dpa