In diesen Badeseen und Flüssen kann man unbesorgt schwimmen gehen
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Badegäste stehen im Badesee Birkwitz in Sachsen auf einer Badeinsel.
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil
Kopenhagen. Die Sonne und die warmen Temperaturen laden wieder zum Baden ein. Die einen zieht es dafür ins chlorhaltige Schwimmbad, die anderen bevorzugen eher öffentliche Badeseen. Doch wie steht es bei Letzteren um die Wasserqualität? Kann man ohne Sorge in natürlichen Gewässern schwimmen gehen? Die Europäische Umweltagentur EEA hat ihren neuen Badegewässerbericht veröffentlicht – mit erfreulichen Ergebnissen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
- Wie gut ist die Wasserqualität in deutschen Badegewässern?
- Was bedeutet eine mangelhafte Wasserqualität?
- Wie gelangen die Bakterien in die Badegewässer?
- Wie gefährlich sind diese Krankheitserreger?
- Kann man in mangelhaften Gewässern trotzdem baden? Und was sollte man dabei beachten?
- Wie gut ist die Badewasserqualität in anderen EU-Ländern?
- Wieso ist die Wasserqualität in den vergangenen Jahren immer besser geworden?
Wie gut ist die Wasserqualität in deutschen Badegewässern?
Deutsche Badestellen weisen fast allesamt eine hervorragende Wasserqualität auf, wie aus dem Report der EEA hervorgeht. Demnach überzeugten 90,2 Prozent der in 2022 analysierten Gewässer in der Bundesrepublik mit exzellenten Wasserbedingungen. Nur 14 der knapp 2300 Badestellen wurden als mangelhaft eingestuft.
Unter den als mangelhaft bewerteten Gewässern befanden sich unter anderem der Sunthauser See in Bad Dürrheim (Baden-Württemberg), der Neustädter See (Sachsen-Anhalt), das Freibad Miersdorfer See in Zeuthen (Brandenburg), der Naturbadestrand Glöwitzer Bucht in Barth (Mecklenburg-Vorpommern), der Achterdieksee (Bremen) und der Garchinger See bei München (Bayern).
Was bedeutet eine mangelhafte Wasserqualität?
Eine mangelhafte Wasserqualität bedeutet, dass in den entsprechenden Gewässern eine hohe Konzentration an Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli nachgewiesen werden konnte. Wie hoch die Bakterienkonzentration ist, entscheidet darüber, ob ein Badesee eine „ausgezeichnete“ oder nur „mangelhafte“ Wasserqualität hat.
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Um die Belastung der Gewässer durch die Krankheitserreger zu bewerten, haben Forschende Wasserproben genommen und im Labor untersucht. Während der Badesaison finden diese Kontrollen regelmäßig mindestens einmal im Monat durch die zuständigen Länderbehörden statt, wie das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite schreibt.
Wie gelangen die Bakterien in die Badegewässer?
Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli stammen vor allem von Abwässern und aus der Landwirtschaft.
Starkregen kann Flüsse beispielsweise in echte Keimschleudern verwandeln: Stehen mit Gülle übersäte landwirtschaftliche Flächen unter Wasser, kann es passieren, dass der Dünger in die Gewässer gespült wird. Genauso ist es möglich, dass starker Regen das Abwassersystem überflutet und unzureichend geklärtes Abwasser in die Flüsse gelangt. Zudem können Wasservögel wie Enten und Gänse die Gewässer mit Bakterien verschmutzen, wenn sie ins Wasser koten.
In einigen Badegewässern konnten Forschende bei früheren Untersuchungen zudem eine geringe Konzentration antibiotikaresistenter Keime nachweisen. Ihr Ursprung ist der gleiche wie bei den Fäkalbakterien.
Wie gefährlich sind diese Krankheitserreger?
Escherichia coli und intestinale Enterokokken sind sogenannte Indikatorkeime. Sie sind ein brauchbarer Anzeiger für fäkale Verunreinigungen in Gewässern, mit dem bloßen Auge aber nicht erkennbar. Andererseits können sie verschiedene Erkrankungen hervorrufen.
Der Keim Escherichia coli ist Bestandteil der Darmflora des Menschen und kommt auch im Darm von Vögeln und anderen warmblütigen Säugetieren vor. Er gilt als Verursacher für bakterielle Harnwegsinfektionen und Magen-Darm-Erkrankungen wie starker Durchfall, der unbehandelt teilweise sogar lebensbedrohlich sein kann.
Auch intestinale Enterokokken sind menschliche Darmbakterien. Sie können in der Umwelt in der Regel länger überdauern als Escherichia coli, sorgen aber für ähnliche Beschwerden – darunter Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen und Herzklappenentzündungen. Wie gefährlich beide Bakterienarten für den Menschen sind, hängt unter anderem von der Konzentration ab, in der sie in den Gewässern vorhanden sind.
Kann man in mangelhaften Gewässern trotzdem baden? Und was sollte man dabei beachten?
Gewässer mit einer mangelhaften Wasserqualität sollten Schwimmerinnen und Schwimmer grundsätzlich meiden. Denn dort ist das Risiko, sich mit krankmachenden Keimen zu infizieren, besonders hoch. Die EEA schreibt hierzu in ihrem Bericht: „Badegewässer, die als mangelhaft eingestuft werden, müssen während der gesamten folgenden Badesaison geschlossen werden und es müssen Maßnahmen zur Verringerung der Verschmutzung und zur Beseitigung von Gefahren für die Gesundheit der Badenden ergriffen werden.“ Ein Badeverbot wird erst dann aufgehoben, wenn sich die Wasserqualität deutlich gebessert hat.
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Vor dem Baden in fremden Gewässern sollte man auf Badeverbots- oder Hinweisschilder wie hier wegen eines Blaualgenteppichs achten.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Ein allgemeiner Tipp zum Baden in natürlichen Gewässern: möglichst wenig Wasser verschlucken. So kann verhindert werden, dass die Bakterien über den Mund in der Körper gelangen. Vorsicht ist auch bei offenen Wunden und Hauterkrankungen geboten. Mit diesen sollte man am besten nicht ins Wasser gehen, da sie eine Eintrittspforte für Keime darstellen.
Wie gut ist die Badewasserqualität in anderen EU-Ländern?
Die in Kopenhagen ansässige EEA analysierte für den Badegewässerbericht Daten zu 21.973 Badestellen in Europa. Mit dabei sind Gewässer in den 27 EU-Mitgliedsstaaten, Albanien und der Schweiz. Insgesamt stufte die Umweltagentur im Jahr 2022 rund 86 Prozent der europäischen Badegebiete als exzellent ein. An knapp 96 Prozent der Standorte wurden die EU-Mindeststandards für die Wasserqualität eingehalten.
Europaweit liegen Deutschlands Seen, Flüsse und Küstengewässer nach wie vor im vorderen Mittelfeld. Die Spitzenposition belegte Zypern mit rund 99 Prozent an Badestellen mit exzellenter Wasserqualität, gefolgt von Österreich, Griechenland und Kroatien. Die Schlusslichter waren Polen, die Slowakei und Ungarn.
Dem Bericht zufolge hat der Anteil der Badegewässer mit ausgezeichneter Qualität zwischen 2010 und 2015 zugenommen – bei Küstenbadegewässern auf 87 bis 89 Prozent, bei Binnengewässern auf 78 bis 82 Prozent. Seitdem sind die Zahlen stabil geblieben. Badegewässer mit schlechter Wasserqualität machten in der EU im vergangenen Jahr nur 1,5 Prozent aus.
Wieso ist die Wasserqualität in den vergangenen Jahren immer besser geworden?
Am 24. März 2006 ist die novellierte Badegewässerrichtlinie in Kraft getreten. Darin sind konkrete, einzuhaltende Grenzwerte für ausgezeichnete, gute und ausreichende hygienische Qualität für Badegewässer festgelegt. Angewendet wird die Richtlinie seit 2008 in Deutschland. Sie sieht zudem vor, dass die zuständigen Länderbehörden für jedes Badegewässer regelmäßig ein Badegewässerprofil erstellen müssen. Dieses soll Verschmutzungsquellen aufzeigen, um Gesundheitsgefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die diesjährigen Ergebnisse würden zeigen, „dass sich über 40 Jahre harte Arbeit bei der Überwachung und Verbesserung unserer Küstengewässer, Flüsse, Seen und Teiche auszahlen“, sagte EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen. „Aber es zeigt auch, dass eine regelmäßige Überwachung für positive Fortschritte unerlässlich ist.“ Aktuell prüft die EU-Kommission, ob die Badegewässerrichtlinie noch geeignet ist oder ob sie aktualisiert und um neue Parameter ergänzt werden muss.
Wir haben diesen Artikel am 12. Juni 2023 auf Basis des neuen EEA-Berichts aktualisiert.
RND mit Material der dpa