Seltener historischer Fund

330 Jahre altes Tagebuch schildert, wie die Franzosen bereits 1687 auf Australien stießen

Diese Seite beschreibt die Ankunft des französischen Schiffes in Australien im Jahr 1687.

Diese Seite beschreibt die Ankunft des französischen Schiffes in Australien im Jahr 1687.

Sydney. Die alten vergilbten Seiten, auf denen sich elegante Schreibschrift mit kunstvollen Illustrationen abwechseln, sind ein Schatz, der über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten ist. Heute steht dieser Schatz zum Verkauf – das Auktionshaus Christie‘s in London versteigert das Tagebuch, das die erste verifizierte französische Sichtung Australiens im Jahr 1687 schildert. Als Richtpreis haben die Briten 350.000 Britische Pfund angegeben, also fast 400.000 Euro.

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Die Franzosen waren bei Weitem nicht die ersten Europäer, die Australiens Küsten entdeckten. Die erste dokumentierte Landung eines Europäers in Australien war bereits im Jahr 1606. Damals erreichte der niederländische Entdecker Willem Janszoon die Westseite der Halbinsel Cape York und kartografierte etwa 300 Kilometer Küstenlinie. Der niederländische Seefahrer und Entdecker Abel Tasman entdeckte 1642 als erster Tasmanien und bestätigte später Australien als Inselkontinent.

Vom Kurs abgetrieben

Die Ankunft der Franzosen 1687 war – soweit bisher bekannt – das 33. Mal, dass ein europäisches Schiff die australische Küste sichtete. Es war jedoch das erste Mal, dass ein französisches Schiff den Kontinent ansteuerte, den die Briten letztendlich 1770 zum Eigentum der britischen Krone erklären sollten.

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Eine Skizze des Lastkahns des Königs von Siam mit Ruderern und des Lastkahns eines Prinzen.

Eine Skizze des Lastkahns des Königs von Siam mit Ruderern und des Lastkahns eines Prinzen.

Bekannt ist, dass das Tagebuch, das nun zum Verkauf steht, auf dem von Kapitän Abraham Duquesne-Guitton gesteuerten Schiff „L‘Oiseau“ verfasst wurde. Die „L‘Oiseau“ befand sich zusammen mit vier weiteren Schiffen auf dem Weg von Brest in Frankreich nach Siam. Letzteres ist das heutige Thailand, mit dem der französische Hof gute diplomatische Verbindungen aufgebaut hatte. Die Reise selbst war alles andere als einfach: Das Schiff wurde zwischen Kapstadt und Jakarta vom Kurs abgetrieben, verlor die Orientierung und erlitt vor der westaustralischen Küste beinahe Schiffbruch. Es landete schließlich in Westaustralien, nördlich der Mündung des Swan River.

Ein echtes Unikat

Christie‘s bewirbt das Tagebuch als „neu entdecktes illustriertes australisches Manuskripttagebuch“. „Nach unseren umfangreichen Recherchen und basierend auf den Informationen, die wir gefunden haben, ist es die einzige Manuskriptbeschreibung Australiens aus dem 17. Jahrhundert, die auf den Markt gekommen ist“, schrieb eine Sprecherin des Auktionshauses. Es sei damit wohl „das früheste Australiana-Manuskript, das jemals zum Verkauf angeboten wurde“.

Das Tagebuch ist bisher nirgendwo veröffentlicht worden und Historiker haben es bisher nicht eingesehen. Es wurde vom leitenden Chirurgen der königlichen Flotte Ludwigs XIV. geschrieben, der nur als „Bremond“ bekannt ist. Bremond schilderte beispielsweise, wie die gesamte Flotte an Schiffen aufgrund eines Sturms vom Kurs abgekommen war. Über die Küste Australiens schrieb er: „Dieses Land erscheint sehr niedrig und hat viele große Felsen, die vom Land getrennt zu sein scheinen.“ Sie wüssten nicht genau, von welchen Menschen es bewohnt sei, oder ob es vielleicht niemanden gebe außer ein paar wenigen Menschen.

In exzentrischem alten Französisch verfasst

Thomas Venning, der die Abteilung Bücher und Manuskripte bei Christie‘s in London leitet, sagte der australischen Tageszeitung „Sydney Morning Herald“, dass ein solcher Fund „äußerst selten“ sei. In seiner 25-jährigen Karriere bei Christie‘s habe er so etwas noch nie gesehen. Venning berichtete, wie er bei Recherchen darauf stieß, dass das Schiff ungeplant in Australien gelandet war. Daraufhin habe er angefangen, hektisch die Seiten des Tagebuchs umzublättern, um zu sehen, was Bremond dazu geschrieben hatte.

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Als er die Stelle dann entdeckte, sei dies ein höchst emotionaler Moment gewesen. „Ich hatte keine Ahnung, ob er es überhaupt beschreiben würde“, sagte er. Und weiter: „Als ich die Worte ‚Terra Australis‘ – oder ‚terre auxtralles‘ in diesem ziemlich exzentrisch geschriebenen Französisch in einem Manuskript aus dem Jahr 1688 sah – war ich völlig sprachlos.“

Historische Bedeutung lange Jahre übersehen

Nach dem unerwarteten Zwischenstopp an der australischen Küste segelte die „L‘Oiseau“ nach Norden, kam an Java vorbei und passierte die Sundastraße. Als das Schiff Batavia – das heutige Jakarta – erreichte, beschrieb Bremond es als „die schönste Stadt von ganz Ostindien“. Er schrieb zudem, dass ein großer Anteil der Bevölkerung chinesischstämmig sei. Das Tagebuch enthält auch eine detaillierte Liste der Geschenke Ludwigs XIV. und mehrere Zeichnungen, die die Topographie, die lokale Bevölkerung sowie die Flora und Fauna zeigen, denen die Mannschaft auf der Reise begegnete.

Bremond’s Zeichnung eines Mannes und einer Frau auf Java mit einem Papaya Baum.

Bremond’s Zeichnung eines Mannes und einer Frau auf Java mit einem Papaya Baum.

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Dass das Tagebuch erst jetzt seinen verdienten Ruhm erhält, liegt laut Venning daran, dass die historische Bedeutung des Manuskripts zuvor übersehen worden war. Es soll nur einmal den Besitzer gewechselt haben, als es 2012 bei Christie‘s Paris an den derzeitigen Eigentümer versteigert wurde. Vor 2012 befand sich das Manuskript in der Bibliothek einer Familie in Westfrankreich.

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