Erste Koalas in der Wildnis gegen Chlamydien geimpft
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Kurze Erholungspause: Der kleine Koala wurde zum ersten Mal gegen Chlamydien geimpft.
© Quelle: University of the Sunshine Coast
Nachdem erste Tests mit in Gefangenschaft gehaltenen Koalas positiv verlaufen sind, haben australische Forscherinnen und Forscher erstmals damit begonnen, wilde Koalas gegen die Chlamydien-Infektion zu impfen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben rund zehn Jahre an einer Impfung gegen die weit verbreitete Infektion gearbeitet. Die Krankheit verursacht bei den Koalas Blindheit und Unfruchtbarkeit und führt letztendlich zum Tod der Beuteltiere. Für den Test in der Wildnis hat man eine Koalapopulation ausgewählt, die geografisch isoliert ist. Insgesamt soll rund die Hälfte der Tiere in der Region Northern Rivers im australischen Bundesstaat New South Wales gefangen und geimpft werden – etwa 50 Tiere.
Grausame Krankheit
Der Impfstoff, den Forschende der University of the Sunshine Coast in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie dem Australia Zoo Wildlife Hospital entwickelt haben, bringt erstmals Hoffnung für das Überleben der Spezies. Das aktuelle Projekt sei ein wichtiger Schritt, um eine große Anzahl wilder Koalas zu impfen, sagte Samuel Phillips, ein Mikrobiologe an der University of the Sunshine Coast, der den Impfstoff mitentwickelt hat. Aktuell würden „Methoden entwickelt, um die Impfung von Koalapopulationen zu ermöglichen, die ansonsten vom Aussterben bedroht sind“. Im Südosten von Queensland und in New South Wales, beides Staaten im Osten von Australien, sind teilweise über 50 Prozent der Koalapopulation an Chlamydien erkrankt.
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„Es ist eine grausame Krankheit“, erklärte Amber Gillett, die als Tierärztin im Tierkrankenhaus des Australia Zoos arbeitet. Sie verursache Bindehaut- und Blasenentzündungen und manchmal sogar Unfruchtbarkeit. „Obwohl viele Koalas mit Chlamydien mit herkömmlichen Antibiotika behandelt werden können, können einige Tiere aufgrund der Schwere ihrer Infektion nicht gerettet werden.“
In Ostaustralien sind Koalas als „gefährdet“ eingestuft
Bereits im September 2021 hatte eine Meldung der Australischen Koalastiftung (AKF) aufhorchen lassen. Laut dieser waren die Koalazahlen seit 2018 in ganz Australien um 30 Prozent zurückgegangen. Die Organisation schätzte, dass möglicherweise weniger als 60.000 Koalas in Australien leben könnten. Aktuell gehen die Tierschützer von weniger als 80.000 Tieren in der Wildnis aus.
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Australien: Koalas gegen Chlamydien geimpft
© Quelle: University of the Sunshine Coast
Einige Forscherinnen und Forscher halten diese Zahlen zwar für zu niedrig, sicher ist jedoch, dass allein die verheerenden Buschfeuer von 2019/2020 zum Rückgang der Tiere beigetragen haben. Geschätzte 60.000 Koalas sollen laut der Tierschutzorganisation WWF bei den schweren Bränden ums Leben gekommen oder verletzt worden sein. Doch die Katastrophe war nicht der Auslöser dafür, dass die Tiere immer seltener werden. „Leider waren die Koalapopulationen, insbesondere in New South Wales, bereits lange vor den Buschbränden des schwarzen Sommers 2019/2020 in Schwierigkeiten“, sagte die Präsidentin der Tierschutzorganisation Friends of the Koala, Aliison Kelly, bereits im vergangenen Jahr. Vor allem die Rodung großer Waldflächen hat die Beutler so reduziert, dass die australische Regierung im Februar 2022 eingestehen musste, dass die Tiere aussterben könnten. In den Koalaregionen im Osten des Landes wurden die Tiere deswegen als „gefährdet“ eingestuft. Neben der bakteriellen Infektion, Buschfeuern und Rodungen sterben zahlreiche Koalas auch durch Hundeangriffe oder in Verkehrsunfällen.
Rosa Tupfer = geimpft
Die aktuellen Koalaimpfungen finden im Wildtierkrankenhaus der Tierschutzorganisation Friends of the Koala statt. Die Forscherinnen und Forscher müssen die Koalas aber natürlich erst einmal einfangen, um sie dort impfen zu können. Letzteres ist ein durchaus aufwendiger Prozess, da die Beutler oft hoch oben in Eukalyptusbäumen sitzen. Haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Koala gespottet, so errichten sie ein kreisförmiges Gehege um den Baum, das Öffnungen hat, die in Käfige führen. Wenn die Koalas dann nach einiger Zeit herunterklettern, um einen neuen Baum zu suchen, landen sie automatisch in den Fallen.
Die Tiere werden zunächst untersucht, da nur gesunde Tiere geimpft werden sollen. Nach der Impfung stehen die Koalas dann noch rund 24 Stunden unter Beobachtung, um sicherzustellen, dass keine unerwarteten Nebenwirkungen auftreten, bevor sie wieder in ihr Zuhause im Busch zurückgebracht werden. Bereits geimpfte Tiere erhalten einen Tupfer rosa Farbe auf den Rücken, damit sie nicht noch mal eingefangen werden.