Astronomisches Rätsel: Einer der bisher hellsten Sterne verschwindet spurlos
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Leuchtkräftige Blaue Veränderliche sind extrem hell und instabil.
© Quelle: ESO/L. Calçada
Dublin. Forscher des Trinity Colleges in Dublin stehen vor einem großen Rätsel: In der rund 75 Millionen Lichtjahre entfernten Kinman-Zwerggalaxie PHL 293B ist ein Leuchtkräftiger Blauer Veränderlicher spurlos verschwunden.
Leuchtkräftige Blaue Veränderliche sind besonders massive Sterne, die extrem hell und instabil sind. Der verschwundene Stern ist nach Angaben der Forscher 2,5 bis 3,5 Millionen Mal heller als unsere Sonne. Damit gehörte er zu den hellsten Sternen überhaupt.
Stern könnte zu schwarzem Loch kollabiert sein
Regelmäßig hatten sich Astronomen den Himmelskörper zwischen 2001 und 2011 angeschaut, um Informationen darüber zu sammeln, wie Sterne ihr Leben im Universum beenden. Bei Observationen mit den vier optischen Teleskopen des Very Large Telescopes (VLT) der Europäische Südsternwarte (European Southern Observatory, ESO) im vergangenen Jahr stellten die Forscher des Trinity Colleges fest, dass die charakteristische Signatur des Sterns fehlte.
Diese Beobachtung bestätigte sich beim Blick ins Datenarchiv: 2011 war das Licht des Sterns noch gemessen worden, 2016 dann nicht mehr. Grund für das Verschwinden könnte nach Ansicht der Astronomen sein, dass der Leuchtkräftige Blaue Veränderliche zu einem schwarzen Loch kollabiert ist. Ihre Ergebnisse hielten die Forscher in ihrer Studie in der Fachzeitschrift “Monthly Notices of the Royal Astronomical Society” fest.
Supernova-Explosion bleibt aus
“Wenn das stimmt, wäre dies die erste direkte Entdeckung eines solchen Monstersterns, der sein Leben auf diese Weise beendet”, wird der Astrophysiker Andrew Allan in einer Mitteilung der Universität zitiert. “Es wäre höchst ungewöhnlich, dass ein so massereicher Stern verschwindet, ohne eine helle Supernova-Explosion auszulösen.”
Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, dass eine Supernova-Explosion ein wichtiger Bestandteil beim Ableben von Sternen ist. Diese Entdeckung könnte neue Erkenntnisse zum Entstehen und zu den Veränderungen des Universums liefern.
Extrem Large Telescope soll Zwerggalaxie erkunden
Aber auch andere Ursachen halten die Astronomen nicht für ausgeschlossen. So könnte der Stern beispielsweise dunkler geworden und von einer Staubwolke eingehüllt worden sein. Hinter der Wolke könnte es weitere Eruptionen geben, die aber nicht sichtbar wären.
“Wir werden wahrscheinlich einige Jahre warten müssen, bevor wir bestätigen können, welches Schicksal diesem Stern widerfahren ist”, sagte Prof. Jose Groh, Assistenzprofessor für Astrophysik am Trinity College. “Das Extrem Large Telescope (ELT) der ESO soll 2025 den Betrieb aufnehmen und in der Lage sein, Sterne in fernen Galaxien wie der Kinman-Zwerggalaxie aufzulösen, wodurch wir kosmische Rätsel wie dieses lösen können.”