Pleiten mehrerer Modehändler

Dem Zara-Konzern ist die Branchenkrise egal

Zara ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen.

Zara ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen.

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Seit Monaten reißen die Hiobsbotschaften aus der Modebranche nicht ab. Die Pleiten häufen sich, bekannte Namen finden sich auf der Liste wie P&C Düsseldorf, Orsay, Ahlers mit Marken wie Pierre Cardin und Otto Kern oder die Schuhhändler Görtz, Salamander und Reno. Derweil zieht ein Branchenriese unbeeindruckt seine Bahnen: Der spanische Textilkonzern Inditex, bekannt vor allem mit der Marke Zara, steigert Umsatz und Gewinn.

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Alles gut trotz Inflation

Als Inditex-Chef Oscar Garcia Maceiras jüngst die Zahlen für das erste Quartal präsentierte, hielt er sich mit Rezessionssorgen oder Klagen über sparsame Kundschaft nicht auf. „Sehr zufriedenstellend“ sei der Umsatz, „sehr solide“ die Bruttomarge, „gesund“ die Finanzlage. „Das Geschäft ist in allen Regionen und allen Handelsformen gewachsen.“ Und so werde es in diesem Jahr auch weitergehen.

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Selbst für die Unternehmenskenner an der Börse war das eine angenehme Überraschung, denn nicht nur die Konjunktur macht Sorgen. Mit dem westlichen Boykott gegen Russland ist den Spaniern ihr zweitgrößter Markt weggebrochen. Im März 2022 wollte Garcia Maceiras dort noch „so schnell wie möglich wieder starten“. Inzwischen ist das Russland-Geschäft mit rund 500 Filialen verkauft an einen arabischen Investor.

Trotzdem lieferte der Konzern jetzt einen „umwerfend guten“ Quartalsbericht, wie James Grzinic vom Analysehaus Jefferies schreibt. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf insgesamt 7,6 Milliarden Euro – Wachstum verbuchten alle Regionen und der Handel im Internet ebenso wie der stationäre. Der Gewinn kletterte um die Hälfte auf fast 1,2 Milliarden Euro. Die Gewinnmarge entwickle sich besser als zu Spitzenzeiten vor der Pandemie, schreibt Grzinic.

Ein heimlicher Star aus Braunschweig

Es gibt sonst nicht viele gute Nachrichten aus der Branche. Hugo Boss erlebt gerade nach langer Krise eine neue Blüte, und der Modekonzern New Yorker mit Sitz in Braunschweig gilt als ein heimlicher Star der Branche – ist öffentlich aber schweigsam.

Rundum ist das Bild dagegen meist trübe. Zuerst hat die Pandemie die stationären Läden getroffen, jetzt hält die Inflation die Kundschaft auch bei den Onlinehändlern fern. Die Logistik funktionierte lange nicht, die Kosten steigen. In diesem Jahr hätten bereits 37 Modeanbieter Insolvenzantrag gestellt, hat die Insolvenzberatung Falkensteg im Auftrag des Fachblatts „Textilwirtschaft“ ermittelt. „Das Jahr 2023 hat offenbar das Potenzial, sich zu einem Annus horribilis des Modehandels zu entwickeln“, heißt es in der Analyse.

Auch die Großen spüren die Krise

Das spüren nicht nur die kleineren Anbieter. Der irische Moderiese Primark muss sparen und hat die Schließung von Filialen angekündigt. Die schwedische Kette H&M, einst der Platzhirsch, hat erheblich an Boden verloren.

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Während der Aktienkurs von Inditex in den vergangenen zwölf Monaten um die Hälfte gestiegen ist, hat die H&M-Aktie rund 7 Prozent verloren. In der nächsten Woche wird der Konzern seine Quartalsbilanz vorlegen.

Auch die Onlinehändler, die großen Gewinner der Pandemie, lassen Federn. Ob Zalando oder About you – die Ergebnisse enttäuschten zuletzt.

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„Inditex ist der Erfinder des vertikal integrierten Geschäftsmodells“, erklärt Christiane Beyerhaus, Professorin an der International School of Management (ISM), den Erfolg der Spanier: „Es wird alles aus einer Hand gesteuert – vom Design über die Produktion und Logistik bis zum Verkauf.“

Wo Primark einen Fehler machte

Gleichzeitig sorge eine ausgefeilte Datenanalyse dafür, dass das gesamte System sofort auf Kundenwünsche reagiert. Was gerade gefragt ist, wird produziert. So bleibe wenig Ware liegen, billige Abverkäufe werden minimiert – gerade in chaotischen Zeiten wie der Pandemie. Daneben hat Zara – im Gegensatz zu Primark – rechtzeitig das Onlinegeschäft aufgebaut.

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Das Erfolgsgeheimnis ist in der Branche keins, aber folgen kann im Moment kaum ein Konkurrent. Inzwischen treibt allerdings ein neuer Anbieter das Fast-Fashion-System auf die Spitze: Der chinesische Onlinemodehändler Shein tauscht die Kollektionen noch schneller und filtert die Trends direkt aus den sozialen Medien.

Shein wirbelt die Branche durcheinander

„Die Vermarktung machen eigentlich die Kunden über Tiktok“, erklärt Branchenexpertin Beyerhaus. Für Inditex sieht sie darin allerdings vorerst keine Bedrohung. Die Spanier hätten Zara inzwischen höher positioniert und seien aus dem Teeniesegment herausgewachsen.

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