Wirtschaft und Inflation wachsen – wird jetzt alles teurer?

Ein Einkauf liegt in einem Einkaufs­wagen in einem Super­markt. Die Sorge vor der Inflation ist wieder da. In den USA machte die jährliche Teuerungs­rate jüngst einen kräftigen Sprung auf 4,2 Prozent, in Europa zieht sie seit Jahres­beginn an.

Ein Einkauf liegt in einem Einkaufs­wagen in einem Super­markt. Die Sorge vor der Inflation ist wieder da. In den USA machte die jährliche Teuerungs­rate jüngst einen kräftigen Sprung auf 4,2 Prozent, in Europa zieht sie seit Jahres­beginn an.

Inflation, was heißt das eigentlich?

Berlin. Das Wort Inflation stammt von dem lateinischen Wort „inflatio“ ab, was auf deutsch so viel wie „Aufschwellen“ bedeutet. Übersetzen lässt sich der Begriff am ehesten mit „Teuerung“. Ökonomen nutzen den Begriff Inflation, wenn sie den allgemeinen Anstieg des Preis­niveaus in einer Volks­wirtschaft in einem bestimmten Zeit­raum meinen. Steigen die Preise, kann man für eine Geld­einheit weniger kaufen – das Zahlungs­mittel verliert an Wert.

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Ist Inflation etwas Schlechtes?

Nicht unbedingt. Wie in nahezu allen Bereichen des Lebens gilt: Auf die Dosis kommt es an. Etwas Inflation ist nicht verkehrt – im Gegen­teil. Wenn das Geld leicht an Wert verliert, erhöht das den Anreiz, dass es ausgegeben und nicht gespart wird. Inflation, so lang sie nicht zu hoch ist, kurbelt deshalb die Wirtschaft an. Die Europäische Zentral­bank (EZB) strebt auf mittlere Sicht eine Inflations­rate von 2 Prozent an.

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Wie hoch ist die Inflation in Deutschland?

Im Juli lagen die Verbraucher­preise in Deutsch­land um 3,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahres­monats. Das hat das Statistische Bundes­amt am Donners­tag anhand einer vorläufigen Berechnung mitgeteilt. Damit lag die Inflation erstmals seit August 2008 wieder oberhalb der Dreiprozentmarke. Stärker als derzeit sind die Preise zuletzt 1993 gestiegen.

Und wie ist die Situation in Europa?

Auch in der Euro­zone steigt die Teuerungs­rate – allerdings nicht so stark wie in Deutschland. Um 2,2 Prozent legten die Verbraucher­preise im Juli im Vergleich zum Vorjahres­monat zu, prognostiziert das Statistik­amt Euro­stat. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2018. Schätzungen waren zuvor von lediglich 2,0 Prozent ausgegangen.

Wie reagiert die EZB?

Trotz des jüngsten Anstiegs signalisierte die EZB zuletzt eine Fortsetzung ihrer sehr lockeren Geldpolitik. Die Noten­bank erklärte die jüngste Entwicklung mit vorüber­gehenden Faktoren, die eine Folge der Corona-Krise seien. Sie rechnet aber in den kommenden beiden Jahren mit Inflations­raten, die merklich unter dem Inflations­ziel von 2 Prozent liegen.

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Wird durch die Inflation alles teurer?

Nein. Vor allem Energie und Lebens­mittel sind zuletzt teurer geworden, die Preise für beide Güter­gruppen gelten aber auch als extrem schwankungs­anfällig. Viele andere Produkt­gruppen sind billiger geworden. Ökonomen halten deshalb die Kern­inflation für deutlich aussage­kräftiger. Bei diesem Wert werden schwankungs­anfällige Preise nicht berück­sichtigt. Die Kern­inflation in Europa war im Juli sogar rück­läufig. Sie sank von 0,9 Prozent auf 0,7 Prozent.

Wer leidet am stärksten unter einer hohen Inflation?

Tendenziell ist eine hohe Inflation vor allem für Menschen schlecht, die wenig Sach­vermögen besitzen und von regel­mäßigen Geld­zahlungen wie Lohn oder Rente abhängig sind. Sie können sich von ihrem Geld weniger kaufen. Für Sparer gilt das Gleiche, sofern sie ihr Geld auf dem Spar­buch oder in bar horten und nicht in Aktien oder andere Wert­anlagen investiert haben.

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Wer dagegen über viele Sach­anlagen wie etwa Immobilien verfügt, profitiert von der Inflation. Der Wert seines Vermögens wächst. Auch Menschen mit hohen Schulden hilft die Inflation – für sie ist die Schulden­last bei einer Geld­entwertung leichter zu tragen.

Bedroht die Inflation die wirtschaftliche Erholung?

Eher nicht. Solang die Menschen noch genügend Geld im Portemonnaie haben, wird eine höhere Inflation eher zu höheren Ausgaben führen. Und nach den Pandemiemonaten sind die Deutschen in Konsum­laune. Private und staatliche Konsum­ausgaben schieben derzeit das Wirtschafts­wachstum kräftig an.

Das Brutto­inlands­produkt (BIP) ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundes­amtes um 1,5 Prozent gewachsen. Zu Jahres­beginn war die Wirtschafts­leistung noch um 2,1 Prozent geschrumpft.

Auch in der Euro­zone hat die Konjunktur wieder Fahrt aufgenommen. Im zweiten Quartal stieg die Wirtschafts­leistung nach einer ersten Schätzung des Statistik­amtes Euro­stat gegenüber dem Vorquartal um 2 Prozent. Von den vier größten Volks­wirtschaften kam die Konjunktur in Spanien am stärksten in Schwung mit einem Wachstum von 2,8 Prozent. Die italienische Wirtschaft legte um 2,7 Prozent zu, während das Wachstum in Frankreich mit 0,9 Prozent schwächer ausfiel.

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