Wirecard-Skandal: Ex-Chef Braun und weitere Topmanager erneut verhaftet
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Anne Leidig, Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I, gibt eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft München I zu den neuesten Entwicklungen im Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der Wirecard AG ab.
© Quelle: picture alliance/dpa
Die Staatsanwaltschaft München macht früheren Verantwortlichen von Wirecard weitere, schwerwiegende Vorwürfe: Gegen mehrere hochrangige Mitarbeiter um den einstigen Vorstandschef Markus Braun werde wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Untreue und Marktmanipulation jeweils in mehreren Fällen ermittelt, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte. Die Beschuldigten seien nun in Haft, so die Sprecherin.
Nach ihren Worten haben Teile der Wirecard-Führung seit 2015 die Bilanzsumme von Wirecard aufgebläht. “In Wirklichkeit war den Beschuldigten seit Ende 2015 klar, dass der Wirecard-Konzern mit seinen Geschäften eigentlich Verlust erzielte”, sagte die Staatsanwaltschaftssprecherin. Braun und seine Mitwisser hätten dann Einnahmen vorgetäuscht, um an weitere Kredite und Investments von Banken zu kommen. Diese hätten 3,2 Milliarden Euro bereitgestellt, die durch die Insolvenz nun höchstwahrscheinlich verloren seien.
Bilanzfälschung bei Wirecard schon seit 2015 intern bekannt
Beim insolventen Zahlungsabwickler Wirecard sind nach Erkenntnissen der Münchner Staatsanwaltschaft bereits seit fünf Jahren systematisch Bilanzen gefälscht und
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Braun muss wieder in Haft
Die neuen Haftbefehle richten sich unter anderem gegen einen früheren Finanzvorstand, aber auch erneut gegen Ex-Vorstandschef Markus Braun. Ein erster Haftbefehl gegen ihn war gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro außer Vollzug gesetzt. In allen Fällen sei die Haftfortdauer angeordnet worden, sagte die Sprecherin. Die drei Beschuldigten seien in München festgenommen worden, sie hätten sich nicht selbst gestellt. Noch in Untersuchungshaft befindet sich der frühere Chef der Wirecard-Tochtergesellschaft Cardsystems Middle East in Dubai.
Wirecard mit Sitz in Aschheim bei München hatte vor dem Insolvenzantrag eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf philippinischen Treuhandkonten verbucht waren, mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht existieren. Bei diesen 1,9 Milliarden Euro handelte es sich um die angeblichen Erträge von Geschäften mit Subunternehmern, die für Wirecard Kreditkartenzahlungen in Südostasien und im Mittleren Osten abwickelten. Nach derzeitigem Stand war dieses Drittpartnergeschäft entweder in Gänze oder zum allergrößten Teil erdichtet.
Nur drei profitable Tochterfirmen?
Von den insgesamt 45 Tochtergesellschaften der Muttergesellschaft Wirecard gab es überhaupt nur drei, die nennenswert profitabel waren. Über die Cardsystems in Dubai liefen die mutmaßlichen Scheingeschäfte, diese Firma steuerte 2018 mit 237 Millionen einen großen Anteil des Wirecard-Gewinns bei.
Mit dpa