In Großbritannien nur drei Stück pro Person

Warum Gurken im Supermarkt aktuell so teuer sind

Salatgurken sollten nicht unter 10 Grad aufbewahrt werden.

Für Salatgurken fallen in den Supermärkten derzeit stolze Preise an.

An höhere Preise für Obst und Gemüse mussten sich Verbraucherinnen und Verbraucher in den vergangenen Monaten bereits gewöhnen. Hohe Inflationsraten und gestiegene Kosten für Erzeuger und Handel machen den Einkauf im Supermarkt deutlich teurer. Und das spürt man derzeit extrem bei Salatgurken: Der Preis für das beliebte Gemüse ist rasant nach oben geklettert, in vielen Supermärkten liegt er längst bei mehr als 1,50 Euro – teilweise deutlich mehr.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für Aufsehen sorgte zuletzt sogar ein Tiktok-Video aus einer Edeka-Filiale in Hamburg: Eine Kundin filmte, wie Gurken zu einem Stückpreis von 3,29 Euro angeboten wurden, was in der Netzgemeinde hohe Wellen schlug. Edeka Nord bestätigte später den Preis, verwies aber darauf, dass er schon wieder nach unten korrigiert worden sei.

Auch der Preis für Paprika ist hoch

Zwar gibt es mittlerweile Schwankungen, dennoch bleiben die Gurken insgesamt teuer. Gründe dafür gibt es mehrere: Zunächst einmal ist keine Gurkensaison, das Gemüse wird aktuell also vorwiegend importiert. In den Hauptanbaugebieten in Südeuropa und Nordafrika gab es wegen der schlechten Witterungsbedingungen allerdings zuletzt eine schlechte Ernte.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Und auch um die Gurken aus Gewächshäusern ist es nicht gut bestellt: Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium läuft die Produktion dort wegen der hohen Energiekosten nicht auf dem Niveau der Jahre zuvor. „Hinzu kommen höhere Frachtkosten“, heißt es. Dadurch habe es weniger Obst und Gemüse auf dem Markt gegeben. Das betrifft neben Gurken auch Paprika, Tomaten oder Mandarinen.

Knappes Angebot bei Gurken

„Angebot und Nachfrage – das ist das eiserne Gesetz des Marktes, das für die Preisbildung entscheidend ist“, sagte ein Sprecher des Deutschen Bauernverbandes auf RND-Anfrage. „Da das Angebot an Gurken in ganz Europa derzeit gering ist, sind die Preise hoch.“ Normalerweise gebe es im März ein größeres Gemüseangebot aus den Niederlanden, so der Sprecher. Wegen der hohen Energiepreise hätten die Bauern dort allerdings entweder die beheizten Gewächshäuser noch nicht in Betrieb genommen – oder etwas später angepflanzt. „Es wird also noch eine gewisse Zeit brauchen, bis wieder größere Mengen geerntet werden und auf dem deutschen Markt sind“, so die Einschätzung des Bauernverbandes. „Dann werden die Preise auch wieder sinken.“

Unbezahlbar

Unser Newsletter begleitet Sie mit wertvollen Tipps und Hintergründen durch Energiekrise und Inflation – immer mittwochs.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Davon geht auch Peter Höfler aus, der als Gemüsebauer im bayerischen Bauernverband aktiv ist. „Derzeit gibt es wenig Angebot und eine hohe Nachfrage“, sagt er. Ihm zufolge dürfte sich das in den kommenden Wochen entspannen. Dann beginne in den Gewächshäusern in Belgien, den Niederlanden oder auch Deutschland die Ernte – und die Preise sollten wieder sinken. Allerdings gibt Höfler zu bedenken, dass die Landwirte weiterhin gestiegene Kosten hätten, die sie auch durch den Preis wieder reinholen müssten.

Wie wird sich der Preis bei Gurken entwickeln?

„Der Gurkenpreis wird sinken, sobald niederländische und deutsche Gurken in größerer Menge auf den Markt kommen“, heißt es auch vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern, in dessen Verbandsgebiet der Niederrhein und somit eines der großen deutschen Gurkenanbaugebiete liegt. Wegen der hohen Heizkosten würden die Betriebe noch warten, bis es draußen wärmer werde, sagte ein Sprecher.

Inflation in Deutschland sorgt wieder für Anstieg der Preise
Lebensmittel liegen in einem Supermarkt an der Kasse auf dem Band.

Nach einer Abschwächung im Dezember hat die Inflation in Deutschland zu Beginn des Jahres wieder an Tempo gewonnen.

Positive Signale gibt es auch aus dem Handel: „Die zuletzt durch Wettereinflüsse in den spanischen Anbaugebieten verursachten erhöhten Preise sind vorbei“, sagte ein Rewe-Sprecher. Auch er geht davon aus, dass der Preis sich wieder auf ein niedrigeres Niveau einpendelt, sobald die Gurken aus Deutschland und den Nachbarländern hinzukommen.

Keine Engpässe in Deutschland erwartet

Von einer Situation wie in Großbritannien ist Deutschland allerdings weit entfernt: Auf der Insel gibt es derzeit massive Engpässe bei Gemüse. Zuletzt wurden in manchen Supermärkten sogar die Gurken rationiert: Drei Stück pro Person durften Kundinnen und Kunden maximal einkaufen. Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium drohen solche Engpässe hierzulande jedoch nicht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
ARCHIV - 08.06.2021, Nordrhein-Westfalen, Münster: Zwei junge Wagyu Ochsen steht auf dem landwitschaftlichen Betrieb Holtmann auf einer Weide. (zu dpa "Was macht die Ampel aus dem «Agrarfrieden»?") Foto: Guido Kirchner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Kichererbsen statt Kühe: Wie sich die Landwirtschaft auf fleischlose Ernährung einstellt

Die Nachfrage nach veganem und vegetarischem Essen steigt. Auch auf der Grünen Woche locken viele Aussteller mit ihren Alternativen zu Fleischprodukten. Doch was macht das mit der Land­wirtschaft?

Die Versorgungslage mit frischem Obst und Gemüse sei gesichert, sagte eine Sprecher. Im Vereinigten Königreich kämen verstärkend die Auswirkungen des Brexit hinzu – beispielsweise mit Blick auf die Saisonarbeiter oder Einfuhren aus der EU.

Rukwied: Bauern müssen wirtschaften können

Bauernpräsident Joachim Rukwied machen jedoch noch andere Entwicklungen Sorgen – auch bezüglich der Preise. „Wenn die Bundesregierung die Vorschläge der EU, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu halbieren, mitträgt, wird der Anbau von heimischem Obst und Gemüse weiter deutlich zurückgehen“, sagte er dem RND. „Dann werden die Preise für Lebensmittel noch weiter steigen.“ Hintergrund ist, dass es aus der EU-Kommission Pläne gibt, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.

Rukwied verwies zudem darauf, dass sich der seit vergangenem Oktober angehobene Mindestlohn auch auf die Preise der Erzeugnisse aus Deutschland auswirken müsse. „Eines ist klar: Unsere Bauern brauchen auch diese höheren Preise, um überhaupt weiter wirtschaften zu können. Diese politischen Vorgaben machen die Lebensmittel teuer.“

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Top Themen

Energiekosten
 
49-Euro-Ticket
 
Weitere Top-Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken