Autokonzern plant Megadeal

VW will Porsche an die Börse bringen

Vor der Stuttgarter Porsche-Zentrale hat sich der Autobauer ein Denkmal gesetzt.

Vor der Stuttgarter Porsche-Zentrale hat sich der Autobauer ein Denkmal gesetzt.

Hannover. VW bereitet einen Milliardendeal vor: Es liefen „fortgeschrittene Gespräche“ darüber, die Sportwagentochter Porsche an die Börse zu bringen, teilte der Konzern mit. Nach Meinung von Experten verbirgt sich hinter der Nobelmarke ein Wert im hohen zweistelligen Milliardenbereich. Beim Verkauf eines größeren Aktienpakets an der Börse würde der sichtbar und könnte auch den Börsenwert des gesamten VW-Konzerns entsprechend steigern.

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Aktienkurse steigen heftig

Gerüchte um einen möglichen Börsengang bewegen seit Monaten die Kurse, und auf die Bestätigung reagierten die Anleger euphorisch. Der Kurs der VW-Aktie sprang an einer sonst schwachen Börse um 9 Prozent, der Mutterkonzern Porsche SE gewann sogar mehr als 10 Prozent.

Endgültig beschlossen ist allerdings noch nichts: VW und die Porsche SE hätten eine „Eckpunktevereinbarung“ ausgehandelt, die noch die Zustimmung der Gremien brauche. „Wenn sich der Vorstand entschieden hat, bringt er es in den Aufsichtsrat“, hieß es in Wolfsburg.

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Das Thema sei „hochkomplex und hochemotional“, hieß es in VW-Kreisen. Denn es geht nicht nur um viel Geld, sondern auch um die Machtverteilung in dem Autokonzern. In der VW-Welt gibt es zweimal Porsche: Die Finanzholding Porsche SE ist bereits im Dax notiert, wird von den Familien Porsche und Piëch beherrscht und besitzt die Mehrheit an den VW-Stimmrechten. Der eigentliche Autobauer, die Porsche AG mit Fabriken in Stuttgart und Leipzig, ist dagegen eine Tochtergesellschaft von VW. Für sie wird nun der Börsengang geplant.

Familien im Hintergrund

Wichtige Treiber dabei sind offenbar die Aktionärsfamilien, die sich mit ihrer Holding direkt an der Porsche AG beteiligen wollen. Sie hätten dann mehr Einfluss dort und könnten ohne den Umweg über die Wolfsburger VW-Zentrale mitreden. Die Porsches und Piëchs verstehen den traditionsreichen Sportwagenbauer nach wie vor als Familienunternehmen.

Der Porsche-Chef Oliver Blume.

Der Porsche-Chef Oliver Blume.

Auch die Porsche-Führung dringt schon länger auf mehr Eigenständigkeit im Weltkonzern. Vorstandschef Oliver Blume und Finanzvorstand Lutz Meschke brachten einen Börsengang schon öffentlich ins Gespräch, als er intern noch gar kein Thema war. Nach Meinung von Brancheninsidern drängeln außerdem die Investmentbanken, die mit der Organisation eines so großen Börsengangs viel Geld verdienen könnten.

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Die VW-Führung in Wolfsburg hält sich dagegen bisher zurück und betont stets, dass man auf die Einnahmen aus einem Aktienverkauf nicht angewiesen sei. Der extrem ehrgeizige Umbau vom Autohersteller zum Software- und Dienstleistungskonzern könne auch ohne Verkäufe finanziert werden. Vorstöße aus Stuttgart konterte VW-Chef Herbert Diess schon einmal mit der Ansage, dass das Thema nicht akut sei.

Nicht nur Vorteile für VW

Für VW wäre der Börsengang eine zweischneidige Sache. Einerseits würde er den Börsenwert des gesamten Konzerns massiv steigern und könnte – je nach Ausgestaltung des Geschäfts – Milliarden in die Konzernkasse bringen. Andererseits würde VW dabei Einfluss auf die Konzerntochter verlieren und weniger von den üppigen Porsche-Gewinnen abbekommen.

Offen ist bisher, wie die ausgehandelte Vereinbarung die verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen soll. Die Unternehmen hielten sich ebenso bedeckt wie das Land Niedersachsen als zweitgrößter VW-Aktionär. Die Landesregierung teilte lediglich mit: „Eine abschließende Entscheidung über einen möglichen Börsengang der Porsche AG ist noch nicht getroffen worden. Die Durchführung einer solchen Transaktion steht unter dem Vorbehalt weiterer Prüfungen sowie einer finalen Zustimmung der Gremien.“

Viele Fragen sind noch offen

Als sicher gilt, dass VW die Mehrheit an der Porsche AG behalten würde – nur ein Teilverkauf kommt in Betracht. Wollen sich die Familien Porsche und Piëch einen nennenswerten Anteil dieser Aktien sichern, kostet sie das Milliarden. Sie müssten dafür entweder Kredite aufnehmen oder einen Teil ihrer 53-prozentigen VW-Beteiligung zur Finanzierung verkaufen.

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Wolfgang Porsche ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche SE eine Schlüsselfigur.

Wolfgang Porsche ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche SE eine Schlüsselfigur.

Dann wäre wiederum die Frage, ob einer der anderen Großaktionäre – Land Niedersachsen und Emirat Katar – dieses VW-Paket übernehmen kann und will. Spekuliert wird auch immer wieder über einen sogenannten Spin-off, bei dem Porsche-Aktien unter den bisherigen VW-Aktionären verteilt würden.

Bald tagt der Aufsichtsrat

Zu all diesen Fragen mag sich bisher niemand in Wolfsburg, Stuttgart und Hannover äußern. Die Gespräche über die Börsenpläne bestätigte man nur gezwungenermaßen in einer Pflichtmitteilung, weil entsprechende Gerüchte kursierten. Mehr Klarheit könnte es nach der nächsten turnusmäßigen VW-Aufsichtsratssitzung Anfang März oder zur Bilanzvorlage des Konzerns am 15. März geben.

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