„Nicht solide genug aufgestellt“

Volkswagen arbeitet am nächsten Sparprogramm

Das Markenhochhaus von Volkswagen auf dem Gelände des Autokonzerns in Wolfsburg.

Das Markenhochhaus von Volkswagen auf dem Gelände des Autokonzerns in Wolfsburg.

Volkswagen plant den nächsten Umbau. Die wichtigste Marke des VW‑Konzerns sei „nicht solide genug aufgestellt“, heißt es in einer internen Botschaft von Markenchef Thomas Schäfer an die Beschäftigten. Von Personalabbau ist in dem Schreiben, das dem RND vorliegt, nicht die Rede, aber: „Der Druck steigt. Die Marke Volkswagen muss handeln.“

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Das sieht man offenbar auch im Betriebsrat so: Das Geschäft steuere auf „eine sehr schwierige Phase zu“, sagte die Vorsitzende Daniela Cavallo auf Anfrage. Abstriche bei der vereinbarten Beschäftigungssicherung seien „mit uns nicht zu machen“, dafür gebe es bisher aber auch keinerlei Pläne.

Präsentation der Strategien vor Investoren

Ein Effizienzprogramm im Milliardenumfang ist bereits seit Monaten in Arbeit, jetzt soll es offenbar festgezurrt werden: In vier Wochen sollen alle Konzernbereiche ihre Strategien vor Investoren präsentieren. Dann muss auch die schwächelnde Kernmarke zeigen, wie sie gegen die wachsende Konkurrenz bestehen will.

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Während der Gesamtkonzern zuletzt sehr gut verdiente, wurden die Defizite seiner größten Marke in der Zwischenbilanz zum ersten Quartal erneut offensichtlich. Bei 20 Milliarden Euro Umsatz lieferte sie nur 600 Millionen Euro Gewinn. Allein könnte die Marke damit auf Dauer nicht bestehen, das Geld verdienen im Konzern vor allem Porsche, Audi und die Finanzsparte.

VW: Gewinnmarge von 3 Prozent

Es seien Effizienzprogramme in Arbeit, sagte Finanzchef Arno Antlitz bereits bei der Präsen­tation der Zahlen Anfang Mai. Eins betreffe die Marke VW, die für mehr als die Hälfte der Konzernproduktion steht. Zudem soll die Zusammenarbeit in der ebenfalls von Schäfer geführten Volumengruppe verbessert werden. Zu ihr gehören neben VW auch Seat, Skoda und die Transportersparte VW Nutzfahrzeuge.

Aktuell hat die Marke VW eine Gewinnmarge von 3 Prozent – von 100 Euro Einnahmen bleiben im Tagesgeschäft 3 Euro Gewinn übrig, von dem dann noch Steuern und im schlechten Fall Sonderbelastungen bezahlt werden müssen. „Damit können wir uns wichtige Zukunftsinvestitionen schlicht nicht leisten“, schreibt Schäfer. Gebraucht werde eine „nachhaltige Umsatzrendite von 6,5 Prozent“.

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Einlassen auf Preiskampf

Das wird umso schwieriger, weil der Anteil der weniger gewinnträchtigen Elektroautos wächst und dort bereits der Preiskampf beginnt. Tesla hat in den vergangenen Monaten mehrmals die Preise gesenkt und will die Produktion massiv ausbauen. Die Amerikaner konkurrieren inzwischen direkt mit VWs günstigstem Elektroauto ID.3 und können sich das dank extrem effizienter Produktion auch leisten. Bei VW dagegen würde es sehr schnell eng werden.

Antlitz hat deshalb jüngst betont, dass sich VW nicht auf einen Preiskampf einlassen wolle. „Marge statt Menge“ sei das Prinzip, „wir haben eine starke Position im Preisumfeld“. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht dagegen alle etablierten Hersteller angesichts der doppelten Herausforderung durch Tesla und chinesische Marken unter Zugzwang. „Der Preiskrieg bei Elektroautos hat erst begonnen“, sagte der Leiter des Duisburger Center Automotive Research dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). In China und den USA sei er schon zu beobachten, nach Europa werde er bald kommen – „so sicher wie das Amen in der Kirche“.

VW-Betriebsratschefin: „Die Märkte flauen ab, der Wettbewerb wird härter“

Davor warnt indirekt auch die VW‑Betriebsratschefin. „Die Märkte flauen ab, der Wettbewerb wird härter“, sagt Cavallo. Die guten Zahlen des Konzerns verschleierten die Probleme im Massenmarkt, für den vor allem die Marke VW steht. Schäfers Ankündigung eines „Performance Programms“ habe man zur Kenntnis genommen, nun könnten Gespräche beginnen. Verbesserungen „haben wir schon immer unterstützt und mit vorangetrieben“.

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Schäfers Schreiben ist offenbar vor allem als Weckruf gedacht und bleibt ansonsten vage. „Marke schärfen, Produkte verbessern, die Kunden ins Zentrum stellen“, heißt es da etwa. Ein zentraler Hebel sei die engere Zusammenarbeit mit Seat, Skoda und VW Nutzfahrzeuge etwa in Entwicklung und Produktion. „Jetzt passiert das, wovon lange nur geredet wurde: Synergien zwischen den Marken heben.“

Nach dem Muster Porsches

Die Botschaft richtet sich auch an Konzernchef Oliver Blume und an den Kapitalmarkt. Blume macht keinen Hehl daraus, dass er von dem seit knapp einem Jahr amtierenden Schäfer erwartet, die seit Langem schwelenden Rentabilitätsprobleme der Kernmarke zu beseitigen.

Ein Hebel dafür sind auch Planspiele für Börsengänge nach dem Muster Porsches: Ebenso wie die anderen Konzernbereiche soll auch Schäfers Volumengruppe eine Strategie entwickeln, die Kapitalanleger bei einem Börsengang überzeugen könnte – obwohl es dafür aktuell keine Pläne gibt. Der erste Test steht am 21. Juni bevor: Dann sollen alle Sparten bei einem sogenannten Kapitalmarkttag ihre Konzepte präsentieren.


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