Urlaub machen und Geld verdienen: Taugt das eigene Ferienhaus als Investment?
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Ferienhäuser und Ferienwohnungen auf der Nordseeinsel Pellworm.
© Quelle: Marcus Brandt/dpa
Stuttgart. Die jahrelangen Niedrigzinsen sorgen nicht nur dafür, dass klassische Eigenheime günstig finanzierbar sind, sondern lassen viele Menschen auch über den Kauf einer Ferienimmobilie nachdenken. Die eigene Ferienwohnung ist – jetzt auch nach dem Lockdown und der Corona-Pandemie – für viele der Traum geworden, um dem Alltag zu entfliehen.
Die Nachfrage nach Zweitwohnsitzen in deutschen Ferienregionen ist auch deswegen hoch, weil eine vermietete Urlaubsimmobilie eine solide Kapitalanlage sein kann. Laut einer Umfrage von IfD Allensbach lebten 1,26 Millionen Menschen Ende 2020 in einem Haushalt, der eine solche Immobilie besitzt. Das sind gut 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Trend zum Zweitwohnsitz als Homeoffice
Vielerorts ist das Angebot an Ferienimmobilien entsprechend knapp und steigern die Preise für hochwertige Objekte. Das geht auch aus dem aktuellen „Ferienimmobilien Marktbericht Deutschland 2021“ des Maklers Engel & Völkers hervor. Neben dem Wunsch nach Ferien im eigenen Haus werden nach Angaben der Makler auch andere Motive immer wichtiger. Kunden achten vor allem auf Werterhalt und Vermietbarkeit der Ferienimmobilie.
Ebenso zeigt der Bericht von Engel & Völkers noch einen neuen Trend auf, der durch die Corona-Pandemie ins Rollen gekommen ist: Die Nutzung des Zweitwohnsitzes als Homeoffice. Anstatt in einem Innenstadtbüro zu arbeiten, wollen viele Berufstätige künftig auch einmal in einem abgelegenen Haus im Grünen ihrem Job nachgehen. Seit Beginn der Pandemie wird dies laut der Studie bereits häufig als Kaufmotiv für eine Ferienimmobilie genannt.
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Die Pandemie und wir
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Unverändert zu den beliebten Regionen für Ferienimmobilien in Deutschland zählen die Küsten an Nordsee und Ostsee sowie die Alpenregion im Süden. „Schon vor Corona war die Ostsee eine Region mit spannender Entwicklung, steigenden Übernachtungszahlen und Raten. Dieser Trend hat sich durch Corona noch mal verstärkt. Urlaub an der Ostsee wird dabei immer beliebter“, so Sebastian Fischer, Vorstand der Primus Immobilien AG, die seit Jahren im Ferienimmobiliensegment an der Ostsee aktiv.
Mögliche Fallstricke beim Kauf
Wer über eine Ferienimmobilie nachdenkt, sollte ein paar Fallstricke kennen. So müssten sich Käufer etwa über den genauen Verwendungszeck der Immobilie im Klaren sein, sagt Helmut Kunze vom Ferienimmobilien-Entwickler Bonava.
„Soll die Immobilie dauerhaft als Zweitwohnung genutzt werden, gilt sie nicht mehr als Ferienimmobilie, beziehungsweise liegt dann keine Gewinnerzielungsabsicht vor“, erklärt Kunze. In diesem Fall könnte das steuerliche Konsequenzen haben: Der Aufwand für für die Instandhaltung ließe sich dann nicht mehr von der Steuer absetzen.
Auch sei in Bebauungsplänen klar geregelt, ob eine dauerhafte Bewohnung überhaupt erlaubt sei, oder ob die Immobilie an wechselnde Mieter vermietet werden müsste, ergänzt der Experte.
Er rät zudem: „Damit die spätere Vermietung gelingt, sollten die Anforderungen künftiger Feriengäste schon beim Kauf im Vordergrund stehen. Neben einer hochwertigen Ausstattung und genügend Platz sollten natürlich auch ausreichend Pkw-Stellplätze und eine stabile Internetanbindung vorhanden sein.“ Kamin und Sauna seien zudem gute Investitionen, um auch in den kälteren Monaten Gäste anzulocken.
Lage und nochmals Lage
Das Umfeld ist für die Vermietung ebenfalls entscheidend. Nicht nur klassische Touristenhotspots sind gefragt. Viele Menschen suchen verstärkt Ruhe abseits der größeren Städte. Gleichzeitig sollten laut Kunze die Objekte auch nicht zu abgelegen sein. Ein fußläufig erreichbarer Strand ist, ebenso wie der Blick aufs Wasser, von großem Vorteil. Der Experte weiß aber auch: „Nicht unterschätzt werden sollte allerdings die oft starke Konkurrenzsituation vor Ort, die sich in hohen Einstiegspreisen niederschlägt. Hier kann es sich lohnen, abseits der stark überlaufenen Ferienregionen zu investieren.“
Ist der Kauf am Ende getätigt, sollten erste Vorbereitungen für den Mieterwechsel getroffen werden. Onlinebuchung und -bezahlung, die Schlüsselübergabe, aber auch Reparaturen und Instandhaltungen vor Ort sollten idealerweise von einem Experten oder einer Expertin übernommen werden. „Das zusätzliche Geld hierfür ist in der Regel gut angelegt“, sagt Kunze.
Preise steigen weiter an
Ob sich allerdings die ganze Immobilie als Geldanlage lohnt, hängt sehr vom Einzelfall ab. Wer sich in Deutschland den Traum einer Urlaubsimmobilie verwirklichen will, muss mit hohen Preisen rechnen – gerade an den Küsten. „Wir beobachten derzeit einen kräftigen Preisanstieg im Segment. Im gefragten Fischerdorf Zirchow auf Usedom verkaufen wir beispielsweise aktuell Häuser zum Preis von 400.000 bis 450.000 Euro an Interessenten“, sagt Kunze.