Umfrage: Mehrheit will höhere Fleischpreise für mehr Tierwohl bezahlen
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Schweine stehen in der Bucht eines Tierwohl-Schweinestalls. Eine Mehrheit der Verbraucher in Deutschland ist nach eigenen Angaben bereit für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu zahlen.
© Quelle: Marijan Murat/dpa
Berlin. Eine Mehrheit der Verbraucher in Deutschland ist nach eigenen Angaben bereit, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu zahlen. Bei einer Umfrage des Instituts Yougov gaben dies 59 Prozent der Befragten an. 23 Prozent sagten, sie seien dazu nicht bereit. 17 Prozent machten keine Angabe.
Bundesagrarminister Cem Özdemir will 2023 neue, schwarzweiße Logos als verpflichtende Fleischkennzeichnung auf Verpackungen im Supermarkt einführen und so mehr Klarheit über die Bedingungen in den Ställen schaffen.
Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl - etwa durch Stallumbauten - zu unterstützen, sind nach Experten-Empfehlungen eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch. Die Ampel-Koalition ringt noch um eine grundsätzliche verlässliche Finanzlösung. Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch.
Bio-Läden leiden unter Krise
Doch seitdem infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren, bleiben die Kunden in den Bio-Läden immer häufiger weg. Selbst traditionsreiche Biohändler kämpfen mittlerweile ums Überleben.
„Bio-Supermärkte, Reformhäuser und Naturkostläden erleiden zurzeit deutliche Umsatzeinbußen“, sagte der Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK der Deutschen Presse-Agentur. Nach den jüngsten Zahlen der GfK lagen die Umsätze der Biosupermärkte im August um 10,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Naturkostläden und Reformhäuser verzeichneten sogar ein Minus von 37,5 Prozent. Der Chef der Bio-Kette Alnatura, Götz Rehn, klagte kürzlich: „Der Bio-Markt erlebt gerade den schlimmsten Einbruch seit 35 Jahren.“
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Die ersten Händler mussten bereits den Gang zum Insolvenzgericht antreten: Die 1927 gegründete Reformhauskette Bacher mit ihren bundesweit mehr als 100 Filialen beantragte im Sommer Insolvenz in Eigenverwaltung. Die Kette Superbiomarkt mit rund 30 Filialen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen suchte Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Doch nicht nur Branchengrößen, auch viele kleine Unverpackt-Läden kämpfen ums Überleben. Und das Branchenfachblatt „Lebensmittel Zeitung“ warnte: „Der Ausleseprozess hat gerade erst begonnen.“
„Wenn man nur die Zahlen der Fachmärkte sieht, könnte man den Eindruck haben, Bio spiele angesichts der hohen Inflation keine so große Rolle mehr im Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher. Aber das ist nicht wahr“, sagte Kecskes. Bio gewinne sogar weiter Marktanteile. Doch die Menschen hätten ihre Einkaufsverhalten deutlich geändert, um angesichts der gestiegenen Preise ihre Wünsche nach einem nachhaltigen Konsum mit ihrem kleiner werdenden finanziellen Spielraum unter einen Hut zu bringen.
Bereits seit Ende des letzten Jahres ist Kecskes zufolge zu beobachten, dass die Menschen weniger in den häufig als hochpreisig empfundenen Bio-Fachgeschäften einkaufen und stattdessen günstigere Alternativen suchen. Schritt für Schritt hätten Verbraucherinnen und Verbraucher Bio-Einkäufe in die klassischen Supermärkten wie Rewe oder Edeka verlagert.
„Jetzt sehen wir aufgrund der starken Preiserhöhungen die nächste Stufe“, sagte Kecskes. Beim Einkauf im Supermarkt werde immer öfter vom Bio-Markenprodukt zur Bio-Handelsmarke gewechselt. Oder die Bioprodukte würden gleich beim Discounter einkauft. „Die Verbraucher kaufen weiter Bio ein, aber eben günstiger.“
Das bekommen auch die Markenartikelhersteller im Bio-Bereich zu spüren. Zwischen Juni 2021 und Juni 2022 büßten sie laut GfK rund 8,9 Prozent ihrer Umsätze ein, während die Eigenmarken der Handelsketten um 9 Prozent zulegten.
Tatsächlich müssen viele Verbraucher sparen. Schließlich waren Lebensmittel nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes im September durchschnittlich um 18,7 Prozent teurer als noch ein Jahr zuvor. Und auch das Heizen, das Tanken und der Strom wurden deutlich teurer.
RND/dpa