Umbau bei Lufthansa: Jobs an der Armutsgrenze sind keine finstere Vision mehr
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Lufthansa-Chef Carsten Spohr muss den Konzern mit maximalem Schub umbauen.
© Quelle: Guido Kirchner/dpa
Hannover. Wer überlebt die Krise und wer stürzt ab? Diese Frage beherrscht momentan die Luftfahrt. Die Lufthansa hat die Chance, die heftigsten Turbulenzen in der Branche zu überstehen. Doch Corona ist noch längst nicht überstanden, und der einst so stolze Kranich sieht schon jetzt ziemlich zerrupft aus.
Nur mit Milliardenhilfe vom Staat kann Deutschlands größte Airline in der Luft gehalten werden. Dabei ist noch gar nicht einmal sicher, ob das Geld reicht. Nach aktuellen Prognosen wird es noch mindestens vier Jahre dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist – wenn das überhaupt noch möglich ist. Denn ein bedeutender Teil der weltweiten Geschäftsfliegerei könnte für immer wegbrechen.
Lufthansa muss mit Ryanair und Co. mithalten können
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat gar keine andere Wahl. Er muss den Konzern mit maximalem Schub umbauen. Erheblich weniger Passagiere, die teure Business-Class-Tickets bezahlt bekommen. Das bedeutet: Es braucht eine Runderneuerung. Mit dem Verkauf des Cateringgeschäftes oder der Techniksparte ist es nicht getan. Dem Vorstand bleibt nichts anderes übrig, als auf Tourismus zu setzen.
Die Folge: Die Lufthansa wird nicht nur kleinere Ferienfliegerkonkurrenten wegbeißen. Sie muss auch ihre Kosten drastisch senken, um dauerhaft mit Ryanair mithalten zu können. Nach jetzigem Stand der Dinge bedeutet das vor allem: Die Gehälter fürs fliegende Personal drücken. Da gibt es durchaus Spielräume bei den Piloten – die bei der Lufthansa bis zu 20.000 Euro pro Monat verdienen.
Doch zugleich droht auch ein Unterbietungswettbewerb bei den Gehältern der Flugbegleiter. Hochgradig prekäre Jobs an der Armutsgrenze sind keine finstere Vision mehr. Nationale Gewerkschaften sind zu schwach, um das zu verhindern. Weil die Lohndrückerei für die Arbeitskräfte in der Kabine längst ein europäisches Phänomen ist.