Bahn legt GDL neues Angebot vor – Streik startet trotzdem wie geplant

Im Güterverkehr hat die dritte Streikwelle am Mittwochabend um 17 Uhr begonnen.

Im Güterverkehr hat die dritte Streikwelle am Mittwochabend um 17 Uhr begonnen.

Berlin. Bis zur buchstäblich letzten Sekunde hat die Deutsche Bahn gewartet. Und vielleicht sogar noch ein bisschen länger. Um 17 Uhr begann am Mittwoch die dritte Streikwelle der Lokführergewerkschaft GDL – zunächst im Güterverkehr. Um 17.28 Uhr schickte die Nachrichten­agentur dpa eine Meldung über die Ticker. Überschrift: „Bahn legt GDL neues Angebot vor“.

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Die Bahn kommt den Lokführern weit entgegen. Sie bietet nun an, ihren Beschäftigten eine Corona-Prämie in gleicher Höhe wie im öffentlichen Dienst auszuzahlen. „Im Organisationsbereich der GDL würden je nach Entgeltgruppe 400 oder 600 Euro ausgeschüttet“, teilte das Unter­nehmen mit.

„Wir wollen nächstes Jahr operativ wieder Gewinn machen.“ Bahnchef Richard Lutz im Videointerview
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, aufgenommen in Berlin, 25.08.2021. Copyright: Florian Gaertner/photothek.de

Reisen mit der Bahn wird „deutlich attraktiver, besser und vernetzter“ – aber umgekehrte Wagenreihungen sind auch in Zukunft nicht vermeidbar, so Richard Lutz.

Bislang hatte die Bahn zwar eine Prämie in Aussicht gestellt, deren Höhe aber nicht beziffert. GDL-Chef Claus Weselsky hatte das scharf kritisiert. Die nun angebotenen 600 Euro Prämie entsprechen der Forderung der Gewerk­schaft.

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Bahn: „Wir erfüllen zentrale Forderungen der GDL“

Auch bei der umstrittenen Laufzeit des künftigen Tarifvertrages macht das Management Zugeständnisse. Statt der bisher angebotenen Laufzeit von 40 Monaten schlägt das Unternehmen nun 36 Monate vor. Die GDL hatte eine Laufzeit von 28 Monaten gefordert und außerdem verlangt, dass die erste Tarifstufe von 1,7 Prozent noch im laufenden Jahr gezahlt wird.

Darüber, dass die Löhne über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages um 3,2 Prozent steigen sollen, waren sich Management und Gewerk­schaft schon zuvor einig gewesen.

„Wir erfüllen zentrale Forderungen der GDL. Es gibt jetzt erst recht keinen Grund mehr für einen fast einwöchigen Streik“, teilte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler mit. Er appellierte an die GDL-Spitze: „Geben Sie Ihre Blockadehaltung auf. Kommen Sie nun endlich an den Verhandlungstisch und stoppen Sie die unverantwortlichen Arbeits­kampf­maß­nahmen!“ Es gebe „gar keinen Grund, sich Verhandlungen und anschließend einer Einigung zu verweigern“, fügte er hinzu.

Lokführer zunächst sprachlos

Die GDL-Spitze war von dem Angebot erkennbar überrumpelt. Die Gewerkschaft sah sich am Mittwochabend auf Anfrage des Redaktions­Netz­werks Deutschland (RND) zunächst nicht in der Lage, den Eingang des Angebots, das laut Bahn schriftlich übermittelt wurde, zu bestätigen.

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Eigentlich hatten die Lokführer geplant, nach dem Streikbeginn im Güterverkehr am Mittwoch ab Donnerstagmorgen, 2 Uhr, auch den Personenverkehr zu bestreiken. Lokführerchef Weselsky hatte das mit der „Blockadehaltung der DB-Manager“ begründet und ein substanziell verbessertes Angebot gefordert, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Ob das Angebot der Bahn aus Sicht der Gewerkschaft ausreicht und der Streik im Personenverkehr damit noch abgewendet werden konnte, war auch am Donnerstagmorgen noch unklar. Meldungen vom späten Abend, dass die GDL das Angebot abgelehnt habe und der Streik wie geplant stattfinden werde, ließen sich nicht bestätigen. Bisher liegt keine offizielle Antwort vor, sodass der Streik wie geplant in der Nacht startete.

Wirtschaftsvertreter hatten zuvor eindringlich gewarnt, dass der Streik zur Unterbrechung von Lieferketten führen und die ohnehin schon kritische Versorgungslage bei Rohstoffen weiter verschärfen könnte. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) sah sogar eine Gefährdung für die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Lockdown. „Massenguttransporte, etwa die Roh­stoff­versorgung der Stahlindustrie, müssen jetzt so weit wie möglich auf die Binnenschifffahrt verlagert werden“, erklärte der BGA.

Auch aus der Chemieindustrie, die viele Gefahrengüter aus Sicher­heits­gründen nur über den Schienenweg transportieren darf, kamen warnende Stimmen. „Das zieht einen immensen Personal­aufwand und erhebliche zusätzliche Kosten nach sich“, hieß es aus der Branche.

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Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nannte auch den mittlerweile dritten Streik der GDL in der laufenden Tarifrunde unverhältnismäßig und unverantwortlich. BDI-Präsident Siegfried Russwurm warnte vor Produktionsausfällen.

Laut ursprünglichem Plan der GDL sollte die Arbeitsniederlegung bis zum 7. September andauern.

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