E-Mobilität: Diese Start-ups jagen Tesla
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Wer stößt Tesla-Boss Elon Musk vom Thron?
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Hannover. Elon Musk kann zufrieden sein. Der Autobauer Tesla meldete im Juli den vierten Quartalsgewinn in Folge. Unterm Strich stand ein Plus von 104 Millionen Dollar. In der Vergangenheit war Tesla zwar für ehrgeizige Ziele bekannt. Doch der Konzern fuhr am Ende vor allem eines ein: hohe Verluste. Die jüngsten Geschäftszahlen deuten eine Trendwende an – sehr zur Freunde von Tesla-Boss Musk.
Tesla ist ein Börsengigant – und strotzt vor Kraft
Während die Autoindustrie weltweit unter Druck ist, strotzt Tesla nur so vor Kraft: In diesem Jahr will der US-Konzern eine halbe Million E-Autos ausliefern – trotz Corona-Pandemie. An der Börse ist der Musk-Konzern längst ein Gigant. Das Unternehmen ist mehr wert als die deutschen Platzhirsche Volkswagen, Daimler und BMW – zusammen, wohlgemerkt.
Wer das Rennen am Ende macht, ist offen. Auch die deutschen Autobauer investieren inzwischen massiv in Elektroantriebe. Allein Volkswagen will in den nächsten Jahren 33 Milliarden Euro in E-Mobilität stecken. Dabei sind es längst nicht mehr nur die Großen der Branche, die im Elektromarkt mitmischen. Ein E-Auto ist deutlich weniger komplex als ein Verbrenner. Jahrzehntelange Expertise in der Produktion ist daher nicht mehr so wichtig.
Für junge, innovative Unternehmen ist das eine Chance. Kein Wunder also, dass viele Start-ups auf den Zug aufspringen – und zum Tesla-Verfolger Nummer eins werden wollen.
Lucid Motors: Wenn Tesla-Ingenieure abspenstig werden
Die Zahl ist beeindruckend: 832 Kilometer Reichweite verspricht Lucid Motors für seine E-Limousine “Air”. Damit soll dem Tesla Model S Konkurrenz gemacht werden. Zum Vergleich: Das Musk-Premium-Modell kommt “nur” auf 647 Kilometer Reichweite. Angetrieben wird die viertürige “Air”-Limousine von zwei E-Motoren – mit insgesamt 1000 PS.
Pikant: An der Entwicklung des Autos sind zahlreiche ehemalige Tesla-Ingenieure beteiligt. Vor vier Jahren wurde das Auto der Öffentlichkeit vorgestellt. Noch in diesem Jahr soll die Produktion anlaufen. 2021 beginnt der Verkauf. Der Preis liegt bei 100.000 Dollar (etwa 91.000 Euro). Es ist das erste E-Auto überhaupt, das Lucid Motors auf den Markt bringt.
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Das US-amerikanische Unternehmen wurde 2007 gegründet.
Rivian: Das Start-up, hinter dem Amazon steht
Zugegeben: Der Name Rivian dürfte bisher nur E-Auto-Liebhabern ein Begriff sein. Das soll aber nichts heißen. Schon Ende des Jahres kommen der vollelektrische Pick-up-Truck R1T und das SUV R1S auf den amerikanischen Markt, 2021 sollen internationale Märkte folgen.
Was Rivian so besonders macht: Hinter dem Start-up stehen große Konzerne wie Amazon und Ford. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat das Unternehmen bereits 2,85 Milliarden Dollar an Eigenkapital eingesammelt. Allein Amazon investierte rund 700 Millionen Dollar, Ford steckte eine weitere halbe Milliarden in den E-Auto-Bauer.
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Das Start-up setzt bewusst auf Kooperation – anders als deutsche Autobauer, die sich lieber nicht in die Karten schauen lassen. Für Rivian zahlt sich die Zusammenarbeit aus: Amazon bestellte im Gegenzug für sein Investment gleich 100.000 Trucks. Ford nutzt die Plattform, um darauf ein eigenes E-Auto in der Premiumklasse zu bauen. Branchenkenner bezeichnen Rivian bereits als “Tesla-Killer”.
Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Kalifornien wurde 2009 gegründet.
Aiways: Der China-Hersteller setzt auf günstige Preise
Die Chinesen drücken aufs Tempo. 2017 erst wurde der Autobauer Aiways in Shanghai gegründet. Drei Jahre später kämpft der Hersteller auch in Deutschland um Marktanteile. In diesem Jahr kommt der U5 auf den Markt, ein SUV für weniger als 40.000 Euro im Basismodell.
Der Transport nach Europa erfolgt per Zug – das ist schneller und günstiger als über den Seeweg. Die Lieferzeit soll dadurch von sechs Wochen auf 16 Tage reduziert werden. Das China-Start-up verfolgt eine aggressive Strategie: Mit günstigen Preisen sollen schnell Marktanteile erobert werden.
Eine weitere Besonderheit: Das Unternehmen setzt auf künstliche Intelligenz. Das unterstreicht schon der Firmenname, der sich aus zwei Teilen zusammensetzt: “Ai” steht für artificial intelligence, also künstliche Intelligenz, und “ways” für Straße beziehungsweise Weg.
Auch bei der Ladeinfrastruktur folgt der Neuling aus China einer eigenen Strategie: Per Roboter (”Carl”) werden die Wagen mit Strom betrankt. Die Steuerung erfolgt über die Nutzer per App. Die Roboter greifen auf GPS-Daten zurück, um das Auto zu finden – und fahren dann wieder in ihre Basisstation zurück.
Der Aiways U5 ist der erste Wagen, den die Chinesen auf den Markt bringen.
Nio: Das Unternehmen war fast pleite – dann folgte die Kursrallye
Es hat nicht viel gefehlt und das Unternehmen Nio würde es heute nicht mehr geben. Nach sechs mageren Jahren stand das E-Auto-Start-up Ende 2019 mit dem Rücken zur Wand. Weniger als 300 Millionen Euro liquide Mittel waren noch in der Kasse. Der Autobauer musste gerettet werden – unter anderem vom chinesischen Staat. Heute kommt das Start-up aus Shanghai auf einen Börsenwert von rund 17 Milliarden US-Dollar.
Wie kann das sein?
Ein Teil der Antwort liegt bei dem Unternehmen, das Nio gerne in die Schranken weisen würde: nämlich Tesla. Der Hype um den Musk-Konzern weckte an den Börsen Begehrlichkeiten. Anleger kauften massenhaft E-Auto-Titel, immer in der Hoffnung auf eine ähnliche Kursexplosion wie bei Tesla. Und in der Tat: Seit Jahresbeginn legte die Nio-Aktie um 262 Prozent zu. Das Tesla-Papier schaffte “nur” 233 Prozent.
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Erst kürzlich hat Nio das Elektro-Coupé-SUV EC6 vorgestellt. Der Autobauer baut sein Portfolio Stück für Stück aus – und setzt die Konkurrenz aus Deutschland und Kalifornien mit günstigen Preisen unter Druck. So soll der EC6 in China je nach Ausstattung zwischen 44.000 und 57.000 Euro kosten. Kein Schnäppchen. Aber: Tesla verlangt auf dem chinesischen Markt für sein Model Y auch knapp 60.000 Euro. Für Audis e-tron fallen sogar 80.000 Euro an. Auch in der Leistung steht das China-Auto der Konkurrenz in nichts nach.
Allerdings: Die Erfolgsmeldungen an der Börse sollten nicht über die absoluten Zahlen hinwegtäuschen. Nio lieferte im erfolgreichen zweiten Quartal gerade mal 10.331 Autos aus. Im ganzen Jahr 2019 waren es 20.565 Autos. Tesla, der große Konkurrent, kam im selben Zeitraum auf 367.500 Fahrzeuge.
Und der Volkswagen-Konzern verkaufte im vergangenen Jahr weltweit fast elf Millionen Autos.