Tesla-Chef Elon Musk wirbelt den Kryptomarkt durcheinander: Was bezweckt er damit?
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Elon Musk schockte vergangene Woche mit seiner Kehrtwende beim Bitcoin die Kryptowelt.
© Quelle: Susan Walsh/AP/dpa
Tesla-Chef Elon Musk gilt als Experte für das sogenannte Mikromanagement. Damit ist gemeint, dass er sich immer wieder mit enorm hoher Intensität mit Detailfragen befasst. Ein eher fragwürdiges Beispiel für seine Praktiken hat Musk gerade abgeliefert. Er wirbelt die Kryptowährungen durcheinander, und quasi nebenbei kümmert er sich noch um den Baufortschritt für die neue Autofabrik im brandenburgischen Grünheide.
Bitcoin-Kurs sank kurzzeitig um mehr als 7000 Dollar
Die Digitalwährung Bitcoin schwankte binnen 24 Stunden (Stand Montagnachmittag) nach den Daten der Plattform Coinmarketcap zwischen 42.284 Dollar und 49.191 Dollar. Verursacher für das heftige Auf und Ab war Musk. Zuerst reagierte er via Twitter auf einen Nutzer namens @CryptoWhale. Dieser hatte sinngemäß behauptet: Bitcoin-Investoren würden sich ärgern, wenn sie in einigen Wochen herausfänden, dass Tesla den Rest seiner Bitcoin-Bestände verkauft hat. Musk antwortete mit nur einem Wort: „Indeed“ – auf Deutsch: „in der Tat“.
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Die Tweets lösten massive Verkäufe aus. Der Preis für einen Coin rutschte im Vergleich zu Ende voriger Woche zeitweise um mehr als 7000 Dollar ab, der Kurs sank auf den niedrigsten Wert seit gut drei Monaten. Am Vormittag schrieb der Tesla-Chef dann: „Um die Situation zu klären: Tesla hat noch keinen Bitcoin verkauft.“ Daraufhin herholte sich die Notierung wieder etwas. Der Tagesverlust machte aber am Nachmittag noch immer fast 8 Prozent aus.
Ein Ritterschlag für Bitcoin
Was soll das? Die Eskapaden des Multimilliardärs haben eine Vorgeschichte. In der Vergangenheit hat er immer wieder seine Affinität zum Internetgeld bekräftigt. Im Februar teilte er mit, dass Tesla einen größeren Teil seiner Liquiditätsreserven – im Wert von 1,5 Milliarden Dollar – in Bitcoins investieren werde. Außerdem wurde Bitcoin zum Bezahlen von Tesla-Autos eingeführt. Daraufhin ging der Kurs der beliebtesten Kryptowährung heftig in die Höhe, und zwar laut Coinmarketcap bis auf knapp 65.000 Dollar. Experten feierten dies schon als eine Art Ritterschlag für das digitale Geld. Die Aufschläge halfen jedenfalls erheblich dabei, das Ergebnis von Tesla für die ersten drei Monate in den grünen Bereich zu hieven.
Droht das gleiche Spiel nun dem Dogecoin?
Vorige Woche kam dann die Kehrtwende. Die Digitalmünzen würden nun doch nicht mehr beim Kauf akzeptiert, so Musk. Als Grund nannte er per Twitter den hohen Energieverbrauch bei Bitcoin-Transaktionen. Das passe nicht zum Elektroautobauer. Um Deals mit den Cybermünzen sicher zu machen, muss jeder Schritt von Tausenden Computern bestätigt werden. Der Strom dafür komme zumeist aus Kohlekraftwerken, betonte Musk. Seinerzeit bekräftigte er noch, dass Teslas Bitcoin-Bestand aber weiterhin gehalten werde. Gleichwohl brach der Wert einer Münze um annähernd 10.000 Dollar ein.
Mitte vorige Woche machte sich der Tesla-Chef plötzlich für Dogecoins stark. Obwohl er sie einige Tage zuvor noch als „Abzocke“ bezeichnet hatte. Er kündigte an, er werde mit den Dogecoin-Betreibern zusammenarbeiten, auf dass die digitale Währung – ursprünglich als eine Art Parodie auf den Kryptohype ins Leben gerufen – energieeffizienter werde. Konzepte dafür gibt es längst: Transaktionen könnten beispielsweise nur noch von einer überschaubaren Zahl besonders vertrauenswürdiger Rechner bestätigt werden. Musks Ankündigung beflügelte den Kurs, der zwischen Donnerstagfrüh und Freitagfrüh um noch einmal gut 50 Prozent nach oben ging, der Wert der Dogecoins ist seit Ende vorigen Jahres um sagenhafte 10.000 Prozent geklettert.
Skepsis unter Finanzexperten wächst
Musk hat all seine Manöver nicht näher begründet. Klar ist aber, er wird in der Kryptoszene wie ein Messias gefeiert. Ihm folgen viele private Anleger beinahe blind. Unter Finanzexperten wächst allerdings die Skepsis. Die Vermutung: Musk nutzt seine Popularität, um mit dem Kaufen und Verkaufen von Digitalgeld Spekulationen zu betreiben. Dieses Szenario würde bedeuten, dass er mit seinen Ansagen die Kurse in die Richtung dreht, die ihm beziehungsweise Tesla nutzen.
Mit digitalem Geld sind allerlei fragwürdige Praktiken möglich, denn es gibt bislang keine Kontrollinstanz, die Transaktionen überwacht und sanktioniert. Allerdings hat Gary Gensler, Chef der US-Börsenaufsicht SEC, vorige Woche bei einer Anhörung im Kongress gefordert, die Kryptohandelsplätze zum Schutz der Investoren besser zu kontrollieren. Auch Kriminelle sind dort aktiv: So ermittelt das US-Justizministerium wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung gegen die Plattform Binance.
Besuch auf Tesla-Baustelle
Indes besuchte Musk gestern kurzfristig die Baustelle in Grünheide, um dort möglicherweise auf eine andere Art in der Disziplin Mikromanagement zu agieren. Zwar wurden die Bauten in Rekordzeit hochgezogen, dennoch kann der ehrgeizige Zeitplan nicht eingehalten werden – eigentlich sollte die Fertigung von E-Autos schon in wenigen Wochen beginnen. Musk hatte sich beschwert, dass immer noch keine endgültigen Bewilligungen vorliegen und Tesla deshalb auf eigenes Risiko dort seine „Giga-Fabrik“ hochziehen muss. Mehrere Punkte sind umstritten. Vor allem gibt es Bedenken, wie der enorme Wasserbedarf ohne größere ökologische Folgen gedeckt werden kann. Medienberichten zufolge waren Gespräche mit der brandenburgischen Landesregierung nicht geplant, der Besuch sei „technischer Natur“.