Höhere Löhne, mehr Wachstum

Studie zeigt: Wer viele Patente anmeldet, schafft viele Jobs mit guten Gehältern

Die Glasfassade des Europäischen Patentamts erhebt sich über der Isar in München.

Die Glasfassade des Europäischen Patentamts erhebt sich über der Isar in München.

München. Es ist die mittlerweile vierte Studie, die das Europäische Patentamt (Epa) und das EU‑Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) seit 2013 zum Thema vorlegen. Die Trends sind eindeutig. Industrien, die viele Patente, Marken- oder Geschmacksmuster anmelden, schaffen mehr Arbeitsplätze, dort Beschäftigte werden deutlich besser entlohnt, und diese Branchen tragen immer mehr zur Wirtschaftskraft der EU bei. „Innovation gestützt auf ein wirkungsvolles Schutzrechtsystem ist der Schlüssel zu Wachstumssicherung und langfristiger Wettbewerbs­fähigkeit Europas“, sagt Epa‑Chef Antonio Campinos zu den Resultaten, die Deutschland eine Führungsrolle innerhalb der EU zuweisen. Geistige Schutzrechte seien bedeutender denn je, findet der Patentamtschef.

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Untersucht wurde der Zeitraum von 2017 bis 2019. In schutzrechtsintensiven Branchen waren dabei EU‑weit 61,5 von insgesamt 206 Millionen Menschen beschäftigt. Damit ist der Anteil binnen eines Jahrzehnts von 28,6 auf 29,7 Prozent gestiegen. Rechnet man Zulieferer schutzrechtsintensiver Branchen dazu, sind es sogar knapp 40 Prozent aller Beschäftigten und rund 82 Millionen Jobs. Deren Branchen sind zugleich für 47,1 Prozent der EU‑Wirtschaftsleistung verantwortlich, was in absoluten Zahlen 6,4 Billionen Euro sind. Vor einem Jahrzehnt waren es 46,2 Prozent.

Zweistellige Inflation und Rezession befürchtet
ARCHIV - 09.05.2022, Nordrhein-Westfalen, Kreuztal: Verzinkte Stahlträger werden aus dem Zinkbad gehoben. Die deutsche Wirtschaft steuert nach Einschätzung der Bundesbank auf einen längeren Konjunktureinbruch zu - bis ins kommende Jahr hinein. (zu dpa «Deutsche Bundesbank erwartet Rezession und zweistellige Inflation») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Energiekrise belastet Verbraucher und Unternehmen. Die Bundesbank sieht inzwischen wachsende Anzeichen für eine Rezession in Deutschland.

Deutschland profitiert dabei im Vergleich zu anderen EU‑Ländern nach den Daten der Studie über­propor­tional vom Schutz geistigen Eigentums. In der Bundesrepublik arbeitet gut jeder dritte Beschäftigte in einem schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweig. Diese steuern in der Summe 48,2 Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, also mehr als im EU‑Schnitt. Dabei exportieren diese deutschen Firmen aber auch nennenswert Arbeitsplätze in andere EU‑Länder. Immerhin 1,7 Millionen neue Jobs haben deutsche Unternehmen mit hohem Schutzrechtsaufkommen zwischen 2017 und 2019 anderswo in der EU geschaffen.

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„Die Studie zeigt, dass die Staaten in Europa voneinander profitieren“, betont Epa-Ökonom Ilja Rudyk. EU‑weit seien es zwar vor allem Deutsche, die geistiges Eigentum schaffen, produziert würden deren innovative Produkte aber dann oft in anderen EU‑Ländern. EU‑weit gehe jeder dritte über die eigenen Landesgrenzen hinaus in ein anderes EU‑Land exportierte Job auf das Konto deutscher Firmen. Das ist mehr als bei jeder anderen Nation.

Weitere Innovationsschübe werden erwartet

Wenn 2023 nach langem Ringen endlich das europäische Einheitspatent verbunden mit einem einheitlichen Patentgericht in Paris kommt, werde das zudem einen neuen Schub beim Schutz geistigen Eigentums auslösen, schätzt Rudyk. „Das erleichtert es Firmen, innovative Produkte an den Markt zu bringen und verbilligt es, sie rechtlich zu schützen“, schätzt der Patentexperte vor allem auch mit Blick auf deutsche Erfinder.

Besonders aktiv seien die bei Technologien im Bereich Klimaschutz. Dort entfallen fast 42 Prozent aller Patentanmeldungen EU‑weit auf Deutschland, womit deutsche Forscher für den dortigen Boom haupt­verantwortlich sind. Zwischen 2015 und 2019 wurden beim Epa in dem Bereich 12.579 Patente neu angemeldet.

Das schlägt sich in Arbeitsplätzen nieder. Fast 13 Prozent aller heimischen Jobs entfielen hierzulande zuletzt auf Firmen, die im Klimaschutz innovativ tätig sind. Die waren für fast ein Fünftel der heimischen Wirtschafts­kraft verantwortlich, was die Bedeutung dieses Bereichs für die deutsche Wirtschaft eindrucksvoll unter­streicht. EU‑weit war der für knapp ein Zehntel aller Jobs und 14 Prozent des BIP verantwortlich.

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Eine weitere Kernerkenntnis der Studie ist, dass Beschäftigte in schutzrechtsintensiven Branchen deutlich besser bezahlt werden als Mitarbeiter von Firmen, die weniger auf geistiges Eigentums setzen. „Der Mehrverdienst beträgt 41 Prozent“, haben die Studienmacher ermittelt. Nimmt man nur die Firmen, die überdurchschnittlich viele Patente anmelden, ohne diejenigen, die vor allem Geschmacksmuster oder Marken bauen, liegt der Mehrverdienst sogar bei zwei Dritteln und absolut gesehen bei rund 4000 Euro monatlich. Innovationen und deren Schutz machen sich also auch direkt im Geldbeutel des jeweiligen Personals bezahlt.

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