Smart Meter – lohnen sich die Kosten auch für kleine Haushalte?
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Smart Meter sind ab einem Stromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden im Jahr verpflichtend.
© Quelle: RheinEnergie AG/dpa-tmn
Wer viel Strom verbraucht, kommt nicht mehr drum herum: Seit Februar 2020 müssen die Stromversorger Kunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden nach und nach mit sogenannten Smart Metern ausstatten. Auf freiwilliger Basis können die Versorger aber auch kleinere Haushalte mit einem niedrigeren Stromverbrauch mit der modernen Technik ausrüsten.
Viele würden das auch gerne: In einer Umfrage der “Zeitung für kommunale Wirtschaft” (ZfK) haben sich 40 Prozent der Stadtwerke und Kommunen dafür ausgesprochen, Smart Meter flächendeckend einzuführen. Auf den Verbraucher würden dann höhere Kosten zukommen – und das Einsparpotential ist ungewiss.
Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Was ist ein Smart Meter?
Ein Smart Meter ist ein intelligenter Stromzähler, er wird für die heute in der Regel verwendeten analogen Ferraris-Zähler eingebaut. Das Smart Meter kann den Stromverbrauch in Echtzeit erfassen und übertragen. Verbraucher können sich ihren tatsächlichen Stromverbrauch (zum Beispiel pro Stunde, Tag, Woche oder Monat) über das Smart Phone oder den Computer anzeigen lassen – und so erkennen, wann sie besonders viel Strom verbrauchen. Die Smart Meter verfügen außerdem über eine Kommunikationsschnittstelle, über die Informationen an den Betreiber der Stromnetze und den Energielieferanten weitergegeben werden können.
Smart Meter sind wichtig für die Energiewende, weil sie es künftig ermöglichen sollen, Strom gezielt dann zu nutzen, wenn er gut verfügbar und günstig ist. Es weht nicht immer Wind und auch die Sonne scheint nicht immer. Dennoch muss der Strom immer gleichmäßig fließen. Auch beim Thema E-Autos werden Smart Meter relevant: Wenn nach Feierabend viele Elektroautos gleichzeitig laden, könnten die Netze an ihre Grenzen stoßen. “Die intelligenten Messsysteme ermöglichen, die Erzeugung und den Verbrauch aufeinander abzustimmen”, heißt es beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Was kostet ein Smart Meter?
Das Gesetz sieht jährliche Preisobergrenzen für den Einbau und den Betrieb von Smart Metern vor. Dabei gilt: Wer viel Strom verbraucht, zahlt auch mehr. Das BMWi hat die Obergrenzen auf seiner Internetseite veröffentlicht.
Verbrauch in Kilowattstunden pro Jahr | Preisobergrenze (im Jahr) |
---|---|
bis 2.000 | 23 Euro |
2.000-3.000 | 30 Euro |
3.000-4.000 | 40 Euro |
4.000-6.000 | 60 Euro |
6.000 - 10.000 | 100 Euro |
Ab einem Jahresverbrauch von 6000 Kilowattstunden pro Jahr ist der Messstellenbetreiber verpflichtet, einen Smart Meter einzubauen. Das betrifft laut Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) aber nur 5 Prozent aller deutschen Haushalte. Außerdem müssen Haushalte mit Photovoltaik- oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (größer 7 kW) einen Smart Meter bekommen.
Für Haushalte mit geringerem Stromverbrauch kann sich der Betreiber entscheiden, auf die neue Technik umzurüsten. Dann gelten die oben genannten gesetzlichen Preisobergrenzen. Die Bundesnetzagentur weist aber daraufhin, dass die Preisobergrenzen nicht für einen freiwilligen Einbau gelten, den ein Hausbesitzer selbst beauftragt.
Zum Vergleich: Bei den alten Zählern fallen laut vzbv durchschnittlich 12 Euro im Jahr für Messstellenbetrieb und Messung an, die der Verbraucher mit der Stromrechnung zahlt.
Lohnen sich die Kosten für normale Haushalte?
Derzeit wird es schwer, die Kosten für ein Smart Meter wieder auszugleichen. Zwar können die Verbraucher durch das intelligente Messsystem Stromfresser erkennen und austauschen. Es ist aber bisher schwierig, Strom dann zu nutzen, wenn er günstig ist, weil nur wenig Stromanbieter überhaupt die dafür erforderlichen flexiblen Tarife anbieten.
So fordert der Leiter des Teams Energie beim vzbv, Thomas Engelke denn auch: “Wichtig ist zunächst einmal, dass endlich variable Stromtarife angeboten werden. Dann besteht zumindest die Möglichkeit bei höheren Stromverbräuchen und beim Betrieb von Wärmepumpen oder Ladepunkten für Elektroautos mit günstigen Tarifen zu sparen.” Ob die Kosteneinsparung die Zusatzkosten ausgleichen oder sogar übertreffen könne, müsse abgewartet werden. “Zunächst entstehen den Verbrauchern erst einmal Kosten”, warnt er.
Flexible oder dynamische Stromtarife sollen Haushalten und Unternehmen künftig ermöglichen, Strom gezielt dann zu verbrauchen, wenn er günstig ist – also beispielsweise wenn gerade so viel Wind weht, dass die Windräder viel Energie produzieren – oder zu verbrauchsarmen Nebenzeiten. Aber noch ist das Zukunftsmusik: “Auch wenn bereits einige Stadtwerke in Pilotprojekten ihren Kunden flexible Strompreise anbieten, stehen wir hier am Anfang der Entwicklung”, heißt es beispielsweise von Seiten des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).
Das Problem führt an den Anfang zurück: Für eine stundengenaue Abrechnung sind Smart Meter notwendig und die sind bislang kaum in den Haushalten angekommen.
Wie funktioniert die Umrüstung?
Der Messstellenbetreiber ist dafür verantwortlich, das Smart Meter einzubauen. Das ist nach dem Gesetz zunächst der örtliche Verteilernetzbetreiber. Haushalte mit einem Verbrauch über 6000 Kilowattstunden pro Jahr erfahren von ihm, wann und wie ihr bisheriger Stromzähler umgerüstet wird.
Mindestens drei Monate vor dem Einbau muss der Betreiber laut Gesetz per Post mitteilen, dass ein analoger Stromzähler durch ein Smart Meter ersetzt wird. Mindestens zwei Wochen vor dem Einbau kommt ein zweites Schreiben mit dem genauen Termin. Zum vereinbarten Termin kommt ein Monteur und baut das Smart Meter ein.
Die Verbraucherzentrale weist aber darauf hin, dass das nicht immer problemlos funktioniert. “Probleme beim Einbau können sich insbesondere dann ergeben, wenn der alte Zählerschrank nicht mehr passt und ersetzt werden muss. Die Kosten muss der Hauseigentümer zahlen. Kosten von mehreren hundert Euro oder noch mehr sind möglich. Dann rechnet sich der Einbau des intelligenten Messsystems auf Jahre nicht”, sagt Engelke.