Grüner, weiblicher, digitaler: Wie Siemens-Chef Roland Busch den Konzern umkrempelt

Roland Busch, Vorstandsvorsitzender des Industriekonzerns Siemens, sitzt bei der virtuellen Jahreshauptversammlung im Februar 2021 auf der Bühne.

Roland Busch, Vorstandsvorsitzender des Industriekonzerns Siemens, sitzt bei der virtuellen Jahreshauptversammlung im Februar 2021 auf der Bühne.

München. Es ist keine Kehrtwende. Aber die neuen Akzente sind deutlich, die der seit Februar amtierende Siemens-Boss Roland Busch seinem nun ganz auf Digitalisierung zugeschnittenen Technologiekonzern verordnet. Mit seiner Industriesoftware soll der Dax-Konzern künftig in die Cloud gehen, was eine Abkehr vom bisher lizenzbasierten Geschäftsmodell bedeutet.

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Neue Geschäfte, deren jährliches Weltmarktvolumen rund 120 Milliarden Euro beträgt, sollen erobert werden. Das erweitert die bisher adressierten Märkte um gut ein Viertel auf 560 Milliarden Euro und schafft neue Wachstumschancen auch durch Zukäufe. Zudem soll der Frauenanteil im Topmanagement bis 2025 von 22 auf 30 Prozent steigen. Auch grüner will Siemens werden.

„Nachhaltigkeit ist keine Option, sondern ein unternehmerischer Imperativ“, findet Judith Wiese als ebenfalls neue und seit vorigen Herbst amtierende Arbeitsdirektorin in Siemens-Vorstandsrang. Präsentiert wurde die strategische Erneuerung bei einem virtuellen Kapitalmarkttag vor Analysten.

Siemens will CO₂-Emissionen reduzieren

Siemens verspricht, sich bei allen Ankündigungen genau auf die Finger schauen zu lassen. So will der Konzern in seiner Lieferkette die Emissionen des Klimakillers Kohlendioxid (C) binnen neun Jahren um ein Fünftel reduzieren und sie bis 2050 ganz eliminieren.

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Das eigene Haus soll schon bis 2030 klimaneutral sein und mittels Kreislaufwirtschaft mit recycelten Materialien produzieren. Diese Produktion ist zunehmend digitaler Natur. Sie reicht von der Planung einer intelligenten Fabrik für den Stuttgarter Autobauer Daimler bis zu Automatisierungstechnik für den Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech, um weltweit rasch neue Fertigungsstätten für das Corona-Vakzin hochzuziehen.

Künstliche Intelligenz und digitale Zwillinge simulieren dabei jeweils erst alles im Computer – von der Funktionsfähigkeit über die Kosten bis zum CO₂-Fußabdruck der Produktion, egal ob es um Autos oder Impfstoffe geht.

Siemens adressiert den Mittelstand und kleinere Firmen

Eine derartige Verbindung der realen und digitalen Welt biete weltweit kein anderes Unternehmen, betont Busch. Vor allem auch dem Mittelstand und kleineren Firmen, die sonst mit der Digitalisierung und dem Internet der Dinge überfordert wären, soll das künftig verstärkt angeboten werden.

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Neben reiner Digitaltechnik und Dienstleistungen dazu hat Siemens nach der jüngsten Abspaltung des Sorgenkinds Energietechnik in Form des Zweitkonzerns Siemens Energy noch Zug- und Medizintechnik, letztere in Form des dritten Teilkonzerns Siemens Healthineers im Programm. Dieser neue Zuschnitt ermöglicht beachtliche Profitabilität.

So sollen in der neuen Planungsperiode bis 2025 die Umsatzrenditen im Zuggeschäft 10 bis 13 Prozent erreichen und damit einen Prozentpunkt höher liegen als bisher geplant. Ebenso stark werden die Zielrenditen im Geschäft mit smarter Infrastruktur auf nun 11 bis 16 Prozent angehoben. Hier geht es unter anderem um Gebäudetechnik. Unverändert bei stattlichen 17 bis 23 Prozent bleiben sollen die Renditen im Digitalgeschäft – und das trotz des geplanten Wandels im Geschäftsmodell zu Software aus der Cloud.

Neue Pläne sollen keine Stellen kosten

Stellen werden die neuen Pläne im Gegensatz zu früheren Strategieänderungen nicht kosten, kündigte das Management an. Das dürfte die weltweit 293.000 Siemensianer freuen. Künftig steigt ihre Zahl eventuell wegen in den Raum gestellter Zukäufe oder auch aufgestockter Wachstumsziele sogar an.

Denn Busch will die Umsätze bis 2025 nun um jährlich 5 bis 7 Prozent klettern lassen und damit stärker wachsen als die jeweiligen Märkte. Bislang war ein Umsatzplus von 4 bis 5 Prozent jährlich geplant. Die Gewinne sollen dabei überdurchschnittlich um fast ein Zehntel jährlich zulegen.

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Davon sollen auch Aktionäre profitieren. Zum einen verspricht Siemens künftig die Dividende nicht mehr zu senken und auch in schlechten Jahren zumindest stabil zu halten. Zum anderen wird ein neues Programm zum Rückkauf von Aktien im Umfang von 3 Milliarden Euro aufgelegt.

Der Nachfolger des langjährigen Siemens-Chefs Joe Kaeser ist dabei, erste Spuren zu legen. Sein Siemens hat dabei immer mehr mit einer Softwareschmiede wie SAP gemein als mit dem alten US-Rivalen General Electric.

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