Rohstoffe aus Bolivien: Neue Hoffnung für Lithiumprojekt

Auf Lithiumjagd: Ein Mitarbeiter der staatlichen Rohstoffagentur analysiert in einer Pilotanlage im Salzsee von Uyuni (Bolivien) Rohstofflösungen.

Auf Lithiumjagd: Ein Mitarbeiter der staatlichen Rohstoffagentur analysiert in einer Pilotanlage im Salzsee von Uyuni (Bolivien) Rohstofflösungen.

Ein Jahr Chaos, politische Instabilität und Ungewissheit sind vorbei. Der klare und deutliche Wahlausgang in Bolivien könnte das zurückbringen, was vielen Investoren am wichtigsten ist. Die Aussicht auf Stabilität und Berechenbarkeit rückt auch wieder ein Projekt in den Blickpunkt, das inmitten der Wirren der politischen Krise zwischen die Fronten geraten war. Für das anfangs vielbeachtete deutsch-bolivianische Joint Venture zur Lithiumproduktion wurde vor gut zwei Jahren der Startschuss gegeben.

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Autoindustrie hoffte auf Zugang zu Lithium

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und der damalige bolivianischen Außenminister Diego Pary Rodriguez zeigten sich damals zuversichtlich. Die deutsche Autoindustrie durfte hoffen, durch das Projekt einen direkten Zugang zu den weltweit größten Lithiumvorkommen zu erhalten: In Bolivien schlummern 21 Millionen Tonnen. Es war ein Abkommen, das darauf angelegt war, beide Seiten zufriedenzustellen: Deutschland bekommt Zugang zu den Rohstoffen, in Bolivien entstehen die dazu notwendigen Produktionsstätten. Beide Seiten hätten profitiert. Möglich machen sollte das der Vertrag zwischen dem bolivianischen Staatsunternehmen YLB und ACISA, einem Tochterunternehmen der im baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil ansässigen ACI Group.

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Doch dann erschütterte die innenpolitische Krise Bolivien. Ein lokales Bürgerkomitee in Potosi kritisierte, das beteiligte Unternehmen aus Deutschland habe gar keine Erfahrung in der Industrialisierung sowie in der Finanzierung des Projekts. Zudem sei die Region Potosi nur unzureichend an einem möglichen Gewinn beteiligt, sagten die Kritiker. ACISA widersprach: Ein Teil des gewonnenen Lithiums verbleibe in Bolivien, solle vor Ort zu Kathodenmaterial verarbeitet werden. Das bedeutet: Es würden vor Ort Arbeitsplätze entstehen und das Land wäre in die Wertschöpfungskette eingebunden. Doch das offenbar auch politisch motivierte Misstrauen war zu groß: Der Sprecher des Komitees, Marco Antonio Pumari, organisierte daraufhin einen Streik, „weil wir auf eine Mauer des Schweigens seitens der Regierung treffen“.

Projekt muss nun neu verhandelt werden

Die Lage spitzte sich vor den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2019 so sehr zu, dass der damalige Präsident Evo Morales unter dem Druck der Opposition per Dekret die Notbremse zog. Seitdem liegt das Projekt weitgehend auf Eis. „Es gibt derzeit keine Lithiumproduktion in Bolivien“, sagt der Unternehmer und bolivarische Lithiumexperte Humberto Rada. „Aber eigentlich wollen alle politischen Lager diese Produktion voranbringen.“ Auch die Vorbehalte gegen die Deutschen versteht er nicht: „Das wären doch eigentlich perfekte Partner mit ihren Erfahrungen.“

Seit dieser Woche ist klar, wer künftig der Ansprechpartner der Deutschen ist: Wahlgewinner ist der Sozialist Luis Arce, der jahrelang unter dem früheren Präsidenten Morales als Finanz- und Wirtschaftsminister in Bolivien die Fäden zog. Arce stand für eine berechenbare und pragmatische Wirtschaftspolitik und gilt als Befürworter des Projekts. Allerdings wird Arce mit dem kritisch eingestellten lokalen Bürgerkomitee nachverhandeln müssen. Der Umgang des neuen Präsidenten mit der Ausgangslage wird nun entscheidend sein, glaubt Michael Heinz, Geschäftsführer des Lateinamerikahilfswerks Adveniat, der selbst jahrelang in Bolivien lebte: „Ganz wichtig für die Akzeptanz der neuen Regierung ist auch, dass sie mit Blick auf die international begehrten Lithiumvorkommen des Landes sozial gerechte und ökologisch vertretbare Lösungen findet.“

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