Kolumne „Der Haushälter“

49‑Euro-Ticket: das Ticket, das Grenzen niederreißt

Zugreisende stehen am Bahnhof, um in den Zug einzusteigen. Am 1. Mai startet das Deutschlandticket.

Zugreisende stehen am Bahnhof, um in den Zug einzusteigen. Am 1. Mai startet das Deutschlandticket.

Kennen Sie den Kragentarif? Oder die Wabenübersicht mit der Preisstufenmatrix? Hinter diesen Fachbegriffen stecken echte Wunderwerke der Bürokratie. Fahrscheine für Busse und Bahnen in etliche Nachbarstädte sind so fein ziseliert bepreist, dass man bis zur Abfahrt lieber einen Doktortitel erwerben sollte.

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Aber Besserung ist in Sicht. Ab Montag gilt endlich das 49‑Euro-Ticket, offiziell Deutschlandticket. Neben seinem direkten Nutzen – ein deutlicher Preisvorteil gegenüber den meisten herkömmlichen Monatskarten – möchte ich auch einmal einen indirekten Effekt hervorheben. Denn die ÖPNV-Pauschale dürfte der Anfang vom Ende der Kleinstaaterei im Verkehrswesen sein.

Flickenteppich überzeugt keine Autofahrer

Schon jetzt wurden Millionen der neuen Tickets verkauft. Oder anders gesagt: All diese Kunden werden sich in ihrem Leben keine Kragentarife mehr bieten lassen und jeden Flickenteppich mit dem Ideal eines bundesweit einheitlichen Fahrscheins vergleichen. Das Tarifhandbuch Verkehrsverbund Rhein-Ruhr umfasst ernsthaft 298 Seiten. Und was an Fahrscheinautomaten von Weitem nach Pixelkunst aussieht, ist bei näherer Betrachtung eine Tabelle für den „Großen Grenzverkehr“. So überzeugt man keine Autofahrer.

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Zehn Prozent der Bevölkerung haben Deutschlandticket bereits gekauft

Das lange diskutierte Deutschlandticket für den Nah- und Regionalverkehr steht vor der Tür.

Klar, auch das Deutschlandticket hat Schwächen. Wer andere Menschen, das Rad oder den Hund mitnehmen will, stößt weiter auf regionale Sonderregeln. Und auch 49 Euro sind nicht für jeden bezahlbar. Aber der Trend zu einfacheren Fahrscheinen wird sich fortsetzen. Als der erste Verkehrsverbund entstand, 1965 in Hamburg, war das ein Fortschritt gegenüber den zuvor separaten einzelnen Verkehrsbetrieben. Aber nun ist Zeit für den nächsten großen Wurf.

Was, wenn alle Verbundgrenzen fallen?

Wenn ich träumen darf: Alle Verbundgrenzen sollten mittelfristig fallen. Seltenfahrer kaufen Tickets, die eine, zwei oder drei Stunden nach Entwertung gültig sind, Himmelsrichtung egal. Dazu gibt es noch ein Angebot für komplette Tage und eine Woche – aber das war es dann eigentlich auch schon. An der Wabengrenze zu wohnen ist dann kein Nachteil mehr.


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