Rewe verbündet sich mit Express-Lieferdienst Flink: Angriff auf Gorillas und Picnic?

Rewe baut ihr Engagement im Online-Lebensmittelhandel aus und steigt beim Schnelllieferdienst Flink ein.

Rewe baut ihr Engagement im Online-Lebensmittelhandel aus und steigt beim Schnelllieferdienst Flink ein.

Köln. Gorilla, Knuspr, Picnic oder Flink: In Deutschland erobern immer mehr Start-ups den Markt der Lebensmittel-Lieferdienste. Die Handelsgruppe Rewe baut nun ihr Engagement im Online-Lebensmittelhandel aus und steigt beim Schnelllieferdienst Flink ein. Rewe habe bei der jüngsten, 240 Millionen Dollar (198 Millionen Euro) umfassenden Finanzierungsrunde des Berliner Start-ups eine Minderheitsbeteiligung erworben und werde außerdem exklusiv die Warenversorgung von Flink übernehmen, teilte der Konzern am Freitag mit.

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Es geht um einen Milliardenmarkt: Der Online-Lebensmittelhandel gehört zu den größten Gewinnern in der Corona-Krise. Nach dem „Online Monitor“ des Handelsverbandes Deutschland kauften die Menschen 2020 rund 60 Prozent mehr Lebensmittel im Online-Handel als vor der Pandemie. Und das Wachstum hätte wohl noch größer sein können, wenn die Lieferkapazitäten nicht an ihre Grenzen gestoßen wären.

Flink ist einer von mehreren Schnelllieferdiensten, die zur Zeit für Bewegung im Onlinehandel mit Lebensmitteln sorgen, indem sie die Lieferung der bestellten Ware mithilfe von E-Bikes beispielsweise innerhalb von 10 Minuten anbieten. Aktuell ist Flink bereits in 19 deutschen Städten aktiv. Bekanntester Konkurrent ist Gorillas. Finanziert werden die Start-ups überwiegend durch Wagniskapital.

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Online Lebensmittel bestellen boomt in der Krise

Rewe-Chef Lionel Souque betonte, der Online-Lebensmittelhandel in Deutschland habe sich in der Corona-Krise verdoppelt. Rewe sehe sich als Marktführer mit seinen Liefer- und Abholangeboten gut positioniert. Doch sei zu erkennen, „dass sich das Liefergeschäft mit Lebensmitteln in Deutschland aktuell sehr stark ausdifferenziert“.

Neben umfassenden Vollsortiments-Anbietern wie Rewe mit bis zu 20 000 bestellbaren Artikeln träten Schnelllieferdienste, die eine kleinere Warenauswahl innerhalb weniger Minuten lieferten. Rewe wolle durch die Kooperation mit Flink von diesem Marktsegment profitieren.

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Doch ist das Tempo bei der Lieferung wirklich so wichtig? Andere Start-ups lassen sich etwas mehr Zeit. Der tschechische Online-Lebensmittelhändler Rohlik will mit seiner Tochter Knuspr ab Ende Juli von München aus den deutschen Markt aufrollen. Geliefert werden soll innerhalb von drei Stunden. Dafür ist das Warenangebot mit bis zu 16.000 Produkten aber auch deutlich größer als bei Flink oder Gorillas.

Noch mehr Zeit mit der Lieferung lässt sich der niederländische Wettbewerber Picnic. Denn er liefert die Produkte wie früher der Milchmann nur an bestimmten Tagen zu festgelegten Zeiten. So können die Zustellungen in einer Straße oder in einem Viertel gebündelt werden. Das garantiert eine bessere Auslastung der Fahrzeuge und niedrigere Kosten. Geschadet hat das dem Erfolg der Niederländer bisher nicht. Im Corona-Jahr 2020 konnte Picnic die Zahl seiner Kunden nach eigenen Angaben von 50.000 auf 200.000 erhöhen. Jetzt bereitet Picnic die bundesweite Expansion seines Liefernetzes vor.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka, der lange Zeit im E-Commerce eher zurückhaltend agierte, setzt dagegen auf eine Beteiligung an Picnic. „Picnic wird der Online-Arm von Edeka werden“, sagte Edeka-Chef Markus Mosa kürzlich. Gleichzeitig betonte er: „Wir streben keine Mehrheit an dem Unternehmen an, keine Kontrolle.“ Ein so komplexes Geschäft überlasse man am besten denen, die es könnten. „Kein stationärer Händler kann online am Ende besser sein als ein echter E-Commerce-Händler.“ Doch sicherte sich auch Edeka eine Schlüsselrolle bei der Belieferung des Start-ups.

Der E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein hält die Beteiligungsstrategie der Platzhirsche für durchaus sinnvoll: „Wenn das Experiment funktioniert, sorgt es für mehr Wachstum - wenn nicht, ist der Schaden überschaubar.“

Wirklich optimistisch ist er, was die Erfolgsaussichten gerade der Schnelllieferdienste wie Gorillas oder Flink angeht, allerdings nicht. „Es ist nicht auszuschließen, dass das Geschäftsmodell von Gorillas, Flink und Co. funktioniert, aber ich glaube es in bestehender Form nicht. Sie bedienen mit großem Aufwand eine am Ende doch recht kleine Zielgruppe, und bislang hat noch niemand bewiesen, dass man damit in Europa Geld verdienen kann.“

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RND/dpa

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