Das riesige Plus bei der Rente: So kommt die Erhöhung zustande und das bedeutet sie
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/PYCWZ42UR5H6DAUOQMAI72AMHI.jpeg)
Die Renten sollen zum 1. Juli um 5,35 Prozent in Westdeutschland und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland steigen.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbi
Berlin. 5,35 Prozent mehr im Westen und 6,12 Prozent mehr im Osten – die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland werden zum 1. Juli eine deutliche Erhöhung ihrer Bezüge erhalten. „Ich freue mich, dass wir eine deutliche Rentenanpassung ankündigen können“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. „Das ist eine gute Nachricht für die Menschen, die den Laden jahrelang am Laufen gehalten haben.“
Der Minister betonte: „Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen – sei es durch steigende Preise oder die internationale Krisenlage – ist es wichtig zu sehen, dass unser Rentensystem funktioniert.“ Die Entwicklung der Renten dürfe nicht von der Entwicklung der Löhne abgekoppelt werden.
Darum gab es andere Erwartungen
Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, sprach von „einer der höchsten Rentenanpassungen in Deutschland seit Einführung der Rentenversicherung“. Dadurch werde die hohe Preissteigerung, die in diesem Jahr erwartet werde, für die Rentner abgemildert. Dass die Rentenerhöhung im Osten höher ausfällt, hat mit der Rentenangleichung zwischen Ost und West zu tun.
Ursprünglich war insgesamt eine etwas niedrigere Rentenerhöhung erwartet worden als diejenige, die sich jetzt aus Daten des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Rentenversicherung ergibt. Heil hatte Ende November einen Wert von 4,4 Prozent genannt. Diese Einschätzung hatte auch damit zu tun, dass die Ampelkoalition den sogenannten Nachholfaktor wieder einsetzt, der die Rentenerhöhung in diesem Jahr ein Stück dämpft.
Rentengarantie und Nachholfaktor
Die Frage, ob und wie die Renten erhöht werden, orientiert sich sehr stark an der Lohnentwicklung im Vorjahr. Deshalb hatte es im vergangenen Jahr eine Nullrunde bei der Rente gegeben, da der wirtschaftliche Einbruch bei der Pandemie voll durchgeschlagen hatte. Rechnerisch wäre sogar eine Rentenkürzung fällig gewesen – aber hier hat die sogenannte Rentengarantie gegriffen, die genau das ausschließt.
Hier kommt nun der Nachholfaktor ins Spiel: Da es im vergangenen Jahr wirtschaftlich wieder aufwärts ging, steht nun eine deutliche Rentenerhöhung an. Der Nachholfaktor sieht vor, dass sie etwas gedämpft wird – als Ausgleich dafür, dass die Rentengarantie zuvor eine Rentenkürzung verhindert hat. Umso überraschender ist es, dass die Rentenerhöhung trotzdem so stark ausfällt. Genau feststellen lässt sich das eben immer erst, wenn alle notwendigen Daten vorliegen und ausgewertet sind – was nun der Fall ist.
Auf die Wiedereinführung des Nachholfaktors hatte die FDP in den Koalitionsverhandlungen gedrängt – und sich mit diesem Wunsch durchgesetzt. Das Bundesarbeitsministerium kündigte an, ein entsprechender Gesetzentwurf werde in Kürze auf den Weg gebracht. Dieser werde aber nicht nur den Nachholfaktor, sondern zugleich auch Verbesserungen für die Bezieherinnen und Bezieher von Erwerbsminderungsrenten enthalten.
Renten steigen zum 1. Juli um bis zu 6,12 Prozent
Rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner können sich auf eine Erhöhung ihrer Bezüge zum 1. Juli freuen.
© Quelle: dpa
Davor warnt die Linke
Der Sozialverband VdK bewertete die Rentenerhöhung positiv. „Vor allem arme Rentnerinnen und Rentner leiden besonders unter den steigenden Heizkosten und Lebensmittelpreisen“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Sie sind unbedingt auf eine ordentliche Rentenanpassung in diesem Jahr angewiesen.“
Der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, bezweifelte, dass die Rentenerhöhung angesichts der steigenden Preise ausreichen werde. Die Erhöhung sei „eine gute Nachricht für Rentnerinnen und Rentner“, sagte er dem RND. „Trotzdem bleibt das Problem der hohen Preise“, fügte er hinzu. „Deshalb ist diese Rentenerhöhung eben nur ein Inflationsausgleich.“
Bartsch sagte: „Läuft es schlecht und steuert die Ampel bei den Energie‑ und Lebensmittelpreisen nicht gegen, kann diese Rentenerhöhung am Ende sogar eine faktische Minusrunde bedeuten.“ Er betonte: „Unsere Forderung bleibt: Das Rentenniveau muss wieder auf lebensstandardsichernde 53 Prozent steigen – gerade angesichts der Preisexplosionen.“
Rentenversicherungspräsidentin Roßbach wies darauf hin, rückblickend habe es für die Rentnerinnen und Rentner seit 2010 ein deutliches Plus gegeben. „So sind die Standardrenten von 2010 bis 2020 im Westen um über 25 Prozent und im Osten über 37 Prozent gestiegen“, sagte sie. Der Anstieg lag damit deutlich über der Entwicklung der Inflation in diesem Zeitraum.“