O2-Chef Haas über 5G-Versteigerung: „Das Geld muss in den Mobilfunk zurückfließen“

Markus Haas, Chef vonTelefonica/O2 Markus Haas O2 Markus Haas, Chef von Telefonica/O2

Markus Haas, Chef vonTelefonica/O2 Markus Haas O2 Markus Haas, Chef von Telefonica/O2

Frankfurt. Die Auktion von Mobilfunkfrequenzen, die 6,5 Milliarden Euro für die Staatskasse gebracht hat, hält Markus Haas für einen Fehlschlag. Der Chef des Mobilfunkers Telefónica/O2 macht sich dafür stark, die Einnahmen wieder in den Mobilfunk zu investieren. Und er mahnt einen runden Tisch an, um die digitale Infrastruktur voranzubringen.

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Derzeit wird viel über bessere Infrastruktur vor allem in ländlichen Gebieten diskutiert. Wird das mit der Frequenzauktion erreicht?

Ein ganz klares Nein. Es wurden wieder Unsummen für ein Stück Papier ausgegeben. Geld, das für den Netzausbau fehlt. Deshalb hätte es die teure Auktion besser gar nicht gegeben. Als Telefónica Deutschland haben wir immer wieder dafür geworben, alternative Wege zu gehen. Die Frequenzen sollten besser gegen konkrete Ausbauzusagen vergeben werden.

Die Politik hat anders entschieden.

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Dem Markt werden durch die Auktion Milliarden entzogen. Gleichzeitig sind an die neuen Frequenzen Auflagen geknüpft, die sich mit dem vergebenen Spektrum aufgrund der physikalischen Eigenschaften überhaupt nicht erfüllen lassen. Alle Beteiligten aus Politik und Wirtschaft müssen sich daher endlich an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Lösung finden, wie wir zügig mit der richtigen Infrastruktur die digitale Zukunft Deutschlands sichern.

Wofür sollen die Einnahmen aus der 5G-Auktion verwendet werden?

Hier gibt es aus meiner Sicht nur eine Antwort: Das Geld muss wieder in den Mobilfunk zurückfließen. Ein Förderprogramm wäre eine gute Lösung. Nur dann können wir die weißen Flecken schließen und die politisch geforderte flächendeckende Versorgung ermöglichen. Wenn die Erlöse aber, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, als Quersubvention für das Festnetz dienen, konterkariert das den Ausbau von mobilem Internet auf dem Land.

Bringen uns die aktuellen Pläne der Bundesregierung mit Sanktionsdrohungen bei einem verschleppten Ausbau wirklich weiter?

Solche eindimensionalen Aktionen bringen uns nicht weiter. Ganz im Gegenteil. Sanktionen lenken nur von den vielschichtigen Gründen ab, weshalb Mobilfunknetze in Deutschland heute noch nicht da sind, wo sie sein sollten. Der Hemmschuh sind hierzulande nicht nur teure Auktionen. Auch aufwendige Genehmigungsverfahren verlangsamen den Ausbau von schnellem Internet. Hier sind die Kommunen gefordert, in der Zusammenarbeit erheblich effizienter zu werden. Es kann nicht sein, dass Gemeinden einerseits Funklöcher beklagen, andererseits auf ihren eigenen Liegenschaften aber keine Mobilfunkmasten stehen haben wollen. Dies erleben wir häufig.

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Wie weit muss der Breitbandausbau gehen? Sind superschnelle Glasfaser-Festnetzanschlüsse für jedes Haus und für jede Wohnung tatsächlich notwendig?

Wir müssen Technologie mit Augenmaß verbauen und an die Orte bringen, an denen sie benötigt wird. Glasfaser muss nicht zwangsläufig bis zu jedem Haus verlaufen. Aber sie muss optimal verzweigt sein, um Unternehmen und Haushalte zu versorgen und andererseits die riesigen Datenströme von den Mobilfunkstationen abzutransportieren. Es kann für Verbraucher und kleinere Betriebe attraktiver sein, anstelle von Glasfaser eine mobile Lösung zu nutzen. Zusammen mit Samsung haben wir ­Fixed-Wire­less-An­schlüs­se auf Basis von 5G erfolgreich getestet. Als Kunde brauche ich dafür nur einen Router und ein Empfangsgerät.

Was wollen die privaten Kunden – nach Ihrer Einschätzung – wirklich? Netflix in HD-Qualität scheint derzeit die Maximalforderung zu sein.

Der Datenverbrauch ist in einem Maße gestiegen, wie wir es uns vor einigen Jahren nicht hätten vorstellen können. Noch vor Kurzem haben O2-Privatkunden im Monat nur ein paar Megabyte genutzt. Heute sind es mehrere Gigabyte. Das ist erst der Anfang. Die Alltagsanwendungen lassen sich noch lange mit LTE abbilden. Aber irgendwann werden wir auch im privaten Bereich Anwendungen sehen, etwa in der Telemedizin, die andere Übertragungsgeschwindigkeiten verlangen. Wir müssen heute den Grundstein für Hochgeschwindigkeitsnetze von morgen legen. Das geht nur im Schulterschluss von Politik und Wirtschaft.

Spielt bei den Klagen über mangelnden Ausbau auf dem Land das Gefühl, abgehängt zu werden, eine Rolle?

Durchaus, das merkt man, wenn man sich mit Kunden oder Abgeordneten aus dünn besiedelten Landkreisen unterhält. Bei der pauschalen politischen Forderung, 5G unabhängig vom tatsächlichen Bedarf flächendeckend auszurollen, schwingt ein Gefühl der Benachteiligung von ländlichen Regionen gegenüber Städten mit. Fakt ist, dass auch auf dem Land schnelles Internet dringend erforderlich ist. Mich selbst ärgert es ja auch, wenn ich in den Bergen unterwegs bin und eine Internetseite ewig braucht, bis sie sich auf dem Handy aufbaut. Wir setzen deshalb alles daran, schnelles Breitband immer weiter in die Tiefe des Landes zu bringen.

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Von RND/Frank-Thomas Wenzel

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